Rückkehr nach St. Elwine
„ Liz hat heute Vormittag den Greyhound-Bus nach Baltimore genommen."
Was ging es ihn an, wenn sie mal raus wollte.
Er hatte lediglich mit den Schultern gezuckt. „Na dann!", und sich bereits zum Gehen umgewandt. Denn anscheinend gab es hier nichts mehr zu sagen.
„ Interessiert dich nicht, was sie in Baltimore will?"
Ihr gereizter Tonfall war ihm keineswegs entgangen. Plötzlich hatte in seinem Kopf eine Alarmglocke geschrillt. Langsam hatte er sich schließlich wieder zu ihr umgedreht und war sich dabei beinahe wie in Zeitlupe vorgekommen.
„ Sollte es das?" , hatte er dämlicher weise gefragt und im selben Moment begriffen, dass dem in der Tat so war.
„ Ich denke schon", hatte sich Rachel auch bereits geräuspert.
„ Liz beschwor mich, es niemandem zu sagen. Aber ... aber ich finde, du hast ein Recht darauf, obwohl du dich nicht gerade nett benommen hast."
Er hatte kurz verächtlich geschnaubt, dann tief Luft geholt, um ihr entrüstet, ein paar saftige Worte entgegen zu schleudern, doch da hatte Rachel den Zeigefinger über ihre Lippen gelegt, gerade als er zu sprechen angehoben hatte.
Ihre Geste hatte ihn irritiert. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er mit seinem eventuell zu unfreundlichem Auftreten, die Kinder verschreckt haben sollte, die über der Küche im oberen Stockwerk in ihren Bettchen lagen oder ob sie ihn nur einfach hatte zum Schweigen bringen wollen. Jedenfalls war ihre Methode sehr wirkungsvoll gewesen und er hatte verblüfft innegehalten, wobei auch immer.
„ Ich weiß", war sie sogleich fortgefahren, „dass mich das Ganze eigentlich nichts angeht.“
Da hast du verdammt noch mal Recht, Herzchen! Hatte Josh ihr im Stillen sofort beigepflichtet.
„ Liz ist meine älteste Freundin und ich glaube einfach, dass ihr jetziger Entschluss nicht richtig ist."
Wieder hatte eine Alarmglocke in seinem Kopf geschrillt. Lauter diesmal.
„ Was ist denn eigentlich los?", hatte er Rachel ungeduldig zur Rede gestellt.
„ Liz ist nach Baltimore gefahren, in eine Klinik. Sie will das Kind abtreiben", hatte sie ruhig geantwortet und ihm damit das Gefühl vermittelt, soeben einen Schlag in den Magen bekommen zu haben.
Er hatte sich hastig verabschiedet, nahezu fluchtartig das Haus verlassen und war nach Hause gefahren.
Was ging es ihn an, wenn sie sich dazu entschlossen hatte, hatte Josh sich bereits überlegt, als er den Schlüssel in das Türschloss gesteckt hatte. Endlich schien Liz begriffen zu haben, dass sie Joshua Tanner nicht wie eine goldene Kuh melken konnte. Also, musste sie sich etwas anderes einfallen lassen.
Sie würde ganz sicher damit klar kommen, hatte er weiter gedacht. Das hatte sie schließlich immer gekonnt.
Allein!
Liz war allein. Keine Familie. Weder Mutter, Vater noch Geschwister. Niemand war da. Und das bereits seit einer halben Ewigkeit.
Sie trug die Last der Verantwortung auf ihren schmalen Schultern, bereits als sie noch zur Schule gegangen war. Liz hatte alle möglichen Jobs angenommen, nur um sich und ihren trunksüchtigen Vater durchzubringen.
In seiner Küche hatte Josh sich zurückerinnert, an die Zeit in der Highschool.
Eines Nachmittags hatten sie in der Sporthalle Basketball für die Schulmeisterschaften trainiert.
Der Trainer, Mr. Biggs, nahm Josh beiseite um noch etwas mit ihm zu klären, während die anderen bereits Richtung Duschraum verschwanden. Es war Freitagnachmittag und abends wollte die Clique noch auf der Route fünfzig ein illegales Autorennen steigen lassen. Natürlich würde Josh mitmachen, gar keine Frage. Er liebte alles was schnell fuhr, darum interessierte ihn das Gerede des Coachs herzlich wenig. Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen.
„ Ihr Jungs könnt einem nie zuhören. Ständig was anderes im Kopf. Also verschwinde schon!"
Josh hastete zum Duschraum. Er wusste, dass die anderen auf ihn warteten. Sie alberten lautstark herum. Er bekam einige Gesprächsfetzen mit. Offenbar hatten sie das mit Carolyne und ihm in Erfahrung gebracht. Sie wussten auch von der Party, die seine Schwester Angie gegeben hatte.
„ Hey, Tanner", rief Marc. „Davon hast du mir ja gar nichts erzählt. Da legt er die scharfe Braut flach und schweigt wie ein Grab." Allgemeines Gejohle brandete daraufhin auf.
„ Woher wollt ihr das wissen?", brüllte Josh zurück.
„ Meine Schwester hat's von ihrer Freundin erfahren", trompetete der kleine dickliche Michael, durch den aufsteigenden Wasserdampf hindurch.
Nichts als herum
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