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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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war eine berühmte Frau. Die Menschen interessierten sich für ihr Leben, dafür, was mit ihr passierte. Sie interessierten sich für dich. Dem wollten wir dich nicht preisgeben. Du solltest eine Chance haben. Julie hätte sich für dich eine sichere, glückliche Kindheit gewünscht.«
    »Großmama hat alles weggesperrt.«
    »Mom - Großmama... Für sie war es besonders hart, Livvy. Sie hat ihre Tochter verloren.« Die Tochter, die ihr am meisten bedeutete. »Du hast ihr geholfen, damit zu leben. Kannst du das verstehen?« Sie nahm wieder Olivias Hand. »Sie brauchte dich so sehr, wie du sie brauchtest. In den letzten Jahren warst du der Mittelpunkt ihres Lebens. Dich zu beschützen war ihr sehr wichtig - und vielleicht hat sie sich dadurch selbst beschützt. Daraus kannst du ihr keinen Vorwurf machen.«
    »Das tue ich doch gar nicht. Aber es ist nicht fair, von mir zu erwarten, daß ich alles vergesse. Mit ihr oder Großpapa kann ich nicht darüber reden.« Wieder quollen Tränen hoch. Bei dem Versuch, sie zurückzuhalten, brannten Olivias Augen fürchterlich. »Ich muss mich an meine Mutter erinnern.«
    »Du hast recht. Du hast ganz recht.« Jamie legte einen Arm um Olivias Schultern und drückte sie. »Mit mir kannst du darüber sprechen. Ich werde niemandem davon erzählen. Wir werden uns gemeinsam erinnern.«
    Zufrieden legte Olivia den Kopf an Jamies Schulter. »Tante Jamie, hast du Videos von den Filmen, in denen meine Mutter mitgespielt hat?«
    »Ja.«
    »Eines Tages möchte ich sie mir ansehen. Aber jetzt kehren wir besser wieder um.« Sie stand auf und sah Jamie ernst in die Augen. »Danke, daß du mir die Wahrheit gesagt hast.«
    Was für ein Schock es doch ist, dachte Jamie, plötzlich vor einer jungen Frau zu stehen, wenn man ein Kind erwartet.
    »Ich verspreche dir noch etwas, Livvy. Das hier ist ein ganz besonderer Ort für mich. Wenn man an diesem Ort ein Versprechen gibt, muss man es halten. Ich verspreche dir, immer die Wahrheit zu sagen, egal, was passiert.«
    »Das verspreche ich dir auch.« Olivia reichte ihr die Hand. »Egal was passiert.«
    Hand in Hand schlenderten sie zurück. Am Rande der Lichtung schaute Olivia nach oben. Der Himmel hatte sich zu einem dunklen, sanften Blau verfärbt. Der Mond wirkte nicht mehr gespenstisch, sondern stand hell und klar am Nachthimmel. »Die ersten Sterne. Sie sind immer da, sogar tagsüber, auch wenn man sie nicht sehen kann. Aber ich betrachte sie gern. Das dort oben ist Mamas Stern.« Sie deutete auf ein winziges Licht am unteren Ende der Mondsichel. »Er zeigt sich immer als erster.«
    Jamies Kehle zog sich zusammen. »Das würde Julie gefallen. Sie würde sich darüber freuen, daß du an sie denkst und nicht traurig bist.«
    »Der Kaffee ist fertig!« rief Val durch die geöffnete Tür. »Für dich gibt es Caffe Latte, Liwy, mit extra viel Schaum.«
    »Wir sind schon unterwegs! Sie ist glücklich, daß du hier bist, deshalb bekomme ich Milchkaffee«, sagte Olivia zu Jamie, und ihr Lächeln strahlte so unerwartet auf und wirkte so jung, daß es Jamie fast das Herz zerriß. »Wollen wir uns unseren Anteil am Tiramisu sichern, bevor Großpapa sich alles unter den Nagel reißt?«
    Es war dieses Bild - das lange, fliegende Haar, als Olivia schnell durch die Dunkelheit rannte -, das Jamie den ganzen Abend lang vor Augen behielt.
    Sie beobachtete, wie Olivia eifrig den Nachtisch löffelte, ihren Großvater scherzhaft als schlechten Kellner tadelte und David über Einzelheiten bezüglich seines Treffens mit Madonna auf einer Party ausquetschte. Und sie fragte sich, ob Olivia reif und beherrscht genug war, um ihre Gedanken und Gefühle unter Verschluß zu halten, oder ob sie ganz einfach noch jung genug war, um sie angesichts von Süßigkeiten und interessanten Themen vorübergehend zur Seite zu schieben.
    Doch so sehr sie die letztere Möglichkeit bevorzugt hätte, drängte sich ihr doch die Vermutung auf, daß Olivia wahrscheinlich Julies schauspielerische Begabung geerbt hatte.
    Auf Jamies Herzen lastete ein schweres Gewicht, als sie sich in dem Zimmer, in dem sie als junges Mädchen geschlafen hatte, auskleidete. Die Tochter ihrer Schwester verließ sich auf sie, genau wie sie es während jener schrecklichen Tage vor acht Jahren getan hatte. Nur war sie diesmal kein kleines Mädchen mehr und würde sich nicht mit Umarmungen und Geschichten zufriedengeben.
    Sie wollte die Wahrheit erfahren, und das bedeutete, daß Jamie sich mit Teilen der Wahrheit

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