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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Dunkeln?“, fragte er sanft.
    Sie fuhr herum. „Marc.“
    „ Ich wollte dich nicht erschrecken und habe extra die Klingel benutzt. Zweimal sogar. Hast du mich nicht gehört?“
    „ Nein.“
    Er zog die Vorgänge auf und öffnete das Fenster, um frische Luft und vor allem Sonnenlicht herein zu lassen.
    „ Hast du nicht zu arbeiten?“, fragte sie plötzlich.
    „ Ja schon. Aber dein Anruf hat mich, ehrlich gesagt, etwas beunruhigt.“
    „ Beunruhigt?“
    Sie stieß ein hysterisches Kichern aus, das ihn frösteln ließ.
    „ Du wusstest also seit geraumer Zeit, dass George wieder geheiratet hat und bist nicht mal auf den Gedanken gekommen, mir davon zu erzählen. Warum auch? Ich bin ja nur deine Mutter.“
    „ Nein, so darfst du nicht denken! Ich wollte dich nicht verletzen, Mom, deshalb habe ich es dir zunächst verschwiegen. Ich wollte nur auf eine günstige Gelegenheit warten, um mit dir in Ruhe darüber zu reden. Es hatte sich bis jetzt aber nichts dergleichen ergeben.“
    „ Ach nein, wirklich. Wie lange?“
    „ Wie lange was?“, fragte er überflüssigerweise nach, obwohl er genau wusste, was sie meinte.
    „ Wie lange weißt du bereits davon?“ Megan ließ nicht locker.
    Marc seufzte resigniert auf. „Seit ein paar Wochen. Dad hat mich zur Hochzeit eingeladen.“
    „ Du hast die Einladung doch wohl nicht etwa angenommen?“ Sie machte eine kurze Pause. „Doch, natürlich hast du das“, gab sie sich schließlich selbst die Antwort. Die bitteren Vorwürfe, die er aus ihrer Stimme heraushören konnte, taten weh.
    „ Wenn ich mir vorstelle, wie ich ahnungslos versuche, mein Leben in den Griff zu bekommen, und mein eigener Sohn hintergeht mich. Erst George und jetzt auch noch du. Das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte immer, du stehst auf meiner Seite, Marc. Wie konnte ich mich nur so täuschen in all den Jahren. Wenn Millicent mich nicht angerufen hätte...“ Sie ließ den Satz unvollendet im Raum stehen.
    Marcs Zorn flammte auf.
    „ Wenn diese verdammte Millicent eine so gute Freundin wäre, hätte sie dich gar nicht erst angerufen, Mom“, rief er wütend aus.
    „ Wie kannst du es wagen, in diesem Haus zu fluchen? Was fällt dir eigentlich ein, andere Menschen zu verunglimpfen, ausgerechnet, nach dem du mich so hintergangen hast.“ Ihre Stimme kippte beinah um und Tränen strömten jetzt über ihr Gesicht. Ohne ein weiteres Wort erhob sie sich und stieg die Stufen hinauf.
    „ Mom, lass es mich doch erklären“, bat er.
    Sie hielt nicht einmal inne und verschwand in ihrem Schlafzimmer.
    Unschlüssig lief Marc im Wohnzimmer auf und ab. Schließlich ging er ihr nach und klopfte an die Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ein. Seine Mutter kniete vor ihrem Altar. Den Kopf auf die gefalteten Hände gestützt, die Augen geschlossen, schien sie voller Inbrunst zu beten. Wieder klickten die Holzperlen ihres Rosenkranzes.
    Marc wagte es jedoch nicht, ihr Zwiegespräch mit Gott zu unterbrechen. Deshalb setzte er sich auf das Bett und wartete. Endlich - nach unzähligen Perlen und ebenso vielen Vaterunser, hob sie den Kopf und wandte sich um.
    „ Ich habe dich nicht hereingebeten“, sagte Megan Cumberland leise. Ihre schlichte Feststellung schnitt in seine Eingeweide. Sie zogen sich nun schmerzhaft zusammen.
    „ Mom, bitte. Sag mir doch, was ich tun soll! Es lag wirklich nie in meiner Absicht, dich zu verletzen. Das musst du mir glauben. Ebenso wenig wie ich Dads Bitte nicht abschlagen konnte. Ich sehe den ständigen Vorwurf in deinen Augen, genauso wie in seinen. Ich liebe euch beide, Mom. Doch ich weiß, dass ich euch niemals wieder zusammen haben kann. Warum lässt du dann nicht zu, dass ich mit jedem Einzelnen einen Teil meiner Zeit verbringen kann?
    Es ist so schwer für mich, zwischen den Fronten zu stehen. Bitte mach mir nicht zum Vorwurf, dass ich euch beide mag!“
    Megan saß völlig reglos da, nur einzelne Tränen tropften in ihren Schoß. Marc reichte seiner Mutter ein Taschentuch. Sie nahm es dankbar an und schnäuzte sich die Nase.
    „ Du hast wohl Recht“, flüsterte sie endlich leise. „Es ist nur so...“
    „ Ich weiß.“
    Marc nahm ihre Hand in seine und drückte sie sachte. „Mom, du musst mehr unter Leute gehen und etwas unternehmen! Such dir irgendein Hobby oder eine Aufgabe! So kann es doch nicht weitergehen. Du versinkst in Depressionen.“
    Sofort versuchte Megan, ihm ihre Hand zu entziehen. Doch er hielt sie fest.
    „ Bitte versprich mir, in aller Ruhe

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