Rückkehr nach St. Elwine
Metallsplitter aus der Hand entfernt und anschließend die Wunde gesäubert und genäht. Der Mann hatte laut geflucht und geschwitzt, während Lizzy versucht hatte, ihn mit einem Gespräch abzulenken. Ein Teenager war mit seinen Rollerblades gestürzt. Auf der Straße hatte irgendetwas herum gelegen, das die Räder jäh zum Stoppen gebracht hatte und der Sechzehnjährige war ungebremst mit dem Kinn auf das Pflaster geschlagen. Auch diese Wunde musste genäht werden. Dann war die Visite auf der Station, anschließend entfernte sie mehrere kleine Nierensteine im OP bei einer vierzigjährigen Patientin, die sich bereits viel zu lange und zu heftig mit den Dingern herumgeplagt hatte. Gegen Mittag musste sie bei einer Patientin eine Darmspiegelung durchführen. Da die Frau derart verängstigt war, hatte Liz es vorgezogen, sie zu sedieren. Der auf diese Weise ruhig gestellten Patientin waren zusätzlich Kopfhörer mit ihrer Lieblingsmusik auf die Ohren gesetzt worden, so dass sie schließlich völlig entspannt die Untersuchung hatte über sich ergehen lassen. Liz war froh, dass sie sich für die Sedierung entschieden hatte. Das machte es nicht nur für die Patientin leichter.
Ein junges Mädchen hatte sich bei einer feuchtfröhlichen Poolparty verletzt. Allerdings war das bereits am vergangenen Wochenende gewesen, wie sie schließlich kleinlaut zugegeben hatte. Aus Elizabeth unerklärlichen Gründen, war sie erst zwei Tage später in der Notaufnahme erschienen. Die Wunde, das Mädchen war mit einem Glas in der Hand gestürzt und hatte sich dabei einen tiefen Schnitt zugezogen, sah böse aus. Die Ränder waren entzündet und unförmig. Ihr war nichts anderes übrig geblieben, als mit einer Schere die Hautlappen glatt zu schneiden. Dabei hatte das Mädchen wie am Spieß gebrüllt. Sie hatte Elizabeth leidgetan, aber eine Alternative hatte es nun mal nicht gegeben. Zum Nähen war es längst zu spät gewesen und nun würde sich der Heilungsverlauf zögerlich, mit täglichem Verbandswechsel, gestalten.
Nach einer kurzen Verschnaufpause hatte sich Liz telefonisch mit dem Mitarbeiter einer Krankenkasse auseinandersetzen müssen, die für eine Hämorrhoiden- Operation eines Patienten nicht die Kosten übernehmen wollte, da es sich angeblich nicht um eine Notoperation gehandelt habe. Sie hatte versucht, dem Mann am anderen Ende der Leitung klar zu machen, dass es sich dabei sehr wohl um eine Notoperation gehandelt hatte, da der Patient schließlich mit starken Blutungen aus dem Anus in der Notaufnahme erschienen war. Entnervt hatte sie den Hörer aufgelegt.
Am Nachmittag hatte sie den OP-Plan für den Rest der Woche koordiniert und in der Notaufnahme eine Frau von ihrem Baby entbunden. Es hatte sich um eine Frühgeburt gehandelt, doch es war alles gut gegangen.
Jetzt radelte sie am alten Hafen vorbei und lenkte das Rad hin zur Promenade mit den kleinen Geschäften. Vor Noras Patchwork Laden, auf der kleinen Veranda mit dem großen Überdach, stand ein Schaukelstuhl. Die bunten Quilts, die sie als Dekoration über den Stuhl und das Geländer drapiert hatte, wurden so vor allzu intensiver Sonneneinstrahlung geschützt und luden doch zum Eintreten ein. Zwei Häuser weiter befand sich ein kleines Versicherungsbüro. Cybill, die dort arbeitete und Liz aus der Patchwork-Gruppe her kannte, kam auf den Gehweg geeilt. Sie hob die Hand und Elizabeth sah sich beim Anblick ihres vor Schreck erstarrten, bleichen Gesichtes gezwungen, anzuhalten.
„ Gott sei Dank.“
Cybill klammerte ihre Finger um die Lenkstange des Fahrrades.
„ Was ist denn passiert?“
„ Ich bin schon zu Nora ins Geschäft gelaufen, aber da waren mehrere Kundinnen und ich bin unverrichteter Dinge wieder raus. Jetzt habe ich Ausschau gehalten nach jemandem, den ich kenne, aber hier wimmelte es nur so von Touristen. Endlich hab ich dich vom Fenster aus erspäht.
„ Was um Himmelswillen gibt es denn nur ...?“ Ratlos sah Elizabeth die Frau an.
„ Hast du Angst vor Spinnen?“, fragte Cybill rundheraus.
Elizabeth starrte sie für einen Moment verständnislos an und zog dann fragend die Stirn kraus.
„ Im... im Büro, da ist eine Spinne, gleich an der Tür zur Toilette. Ich traue mich nicht mal auf die Toilette zu gehen und muss schon ganz dringend. Aber dieses riesige Vieh. Bitte, kannst du sie wegmachen?“
Es schien, als schlotterten Cybill sogar richtig die Knie. Endlich begriff Elizabeth und blies sich unbewusst eine widerspenstige Locke aus dem
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