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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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sich.
    Carry und Jennifer sahen ihn erwartungsvoll an.
    „ Was ist nun mit dem Donnerwetter? Entwarnung angesagt?"
    „ Ich würde sagen, ja", antwortete er.
    „ Jede Wette, da steckt irgendeine Frau dahinter." Jennifer lächelte bedeutungsvoll.
    „ Nicht irgendeine. Da steckt die Frau dahinter."
    Marc musste lachen.
    Das Telefon auf Jennifers Schreibtisch läutete. „Ihre Mutter, Mr. Cumberland.“
    „ Stellen Sie durch in mein Büro!“ Er atmete einmal tief ein, bevor er den Hörer abnahm. Zumeist bedeutete es nichts Gutes, wenn sie ihn während der Arbeit zu sprechen verlangte. „Guten Morgen, Mom.“
    „ Marc“, sie unterbrach ihn mit schriller Stimme.
    Seine Eingeweide zogen sich bereits zusammen.
    „ Ist es wahr, Marc?“
    „ Was denn, Mom?“
    „ Millicent hat mich heute Früh angerufen. Sie war gestern Abend essen und hat dich im Restaurant in Begleitung deines Vaters und seinem ... seinem jungen Flittchen gesehen.“ Ihre Stimme überschlug sich fast.
    Marc unterdrückte ein Stöhnen und schloss für einen Moment die Augen. Er verfluchte diese Millicent, eine angebliche Freundin seiner Mutter, doch natürlich war ihm klar, dass sie es irgendwann sowieso herausbekommen hätte. Zum Teufel mit seinem Vater und dessen Weibergeschichten.
    „ Mom, bitte. Jenny ist kein Flittchen. Sie ist seine Frau.“
    „ Was?“
    Er hörte sie auf keuchen am anderen Ende der Leitung.
    „ Das ist nicht wahr. Sag, dass das nicht wahr ist!“
    „ Mom, hör mal...“
    Doch sie hatte längst schluchzend den Hörer eingehängt.
    „ Verdammt, verdammt.“
    Marc wusste, dass sie jetzt am Boden zerstört war. Sie saß sicher in dem abgewetzten großen Sessel, dem ehemaligen Lieblingsplatz seines Vaters und fühlte sich nun einsamer als je zuvor. Warum nur hatte er ihr die Tatsache, dass sein Vater wieder geheiratet hatte nicht anders, schonender beigebracht? Was war er doch für ein Esel. Schließlich kannte er sie gut genug um zu wissen, wie sie reagieren würde. Ihm war es ja selbst ähnlich ergangen. Noch mehr wunderte er sich darüber, dass er soeben für Jenny Cumberland Partei ergriffen hatte. Mein Gott, was für ein Durcheinander hier herrschte. Trotzdem musste er nun nach seiner Mutter sehen. Er konnte einfach nicht anders. Kurz vor Mittag war er mit Rafe Masterson verabredet. Bis dahin wäre er wieder hier und alles andere musste eben warten. Er stürmte an den Sekretärinnen vorbei, murmelte etwas von: nicht erreichbar und war bereits zur Tür hinaus, noch bevor die verdutzten Frauen eine Frage stellen konnten.
    Er fuhr zur Lincoln Street mit den schmucken Häuschen, der Gegend, der besser gestellten Familien in St. Elwine. In dem zweistöckigen Haus mit der weißen Fassade, das im Kolonialstil erbaut war, war Marc aufgewachsen. Jetzt wohnte nur noch seine Mutter dort. Es hatte sie schwer getroffen, als er vor vier Jahren in das neue Apartmenthaus, im Herzen der Kleinstadt, gezogen war. Für ihn selbst war diese Entscheidung richtig gewesen. Er lenkte jetzt den Wagen in die Einfahrt und überlegte, ob er gleich seinen Schlüssel benutzen oder lieber erst einmal klingeln sollte, entschloss sich aber sogleich zu Letzterem. Im Haus blieb alles still. Marc versuchte es noch ein zweites Mal - mit dem gleichen Ergebnis. Wenn sie sich nun etwas angetan hatte?
    Ihn durchfuhr ein Schreck bis tief in sein Innerstes. Mit fahrigen Händen stocherte er herum, um den Schlüssel in das Türschloss zu bekommen. Er hörte drinnen das Telefon läuten, aber niemand nahm ab. Mit raschen Schritten durchmaß er die Diele und spähte in die Küche. Marc fand sie im Wohnzimmer. Sie saß tatsächlich in dem alten Ohrensessel, noch im Morgenrock. Er vernahm das leise Klicken der Perlen des Rosenkranzes in ihren Händen. Sie hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Vorhänge aufzuziehen. Diese Tatsache erschreckte ihn mehr als alles andere.
    Schließlich war das Festhalten an der häuslichen Routine in den vergangenen Jahren das Einzige gewesen, das ihr zumindest etwas Halt zu geben schien, das und ihre Kirchgänge, ihr Engagement in der Gemeinde und unzählige Gebete. Sie hatte sich sogar in ihrem Schlafzimmer einen kleinen Altar eingerichtet.
    Seine Mutter wirkte verloren, wie sie jetzt so in dem Sessel saß. Sie war noch immer eine schöne Frau. In ihrem blonden welligen Haar, das sie halblang trug, waren einzelne graue Strähnen kaum auszumachen. Doch jetzt hatte sie es nicht mal gekämmt.
    „ Mom, warum sitzt du hier im

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