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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Draußen war alles stockfinster. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, zog sie jedoch rasch wieder fort. Liz wollte nicht darüber nachdenken, dass da in ihr ein Leben heranwuchs und zwar mit jeder Sekunde, die verging. Plötzlich kehrte das Gefühl des Verlassen seins zurück, mit einer Heftigkeit, die sie aufkeuchen ließ. Es tat weh, es tat so furchtbar weh und nun endlich kam auch die schmerzhafte Erinnerung wieder, die sie jahrelang erfolgreich verdrängt hatte. Oh doch, sie hatte sich bereits schon einmal so gefühlt. Vor zehn Jahren, der Abend des Abschlussballs.
     
    Mit dem Klingeln verließen sie zum letzten Mal gemeinsam den Klassenraum. Die Highschool war aus, die Prüfungen geschafft, die Zusage der Universität lag zu Hause auf ihrem Schreibtisch, frohlockte Elizabeth. Sie fing einen komischen Blick von Rachel auf. Natürlich, ihre Freundin wurde bei diesen Gedanken sentimental. Sie selbst jedoch war froh, schon bald St. Elwine verlassen zu können.
    „ Liz, hast du einen Moment?“ Josh hatte sich ihr in den Weg gestellt.
    „ Was gibt´s? “ Sie blies sich eine Locke aus dem Gesicht.
    „ Es bleibt doch bei heute Abend oder?“, fragte er.
    Sie stieß ein kurzes Schnauben aus. „Du willst es aber wissen, was? Ich habe deine Fragerei die ganze Zeit für einen Witz gehalten.“
    „ Aber nein.“ Er sah ehrlich erschrocken aus. „Es war abgemacht, dass du mit mir zum Abschlussball gehst.“
    Sie seufzte leise. „Willst du das wirklich?“
    Verblüfft sah er sie an. „Natürlich“, sagte er mit Nachdruck.
    Liz zog spöttisch eine Augenbraue hoch, sie glaubte ihm immer noch nicht. Obwohl er bereits vor Wochen damit begonnen hatte, sie wegen dieses blöden Balls zu nerven. Rachel war total ausgeflippt, als Liz ihr davon berichtet hatte. Ich hab´s ja immer gewusst, hatte sie schließlich ihren Kanon bei jeder sich ihr bietenden Gelegenheit, angestimmt. Elizabeth hatte nichts davon wissen wollen. Das hatte sie auch Joshua Tanner unmissverständlich klar zu machen versucht. Anscheinend wollte der nicht begreifen. Hartnäckig hatte er ihr immer wieder dieselbe Frage gestellt. „Elizabeth, hast du Lust mit mir zusammen zum Abschlussball zu gehen?“
    Am Anfang war sie sich noch veralbert vorgekommen. Kichernd hatte sie geantwortet, wie er sich das vorstelle. Er würde sie am Abend abholen und dann würden sie eben hin gehen, hatte er gesagt. Liz hatte strikt abgelehnt.
    „ Warum nicht?“, hatte er wissen wollen.
    „ Was soll die dumme Frage?“, hatte Elizabeth geantwortet und ihn einfach stehen lassen.
    Am nächsten Tag hatte er zu ihr gesagt: „Gehst du mit einem anderen hin?“
    Liz hatte gespürt, wie intensiv er ihr Gesicht dabei beobachtet hatte.
    „ Kann schon sein“, hatte sie schnippisch geantwortet.
    „ Warum sagst du es mir nicht? Liz ...“
    „ Hör zu, ich habe noch zu tun. Mach´s gut!“, hatte sie ihn kurzerhand unterbrochen.
    Joshua Tanner hatte nicht aufgegeben. Natürlich hatte kein anderer sie überhaupt nur gefragt, ob sie mit ihm zum Abschlussball ginge. Sie fühlte sich verletzt und traurig, überspielte dies jedoch mit Kratzbürstigkeit. Außerdem redete sie sich ein, dass Tanner dafür gesorgt hatte, dass niemand sie ansprach, nur damit ihr nichts anderes übrig blieb, als bei ihm einzuwilligen. Als sie Rachel von ihrer Theorie erzählt hatte, hatte ihre Freundin gemeint: „Manchmal glaube ich tatsächlich, du spinnst. Mach doch nur mal die Augen auf! Allein, wie er dich ansieht, meine Güte, Lizzy.“
    Von da an hatte sie begonnen, sich auszumalen, wie es wohl wäre, ginge sie tatsächlich mit Josh zum Ball. Doch die Eintrittskarte kostete Geld und erst ein Kleid! Lächerlich, sie in einem Ballkleid, womöglich noch mit hochgesteckten Haaren und geschminktem Gesicht. Das war doch ... oder nicht ...?
    „ Ist es wegen Geld?“, hatte Josh ein paar Tage später wissen wollen. „Bitte, versteh mich nicht falsch, Liz, aber ich lade dich selbstverständlich ein. Du weißt, dass das kein Problem für mich ist. Es sollte auch keins für dich sein. Wir sind nun mal nicht arm ...“
    „ Ha.“ Sie hatte ein Schnauben ausgestoßen.
    „ Okay, wir sind stinkreich, wenn dir das besser gefällt. Es ist nun einmal so. Sei doch nicht dumm!“
    „ Hm.“
    Und dann hatte er etwas getan, was sie beinah umgehauen hätte. Seinen fadenscheinigen Argumenten hatte sie immer etwas entgegen setzen können, doch sie war machtlos gewesen, als er sie schlicht bat. „Lizzy, würdest du mit mir

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