Rueckkehr nach River's End
schütte die Spaghetti einfach in mein hohles Bein. Sie hat dein Händchen für Saucen geerbt, Val.«
»Wohl eher das meiner Mutter. Ich schwöre dir, ihre Sauce ist viel besser als meine. Dabei hatte ich mich schon gefragt, ob unser Mädchen jemals etwas anderes zubereiten würde als Forellen über einem Lagerfeuer.«
»Das Kochen liegt ihr im Blut«, bemerkte Rob und blinzelte seiner Enkelin zu. »Ihre italienischen Erbanlagen musste n sich ja früher oder später bemerkbar machen. Wir MacBrides waren dagegen noch nie für unsere Kochkünste bekannt.«
»Wofür denn, Dad?«
Er lachte und ließ seine Augenbrauen auf und ab tanzen. »Wir sind wunderbare Liebhaber, mein Schatz.«
Val schnaubte, schlug nach seinem Arm und erhob sich. »Ich räume ab«, verkündete Jamie und folgte ihr.
»Nein.« Val richtete drohend einen Finger auf ihre Tochter. »An deinem ersten Abend bleibst du vom Küchendienst verschont. Livvy ist ebenfalls befreit. Rob und ich werden abräumen, vielleicht haben wir danach wieder Platz für Kaffee und Dessert.«
»Hast du das gehört, Livvy?« David beugte sich nach vorn, um ihr ins Ohr flüstern zu können. »Wer kocht, braucht keine Töpfe zu scheuern. Das ist ein guter Handel.«
»Von nun an werde ich regelmäßig kochen.« Sie grinste ihn an. »Das macht viel mehr Spaß als das blöde Spülen. Hast du morgen Lust auf eine Wanderung, Onkel David? Wir könnten meinen neuen Rucksack ausprobieren.«
Olivia warf ihrer Großmutter einen Blick zu und versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen.
»Du verwöhnst sie, David«, jammerte Val auf dem Weg in die Küche. »Sie sollte den Rucksack erst zu ihrem Geburtstag im Herbst bekommen.«
»Ich verwöhne sie?« Mit ausdrucksloser Miene bohrte David einen Finger in Olivias Rippen. »Nein, das geht doch gar nicht. Macht es euch übrigens etwas aus, wenn ich den Fernseher einschalte? Auf Kabel wird ein Konzert eines meiner Klienten ausgestrahlt. Ich habe versprochen, es mir anzusehen.«
»Tu dir keinen Zwang an«, ermunterte ihn Val. »Leg die Füße hoch und mach es dir bequem. Deinen Kaffee bringe ich dir später.«
»Ich geh nach oben, auspacken, kommst du mit Livvy?« fragte Jamie ihre Nichte.
»Können wir nicht lieber Spazierengehen?« Olivia hatte nur auf den richtigen Augenblick gewartet. »Bevor es dunkel wird?«
»Gern.« Jamie stand auf und reckte sich. »Ich hole mir nur eine Jacke. Es wird mir guttun, die Spaghetti abzuarbeiten. Dann fühle ich mich nicht so schuldig, wenn ich mich morgen nicht im Fitnessstudio des Gästehauses abstrampele.«
»Ich sage Großmama Bescheid, wir treffen uns dann hinten.«
Selbst im Sommer waren die Abende kühl. Die Luft duftete nach Regen und feuchten Rosen. Die Julitage blieben lange hell, auch wenn sich im Osten schon ein blasser Mond abzeichnete. Dennoch tastete Olivia in ihrer Tasche nach der Lampe. Im Wald war es garantiert schon dunkel, und sie sehnte sich nach dem Wald. Dort würde sie sich sicher fühlen, sicher genug, um das zu sagen, was gesagt werden musste , und um die Fragen zu stellen, auf die sie so dringend eine Antwort suchte.
»Es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen.« Jamie atmete tief durch und betrachtete lächelnd den Garten ihres Vaters.
»Warum zieht ihr nicht zu uns?«
»Meine Arbeit ist in L.A., genau wie Davids. Aber wir freuen uns beide immer darauf, hierher zu kommen. Als ich in deinem Alter war, hielt ich das hier für die ganze Welt.«
»Aber so ist es nicht.«
»Nein.« Jamie neigte den Kopf, als sie zu Olivia hinübersah. »Aber es ist einer der schönsten Plätze der Welt. Ich habe gehört, daß du auf dem Campingplatz und im Gästehaus eine große Hilfe bist. Großpapa sagt, daß er ohne dich nicht mehr zurechtkäme.«
»Ich arbeite gern hier. Für mich ist das eigentlich gar keine richtige Arbeit.« Olivia stapfte durch eine Schlammpfütze. »Viele Menschen kommen hierher zu Besuch. Manche wissen überhaupt nichts von der Natur. Sie kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen einer Douglas- und einer Hemlocktanne, oder sie holen sich Blasen in ihren teuren Designerstiefeln. Sie glauben, je mehr man für etwas bezahlt, desto besser ist es. Das ist ganz einfach blöde.« Sie warf Jamie einen schrägen Blick zu. »Viele von ihnen kommen aus Los Angeles.«
»Autsch.« Amüsiert massierte Jamie ihr Herz. »Das hat gesessen.«
»Dort gibt es zu viele Menschen, Autos und Smog.«
»Da hast du wohl recht.« Das alles war so weit entfernt, fand
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