Rückkehr nach St. Elwine
Verpflichtungen eingegangen und basta!
„ Na, dann komm erst mal rein, Tom! Hast du schon ein Hotel gefunden?"
„ Um ehrlich zu sein, ich dachte, ich könnte bei dir wohnen."
Na prima! Wenn Männer schon mal denken!
„ Das wird schwierig. Ich bin selbst ein zahlender Gast meiner Freundin Rachel. Irgendwie hab ich es noch nicht gepackt, mich nach einer eigenen Wohnung umzusehen."
Gute Ausrede und noch nicht mal gelogen.
Liz stellte gerade den OP-Plan der nächsten Woche zusammen. Warum fühle ich mich nur so voll daneben, ging es ihr durch den Kopf.
Tom war gestern, nach einer Woche, wieder abgereist. Der Abschied versetzte ihrem Herzen tatsächlich einen kleinen Stich. Doch daran konnte es nicht liegen.
Da Hauptsaison herrschte, war es ihr nicht gelungen, ihm eine Unterkunft zu besorgen.
„ Das ist doch gar kein Problem", hatte Rachel gesäuselt.
Noch in der gleichen Minute hatte Liz zum Telefon gegriffen. Während sie sich die Finger wund telefoniert hatte, hatte ihre Freundin ein kleines Abendbrot für ihren Gast gezaubert.
Als Tom sich im Badezimmer frisch machte, begann Rachel fröhlich zu flöten: „Du hast doch oben eine komplette Ferienwohnung zur Verfügung. Lass ihn einfach hier wohnen!"
Liz gab ihrer Freundin unmissverständliche Fingerzeichen, doch es war bereits zu spät gewesen. Tom hatte sich gerade wieder zu ihnen gesellt.
„ Na, dann ist ja alles bestens.“
Er hatte völlig arglos gelächelt und schien hoch erfreut gewesen zu sein.
Männer!
„ Schön, wenn es dir wirklich nichts ausmacht, Rachel", startete Liz einen letzten, sinnlosen Versuch.
„ Red keinen Unsinn!" War das da etwa ein leichter boshafter Zug um den Mund ihrer Freundin gewesen? Doch wie auch immer, sie hatte sich geschlagen geben müssen.
Am zweiten Abend hatte Tom sie zu einer Mondscheinfahrt im Hafenbecken eingeladen. „Bist du glücklich hier?"
Sie hatte die versteckte Wehmut in seiner Stimme bemerkt und war etwas irritiert gewesen. „Ja, das bin ich. Dies ist mein Zuhause, Tom." Sie sagte ihm allerdings nicht, dass sie es selbst eben erst in diesem Moment begriff.
„ Liz, ich hatte gehofft, dass du deine Entscheidung, hierher zu gehen, bereits bereust. Kann ich dich dazu bewegen, mit mir zu kommen? Wir würden uns doch prima ergänzen, dienstlich wie auch privat. Es ist vielleicht ein bisschen zu spät dazu ..." Er räusperte sich und ließ den Satz unvollendet.
„ Liz, ich möchte dich hiermit bitten, mich zu heiraten. Ich verspreche dir, du brauchst bei mir keine liebe Hausfrau zu spielen. Schließlich weiß ich, was für eine brillante Ärztin du bist. Wir könnten auch ganz woanders hingehen, wenn du nicht zurück willst. Es lässt sich bestimmt alles regeln."
„ Tom."
Liz hatte seine Hände in ihre genommen.
„ Du bedeutest mir sehr viel, Tom, wirklich, aber ich kann dich nicht heiraten und ich möchte auch nicht mehr fort von hier. Bitte lass uns Freunde sein!"
Zärtlich fuhr sie flüchtig über seine Wange.
„ Verzeih mir, Tom! Es tut mir wirklich leid, aber..."
Er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen.
„ Pst, schon gut. Ich hatte mir ohnehin keine allzu großen Hoffnungen gemacht."
Sie hatte aus seiner Stimme deutlich die Resignation hören können.
„ Es ist seinetwegen, nicht wahr? Diesem Joshua Tanner. Ich habe da etwas in seinen Augen gesehen."
„ Möglich." Liz legte den Kopf schief.
„ Ich weiß selbst nicht genau wie es mit ihm und mir weitergehen soll."
In diesem Moment war Liz, wie schon so oft, hin und her gerissen gewesen.
An den ersten Tagen von Toms Besuch war Elizabeth noch wütend auf Joshua gewesen. Denn er hatte sich nicht ein einziges Mal mehr bei ihr gemeldet. Nach und nach war die Wut einer Sehnsucht gewichen, die immer stärker anwuchs mit jeder Stunde die vergangen war.
Er würde von sich aus nicht mehr zu ihr kommen, da sie ihm oft genug klar gemacht hatte, dass sie nicht an ihm interessiert war.
Selbst schuld!
Noch war Liz zu stolz, um zu ihm zu gehen.
Das wäre ja noch schöner. Wo kommen wir denn da hin!
Und doch wünschte sie, dass er plötzlich auftauchte, sie in die Arme nahm, ihr irgendwelche Verrücktheiten ins Ohr flüsterte und sie küsste bis ihr die Sinne schwanden. Nur um sie dann kurze Zeit später zu lieben. Mit all seiner verführerischen Sinnlichkeit.
Sei nicht albern, schalt sie sich jetzt.
All die Jahre hatte sie sich selbst betrogen. Sie wollte ihn, immer schon. Das war ihr heute plötzlich klar geworden. Aber
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