Rueckkehr nach River's End
viel, feierten viel und arbeiteten viel. Wir hatten unglaublichen Sex und haben uns schrecklich gefetzt. Damals wusste keiner von uns beiden, was es bedeutet, Maß zu halten.«
»Drogen?«
»Ich bin clean«, sagte sie, hob eine Hand und ließ ihr Killerlächeln aufblitzen. »Heute ist mein Körper ein Tempel, und zwar ein verdammt guter.«
»Das steht außer Zweifel«, antwortete Noah, was ihm ein Schnurren einbrachte. »Aber damals waren Drogen im Spiel.«
»Süßer, zu der Zeit wurden sie ausgeteilt wie Bonbons. Koksen war unsere liebste Partybeschäftigung. Es heißt, nachdem Sam sich in Julie verliebte, soll sie dem ein Ende gesetzt haben. Aber ich feierte immer weiter. Ruinierte meine Gesundheit, beendete meine Karriere, brachte mein Privatleben durcheinander, indem ich zwei geldgierige Arschlöcher heiratete. Zu Beginn der Achtziger war ich krank, pleite und ausgebrannt. Ich machte einen Entzug und kämpfte mich wieder nach oben. Auftritte in Sitcoms, größere Rollen in schlechten Filmen. Ich nahm, was ich kriegen konnte, und ich war dankbar dafür. Vor sechs Jahren wurde mir >Roxy< angeboten.«
»Nicht jeder redet so offen über die Fehler, die er begangen hat. Sie waren immer brutal ehrlich, wenn es um Ihr Leben ging.«
»Das gehört zu meiner persönlichen Philosophie. Ich war schon einmal berühmt, und ich bin nicht sonderlich geschickt damit umgegangen. Jetzt bin ich es wieder, und ich nehme meinen Erfolg nicht als selbstverständlich hin.«
Sie sah sich in der geräumigen Garderobe mit dem gemütlichen Sofa und den frischen Blumen um. »Manche Leute behaupten, >Roxy< hätte mir das Leben gerettet, aber sie irren sich. Ich habe mir selbst das Leben gerettet, und zu diesem Prozeß gehörte es, meine Beziehung zu Sam Tanner in die richtige Perspektive zu setzen. Ich liebte ihn. Er liebte Julie. Bedenken Sie, was es ihr gebracht hat.«
Sie nahm eine Weintraube aus einer Schale und steckte sie in den Mund. »Und was mir die Trennung von ihm gebracht hat.«
»Was hielten Sie von ihr?«
»Ich hasste sie.« Ihre Worte klangen vergnügt, ohne einen Hauch von Reue. »Sie hatte nicht nur, was ich wollte, sondern war obendrein auch noch das frische Mädchen von nebenan, während ich als verbrauchte Ex-Geliebte dastand. Ich war entzückt, als ihre Ehe in eine Krise geriet und Sam wieder in Clubs und bei Partys auftauchte. Der alte Sam. Ständig auf der Suche nach Ärger, auf der Suche nach Action.«
»Und das konnte er mit Ihnen bekommen? Die Action? Den Ärger?«
Zum ersten Mal seit Beginn des Interviews zögerte sie. Sie wollte Zeit gewinnen, stand auf und schenkte sich nach. »Damals war ich anders. Selbstsüchtig, eigensinnig. Destruktiv. Er kam auf eine Party, machte eine Bemerkung darüber, daß Julie zu müde gewesen sei oder keine Zeit hatte. Aber ich kannte ihn, kannte den Glanz in seinen Augen. Er war unglücklich, wütend und rastlos. Ich befand mich gerade zwischen den Ehen mit Arschloch Nummer Eins und Arschloch Nummer Zwei und war immer noch in Sam verliebt. Heftigste in ihn verliebt.«
Sie drehte sich um, wirkte in dem schicken roten Kostüm, das sie in der nächsten Szene tragen würde, elegant und weltgewandt. »Diese Unterhaltung ist schmerzhaft für mich. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß es so wehtun würde. Nun...« Sie hob ihr Glas und knipste ihr typisches, selbstironisches Lächeln an. »So etwas ist gut für den Charakter. Auf einer der Partys, die wir uns damals antaten, teilten Sam und ich uns eine Prise Koks auf die alten Zeiten. Ich verrate nicht, wer der Gastgeber war, das tut nichts zur Sache. Es hätte überall passieren können. Wir befanden uns in einem der Schlafräume, saßen an einem verzierten Glastisch. Der Spiegel, das silberne Messer, die hübschen kleinen Strohhalme. Ich reizte ihn wegen Julie. Ich wusste genau, wie ich ihn zur Weißglut treiben konnte.«
Sie schien nach innen zu blicken, und diesmal glaubte Noah, Bedauern zu erkennen. »Er behauptete zu wissen, daß sie es mit Lucas trieb - Lucas Manning. Er würde dem ein Ende bereiten, sagte er, und sie würde dafür bezahlen, daß sie ihn betrogen hatte. Sie hielt seine Tochter von ihm fern, wiegelte das Kind gegen ihn auf. Eher würde er sie alle in der Hölle schmoren lassen, bevor er sich durch diesen Hurensohn ersetzen ließ. So faselte er vor sich hin, und ich provozierte ihn weiter, sagte genau das, was er hören wollte. Ich konnte nur daran denken, daß er sie verlassen und zu mir zurückkehren
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