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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verschwommenen Bilder in seinem Kopf zu konzentrieren. »Wir waren in Livvys Zimmer. Julie duldete keine Scheren in Livvys Zimmer.«
    »Sie waren im Erdgeschoß und sahen sie auf dem Tisch liegen, glänzend und scharf. Sie griffen danach und schnitten Ihre Frau in Stücke, weil sie nichts mehr von Ihnen wissen wollte. Wenn Sie sie nicht haben konnten, sollte sie auch kein anderer haben. Das war es doch, was Sie dachten, nicht wahr, Tanner? Die Schlampe hatte den Tod verdient.«
    »Nein, nein, nein! Dazu wäre ich niemals in der Lage. So etwas könnte ich nie tun.« Aber er erinnerte sich an das Gefühl der Schere in seiner Hand, wie seine Finger sie fest umklammert hielten, wie das Blut von der Klinge hinuntergetropft war. »Ich liebte sie. Ich liebte sie...«
    »Sie wollten es nicht tun, Sam. War es so?« Frank nahm den Faden auf und glitt wieder auf seinen Stuhl. Seine Stimme war sanft, seine Augen ruhig. »Ich weiß, wie das ist. Manchmal liebt man eine Frau so sehr, daß es einen in den Wahnsinn treibt. Wenn sie nicht zuhört, nicht hören will, was man ihr sagt, nicht versteht, was man braucht, muss man einen Weg finden, um es ihr verständlich zu machen. Das war alles, nicht wahr? Sie wollten einen Weg finden, um sie zum Zuhören zu zwingen, und sie weigerte sich. Sie verloren die Nerven. Außerdem waren Drogen im Spiel. Sie hatten sich einfach nicht unter Kontrolle. Sie bekamen Streit, und die Schere lag auf dem Tisch. Vielleicht ging sie auf Sie los. Dann ist es einfach passiert, bevor Sie sich dagegen wehren konnten. Wie damals, als Sie ihr auch nicht wehtun wollten. Es war eine Art Unfall.«
    »Ich weiß nicht.« Tränen schwammen in seinen Augen. »Ich hatte die Schere in der Hand, aber das war hinterher. Es muss hinterher gewesen sein. Ich habe sie herausgezogen.«
    »Liwy hat Sie gesehen.«
    Sams Gesicht wurde ausdruckslos. Er starrte Frank an.
    »Was?«
    »Sie hat Sie gesehen. Und sie hat Sie gehört, Sam. Deshalb kam sie nach unten. Ihre vierjährige Tochter ist eine Tatzeugin. Auf der Mordwaffe sind Ihre Fingerabdrücke. Wir haben Ihre blutigen Fußspuren im ganzen Haus gefunden. Im Wohnzimmer, im Flur, auf der Treppe. Auf dem Türrahmen zum Zimmer Ihrer Tochter sind blutige Fingerabdrücke, Ihre Abdrücke. Sonst war niemand im Haus, Sam, kein Einbrecher^ wie Sie uns bisher weismachen wollten. Kein Eindringling. Es gibt keine Anzeichen für einen Einbruch, nichts wurde gestohlen, Ihre Frau wurde nicht vergewaltigt. Es waren nur drei Menschen im Haus. Julie, Livvy und Sie.«
    »Es muss noch jemand dagewesen sein.«
    »Nein, Sam, niemand.«
    »Mein Gott, mein Gott, mein Gott...« Er legte zitternd den Kopf auf den Tisch, weinte wie ein Kind.
    Und als er sich wieder beruhigt hatte, legte er ein Geständnis ab.
    Frank las das unterschriebene Geständnis nun schon zum dritten Mal, stand auf, marschierte durch die winzige Kaffeeküche und gab sich mit dem bitteren Bodensatz zufrieden. Mit der Tasse in der Hand setzte er sich an den Tisch und las das Geständnis noch einmal.
    Als sein Partner hereinkam, sagte Frank, ohne aufzublicken: »In seiner Geschichte sind Lücken. So große Lücken, daß du mit deinem geliebten alten Caddy hindurchfahren könntest, ohne den Lack auch nur anzukratzen.«
    »Ich weiß.« Tracy setzte frischen Kaffee auf und ging dann zu dem verbeulten Kühlschrank und nahm sich eine Birne heraus. Er biß einmal ab, grunzte zufrieden und ließ sich nieder. »Aber der Typ ist durchgeknallt, Frank. Auf Entzug, mit den Nerven am Ende. Und in der Nacht war er völlig high. Er wird sich nie mehr in Einzelheiten an alles erinnern.«
    Tracy wischte sich den Birnensaft vom Kinn. »Wir wissen, daß er es war. Wir haben Beweise, ein Motiv, und er hatte ausreichend Gelegenheit, die Tat zu begehen. Wir haben ihn am Tatort verhaftet. Zur Hölle, wir haben sogar eine Zeugin! Und jetzt auch noch sein Geständnis. Unsere Arbeit ist getan, Frank.«
    »Stimmt, aber irgendwie habe ich kein gutes Gefühl dabei. Zum Beispiel hier - er behauptet, Livvys Spieluhr auf den Boden geworfen zu haben. Da war gar keine Spieluhr. Er bringt die beiden Abende durcheinander, in seinem Kopf sind sie zu einem verschmolzen.«
    »Er ist ein verdammter Kokser«, wiederholte Tracy ungeduldig. »Seine Behauptung, daß er erst nach dem Einbruch ankam, stimmt hinten und vorn nicht. Sie hat ihm die Tür geöffnet - ihre Schwester hat bestätigt, daß das zu ihr paßt. Dieser Typ ist nicht Richard Kimble, Kumpel. Er ist kein

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