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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mildem Interesse zu, wie sie fluchte, sich umdrehte, auf und ab zu laufen begann. »Immer eine lockere Antwort parat, immer einen Scherz auf den Lippen. Ich würde dich am liebsten schlagen.«
    »Nur zu. Ich verprügle keine Mädchen.«
    Er wusste , daß ihr diese Bemerkung den Rest geben würde. Olivia hielt abrupt inne und drehte sich mit geballten Fäusten, bebenden Muskeln und feurigen Augen um. Sie atmete schwer, um Beherrschung ringend, und ihre Wangen glühten wütend.
    Unter der Wut, die sich in ihm aufgestaut hatte, lag reine Bewunderung für ihre Willenskraft. Mit Vergnügen hätte sie auf ihn eingedroschen, gönnte ihm jedoch nicht die Befriedigung. Gott, was für eine Frau.
    »Ich möchte mich doch lieber zivilisiert verhalten«, erklärte sie.
    »Möchtest du nicht. Aber du bist vermutlich schlau genug, um zu wissen, daß wir nur wieder im Bett landen, wenn du mich schlägst. Du verlierst nämlich die Kontrolle, sobald ich dich berühre. Dann vergisst du den ganzen emotionalen Ballast, den du schon dein Leben lang mit dir rumschleppst. Dann geht es nur noch um dich und mich.«
    »Vielleicht hast du recht. Vielleicht hast du wirklich recht. Aber ich kann mein Leben nicht mit dir im Bett verbringen, und der Ballast wartet auf mich, sobald ich wieder aufstehe.«
    »Wirf etwas davon ab, Liv, reise mit leichterem Gepäck.«
    »Du bist so schlau!« Der bittere Beigeschmack ihrer Worte gefiel ihr nicht. »Mit deiner netten, gemütlichen Vorstadtkindheit. Mom und Dad werkeln am Wochenende im Haus herum, und du radelst mit deinen Kumpels nach der Schule in den Park.«
    Immerhin ein Fortschritt, dachte Noah bei sich. Endlich durchbricht sie ihr Schutzschild. »Vielleicht war es nicht ganz wie bei den Bradys im Fernsehen, aber davon hast du sowieso keine Ahnung, da du ja nie vor der Flimmerkiste gehockt hast.«
    »Stimmt genau, habe ich nicht. Weil meine Großmutter Angst hatte, daß eine Sendung über meine Mutter laufen könnte oder daß ich einschalten und auf einen ihrer Filme stoßen würde. Ich ging nicht in die Schule, weil mich dort jemand hätte erkennen und es Gerede hätte geben können. Oder einen Unfall. Oder Gott weiß was. Ich hatte keine Eltern, die Sonntag nachmittags mit mir faulenzten, denn meine Mutter war tot und mein Vater im Knast.«
    »Und deshalb glaubst du, daß du kein normales Leben führen kannst? Das ist doch nur eine Entschuldigung dafür, daß du deinen eigenen Gefühlen nicht traust.«
    »Und wenn schon.« Scham machte sich unter ihrer Wut bemerkbar, aber Olivia hielt sie zurück. »Wer gibt dir das Recht, über mich zu urteilen? Du hast gar keine Vorstellung davon, wie es ist, einen der wichtigsten Menschen in deinem Leben durch ein Gewaltverbrechen zu verlieren. Dabei zuzusehen. Ein Teil davon zu sein.«
    »In Gottes Namen, mein Vater war ein Cop! Jedes Mal, wenn er sich seine Pistole umschnallte und das Haus verließ, wusste ich, daß er vielleicht nie mehr zurückkommt. Manchmal, wenn er später kam, saß ich im Dunkeln am Fenster und wartete auf sein Auto.« Das hatte er noch keinem Menschen anvertraut, noch nicht einmal seiner Mutter. »In Gedanken habe ich ihn tausend Mal auf tausend verschiedene Arten verloren. Sag mir nicht, daß ich dich nicht verstehe. Ich habe Mitgefühl mit dir, es tut mir leid, daß du das durchmachen musste st, aber verdammt, erzähl mir nicht, daß ich es nicht verstehe.«
    Abermals steuerte er auf die Tür zu. »Zur Hölle damit.«
    »Warte.« Sie wollte ihm folgen, um ihn aufzuhalten, aber ihre Knie zitterten. »Bitte. Ich habe daran nicht gedacht.« Aus erschöpften, feuchten Augen blickte sie ihn an. »Es tut mir leid. Geh nicht. Bitte geh nicht. Ich brauche Luft.«
    Sie schaffte es bis zur Verandatür, griff nach dem Geländer und klammerte sich daran fest. Als sie hörte, daß er hinter ihr heraustrat, schloss sie ihre Augen. Erleichterung, Scham und Liebe strömten durch ihren Körper.
    »Ich bin völlig verkorkst, Noah. Ich habe mir immer meine Ziele gesetzt und bin direkt darauf zugesteuert. Das war für mich die einzige Möglichkeit, mit allem fertigzuwerden. Ich konnte das, was passiert war, immer wieder für lange Zeiträume verdrängen, indem ich mich nur auf das konzentrierte, was ich erreichen wollte. Ich habe keine Freundschaften geschlossen, weil ich mir gar nicht erst die Mühe gemacht habe. Menschen hätten mich nur abgelenkt. Nein, nicht.« Sie trat einen Schritt zur Seite, als er mit einer Hand über ihr Haar strich. »Ich glaube

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