Rueckkehr nach River's End
wunderbare Aussicht auf den Wald. Sie bekommen eine Ferienwohnung im Erdgeschoß mit einer eigenen Terrasse.«
»Das klingt wundervoll. Ich weiß noch, daß ich damals Fotos vom Gästehaus gemacht habe.« Um Olivia ihre Befangenheit zu nehmen, legte Celia eine Hand auf ihre Schulter und betrachtete das Gebäude. »Es wirkt wie aus dem Boden gewachsen, wie die Bäume.«
Der Holzbau, alt und würdevoll, war drei Stockwerke hoch, und sein Haupttrakt lag unter einem steil abfallenden Dach. Die großen Fenster boten den Gästen ein atemberaubendes Panorama. Das Holz war zu einem sanften Braun verwittert und schien vor dem tiefgrünen Hintergrund genauso Teil des Waldes zu sein wie die riesigen Bäume, die hinter ihm emporragten.
Die Natursteinwege waren mit kleinen immergrünen Pflanzen, Büscheln von Farn und Wildblumen durchsetzt.
»Es wirkt überhaupt nicht störend. Wer auch immer es gebaut hat, wusste wie wichtig es ist, mit der Natur zu arbeiten, anstatt sie zu verdrängen.«
»Mein Urgroßvater. Er hat das ursprüngliche Gebäude errichtet, später bauten er, sein Bruder und mein Großvater dann an. Er hat dem Gebäude auch seinen Namen gegeben.« Olivia widerstand dem Drang, ihre feuchten Handflächen an den Jeans abzuwischen. »Dabei endet hier gar kein Fluß. Der Name ist ein Bild.«
»Dafür, daß man am Ende einer Reise Zuflucht findet«, schlug Celia vor und zauberte so ein Lächeln auf Olivias Lippen.
»Ja, ganz genau. Das war es, was ihm vorschwebte. Zunächst gab es hier nur ein Gasthaus, heute ist es ein Urlaubsgebiet. Aber wir wollen die ruhige Atmosphäre bewahren und bemühen uns, die Landschaft so weit wie irgend möglich in ihrem ursprünglichen Zustand zu belassen und dafür zu sorgen, daß das Gästehaus die Schönheit des Waldes und der Seen unterstreicht, statt von ihr abzulenken.«
»Ihr beiden sprecht dieselbe Sprache.« Frank zwinkerte. »Celia ist eine leidenschaftliche Umweltschützerin.«
»Wie jeder, der einen Funken Verstand hat«, erwiderte Olivia automatisch und erntete ein zustimmendes Nicken von Celia.
»Wir werden uns bestens verstehen. Magst du mich durch das Haus führen, während sich die großen, starken Männer um unser Gepäck kümmern?«
Olivia sah Frank an, während Celia sie schon fortzog. Die Ungeduld in ihr schien fast zu brodeln, aber sie gab nach und öffnete eine Hälfte der großen Doppeltür.
»Bei meinem ersten Besuch bin ich nie bis ins Haus vorgedrungen«, plauderte Celia munter weiter. »Damals hatte ich ein knapp bemessenes Budget und rümpfte die Nase über jeglichen Komfort. Ich war eine der ersten Hippies.«
Olivia blieb stehen, blinzelte. »Tatsächlich? Sie sehen gar nicht aus wie ein Hippie.«
»Inzwischen hole ich meine Tonperlenketten nur noch zu besonderen Anlässen heraus - zum Beispiel am Jahrestag von Woodstock.«
»War Frank auch ein Hippie?«
»Frank?« Celia warf den Kopf zurück und lachte amüsiert auf. »Doch nicht Mister Konservativ. Der Mann wurde zum Cop geboren - und zum Republikaner obendrein. Na ja«, sagte sie seufzend, »was will man machen? Oh, das ist aber hübsch.«
Sie drehte sich in der großen Empfangshalle im Halbkreis, bewunderte die Böden und Wände aus Kiefern- und Fichtenholz, den großen, gemauerten Kamin, in dem im warmen August Blumen anstelle von Flammen leuchteten. Stühle und Sofas in sanften Erdtönen waren zu gemütlichen Sitzgruppen arrangiert.
Mehrere Gäste tranken dort Kaffee oder Wein, während sie den Ausblick genossen oder ihre Wanderführer studierten.
Es gab indianische Gemälde, Wandteppiche und Läufer, außerdem Kupferkrüge mit bunten Blumenarrangements oder Grünpflanzen.
Das Ganze erinnerte eher an einen riesigen Wohnraum als an eine Hotelhalle.
Die Rezeptionstheke bestand aus poliertem Holz und war mit zwei Angestellten in gestärkten weißen Hemden und grünen Westen besetzt. Die Aktivitäten des Tages waren handschriftlich auf einer alten Schiefertafel aufgeführt, und auf der Theke stand eine Steingutschüssel mit pastellfarbenen Pfefferminzbonbons.
»Willkommen in River's End.« Die weibliche Angestellte grinste Olivia kurz an, bevor sie Celia mit einem Willkommenslächeln bedachte. »Werden Sie bei uns wohnen?«
»Ja, Celia Brady und Familie. Mein Mann und mein Sohn holen gerade unser Gepäck.«
»Schön, Mrs. Brady, wir freuen uns, Sie begrüßen zu dürfen.« Während sie sprach, bediente sie die Tastatur unter der Theke. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme
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