Rückkehr nach St. Elwine
ab.
„ Ich habe es langsam satt, dass du mir ständig meine Herkunft vorwirfst, Elizabeth Crane. Du tust ja glatt so, als wäre das eine Todsünde. Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich habe nun mal Geld und Reichtum. Soll ich mich deshalb aufhängen? Du spinnst ja total. Dabei wärst du liebend gern an meiner Stelle."
Es lag immerhin ein ziemlich großes Körnchen Wahrheit in seinen Worten. Das würde sie ihm nicht auf die Nase binden. Sie wäre nicht wirklich gern an seiner Stelle, aber sie hegte doch den Wunsch, über wesentlich mehr Geld zu verfügen, als das momentan der Fall war. Mit einer Menge Geld, lebte es sich, ehrlich gesagt, doch sorgenfreier. Nicht unbedingt glücklicher, überlegte sie an ihrer Unterlippe nagend, aber immerhin. Das allein hätte ihr genügt. Dass er sie durchschaut hatte, ärgerte sie.
„ Reg dich wieder ab, Hoheit!“, stichelte Liz deshalb, „sonst muss deine Mommy früher als du denkst 'ne Krankenschwester für dich engagieren." Sie gluckste vergnügt über ihren frechen Witz.
Josh funkelte sie wütend an und hob die Hand, um seine Skizzen wieder an sich zu nehmen.
Liz fürchtete allerdings einen Moment lang, er würde ihr eine Ohrfeige verpassen und wich daher unwillkürlich zurück.
Meine große Klappe wird mir noch mal zum Verhängnis, stellte sie erschrocken fest.
„ Keine Angst, ich tu dir nicht weh", sagte er versöhnlich, als er ihr Zurückweichen bemerkte. Josh war nicht besonders nachtragend und so zwinkerte er ihr zu und setzte sein süßestes Ladykiller-Lächeln auf.
Liz wurde es ganz warm dabei, doch er schlenderte plötzlich einfach davon. Grußlos! Wie sie verbittert feststellte.
Wie nicht anders zu erwarten, lobte der Lehrer, als er die Referate über ihr Projekt, nach der Bewertung, wieder verteilte:
„ Brillant, Tanner. Da haben Sie wirklich eine sehr gute Arbeit vorgelegt."
Auch Elizabeths Ausarbeitung wurde anerkennend erwähnt.
„ Bemerkenswert, Ihre Denkanstöße über den Sinn des Lebens, Miss Crane." Sie spürte Stolz in sich aufsteigen. Die besten Arbeiten wurden für ein paar Wochen in der Schulbibliothek ausgelegt, so dass man sie bei Interesse lesen konnte. Es verstand sich von selbst, dass Elizabeth in einem unbeobachteten Moment, der Versuchung, Joshs Ausführungen zu studieren, nicht widerstehen konnte. Die beigefügten Zeichnungen hatte er überarbeitet und sie unterstrichen sehr anschaulich, seine schriftlichen Schilderungen. Alle Achtung Tanner, der Lehrer hatte wirklich Recht gehabt.
Als sie am Abend im Kino jobbte, lief er ihr über den Weg. Er schlenderte auf sie zu und löste sich von den anderen aus der Gruppe, als er sie die Karten abreißen sah.
„ Ich hab heute deine Auswertung des Projekts gelesen", gab er offen zu und grinste sie dabei an.
Zwei Blöde - ein Gedanke!, stellte sie leicht irritiert fest.
„ Ganz schön schwermütig und irgendwie beklemmend. Wieso belastest du dich so sehr mit den Problemen anderer Leute? Also, ich gehe solchen Dingen lieber aus dem Weg, nehme das Leben von der heiteren Seite. Täte dir vielleicht auch mal ganz gut - einfach ein bisschen relaxen.“
Ärgerlich schoss Elizabeth zurück: "Dafür liest sich deine Abhandlung, als hättest du sie aus dem Internet geklaut. Tät mich nicht wundern."
„ Habe ich aber nicht, herzallerliebste Elizabeth. Und das ärgert dich. Weil ich eine wirklich sehr gute Arbeit abgeliefert habe."
Arroganter, kleiner Scheißer, dachte sie und ließ ihn stehen.
Wenn sie jedoch ehrlich war, liebte sie die Wortgefechte mit ihm.
Er sah unglaublich gut aus, war witzig und humorvoll und sie musste zugeben, dass sein Herz auf dem rechten Fleck saß.
Damals schon hatte sie sich irgendwann in ihn verliebt, ohne sich dessen wirklich bewusst gewesen zu sein. Kein Wunder, dass sie nie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, einen anderen Mann zu heiraten. Die Wahrheit war einfach, dass sie jeden potentiellen Kandidaten, es hatte ohnehin nur sehr wenige gegeben, insgeheim mit Joshua Tanner verglich.
Und jetzt, wo sie endlich begriff, dass sie ihn liebte, ihn beinahe grenzenlos liebte, hatte sie ihn wahrscheinlich längst durch ihr unmögliches Verhalten verloren. Liz hatte einmal zu oft ihre scharfen Krallen ausgefahren. Da er stets so warmherzig und freundlich war, tat ihr die Kälte in seinen Augen und in seiner Stimme, die sie vorgestern Abend bemerkt hatte, doppelt weh.
Eine solch heftige Reaktion auf ihre Schwangerschaft hatte sie von ihm nicht erwartet. Es
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