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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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reicht nicht aus zum Leben.«
    Gefasst lehnte Val sich zurück und trocknete ihre Tränen. »Es ist besser, wenn dein junger Mann hierbleibt.«
    »Ich will nicht, daß er dich aufregt.«
    Val brachte ein Lächeln zustande. »Mir ist es lieber, er bleibt hier, wo ich ihn im Auge behalten kann, um festzustellen, ob er gut genug für dich ist. Und wenn ich zu dem Schluss komme, daß er es nicht ist, werde ich dafür sorgen, daß dein Großvater ihn zurechtstaucht.«
    Olivia legte ihre Wange in Vals Hand. »Er hat behauptet, daß er dich in weniger als einer Stunde rumkriegt.«
    »Das wird sich zeigen.« Val stand auf, nahm ein Papierta s chentuch und putzte sich die Nase. »Er braucht mehr als ein nettes Gesicht, um mich zu überzeugen. Ich werde meine Entscheidung zu gegebener Zeit treffen.« Nach dem emotionalen Auf und Ab fühlte sie sich nun richtig leer.
    »Vermutlich sollte ich jetzt nach oben gehen und mich um das Gästezimmer kümmern.«
    »Das übernehme ich. Ich bringe nur schnell meine Sachen in mein Zimmer.« Olivia nahm den Rucksack auf. »Ich werde kurz im Zentrum nach dem Rechten sehen. Bin gleich wieder da.«
    » Lass dir Zeit. Das gibt mir Gelegenheit, deinen jungen Mann auszufragen. Bisher hast du noch nie jemanden mit nach Hause gebracht, den ich in Verlegenheit bringen konnte.« »Dieser hier ist ziemlich gewieft.«
    »Ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen.«
    »Großmama, ich liebe dich so sehr!«
    »Das weiß ich doch. Und jetzt geh. Ich muss mich noch zurechtmachen. Wir reden später weiter, Livvy«, murmelte sie, während Olivia schon die Treppe hinauflief. »Wir hätten schon längst reden sollen.«
    Mit leichtem Schritt ging sie durch den oberen Korridor in ihr Zimmer. Sie war verliebt, und es tat überhaupt nicht weh. Der Abgrund, der sich in der letzten Zeit zwischen ihrer Großmutter und ihr aufgetan hatte, hatte sich wieder geschlossen.
    Die Zukunft lag voller wunderbarer Möglichkeiten. Olivia wollte sich beeilen und riß die Tür zu ihrem Zimmer auf. Und die Freude, die sie gerade noch beflügelt hatte, fiel plötzlich von ihr ab.
    Dort, auf dem Kissen am Kopfende ihres Bettes, lag eine einzelne weiße Rose im Sonnenlicht.

Einunddreißigstes Kapitel
    Sie konnte nicht mehr atmen. In ihrem Kopf dröhnten panische Glocken, die ihren Schädel vibrieren ließen, an ihrer Wirbelsäule hinunter pulsierten, in ihren tauben Beinen nachklangen, bis Olivia einfach auf ihre Hände und Knie fiel und wie eine Ertrinkende nach Luft schnappte.
    Sie verspürte ein überwältigendes Bedürfnis, sich zu Verkriechen.
    In den Wandschrank, in die Dunkelheit.
    Sie kämpfte jedoch gegen dieses Gefühl und die eisigen Panikanfälle an, presste ihre Hand auf ihr Hemd und starrte dann darauf, überrascht, daß sie nicht blutverschmiert war.
    Das Monster war zurück.
    Im Haus. Es war im Haus gewesen. In Gedanken hörte sie sein höhnisches Lachen, sprang gehetzt auf die Füße, stolperte über ihren Rucksack und landete auf dem Bett, ihre Finger nur Zentimeter von der vollkommenen weißen Rose entfernt.
    Sie riß die Hand zurück, als ob die Blume eine giftige Schlange wäre.
    Dann fuhr sie noch einmal zusammen, ihre Augen weiteten sich, und ein Schrei wollte sich aus ihrer Kehle befreien.
    Im Haus, dachte sie wieder. Er war ins Haus gekommen. Und ihre Großmutter war ganz allein dort unten in der Küche. Obwohl ihre Hand zitterte, griff sie nach dem Messer an ihrem Gürtel und zog es so schnell heraus, daß die Klinge an dem Leder zischte. Leise schlich sie zur Tür.
    Diesmal war sie kein hilfloses Kind mehr, und sie würde die Menschen, die sie liebte, beschützen.
    Wahrscheinlich war er längst nicht mehr hier. Olivia versuchte, vernünftig zu bleiben, logisch zu denken, spürte aber immer noch den Geschmack der Angst auf ihrer Zunge.
    Sie schlüpfte in den Korridor und hielt sich mit dem Rücken zur Wand, lauschte auf jedes Geräusch. Der Griff des Messers lag heiß in ihrer Hand.
    Sie bewegte sich leise von Raum zu Raum und suchte nach Hinweisen, einem Geruch, einer Veränderung in der Luft. Ihre Knie zitterten, als sie sich der Tür zum Dachboden näherte.
    Ob er sich dort versteckte, wo die Erinnerungen aufbewahrt wurden? Konnte er irgendwie spüren, daß die Andenken an ihre Mutter am Ende dieser schmalen Treppe sorgsam verstaut waren?
    Olivia stellte sich vor, daß sie hinaufgehen würde. Das leise Knarren ihres Gewichts auf dem alten Holz. Dann sehen würde, wie er vor der geöffneten Truhe stand,

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