Rückkehr nach St. Elwine
dann eine Nähmaschine ins Haus hieven. Anschließend gibt’s Tee.“
„ Einverstanden.“
Sie riss die Autotür auf und sprang auf den Beifahrersitz.
„ Weißt du, was ich wirklich liebe, Cybill?“
„ Was denn?“
„ Konsequente Frauen“, antwortete Floriane mit einem ernsten Kopfnicken.
Sie lachten schallend. Im Radio spielte gerade Mariah Careys „I’ll be there“ und sie sangen lauthals mit, schrill und zum Erbarmen falsch.
„ Und jetzt erzähl, wer hat dich geärgert!“ Flo lächelte Cybill warmherzig an.
„ Ach, ich ärgere mich so über meine Mutter. Das geht seit Jahren hin und her. Wir haben zusammen einen kleinen Garten. Sie ist über siebzig und schafft die Bewirtschaftung schon lange nicht mehr. So haben wir nach und nach mehr Arbeit übernommen, ist ja klar. Wir achtzig Prozent und sie schafft mit Mühe und Not ihre zwanzig. Aber natürlich, wenn du sie fragst, ist es genau umgekehrt.“
„ Verstehe.“ Nickte Floriane.
„ Außerdem dürfen Frank und ich nichts ohne ihre Zustimmung tun. Jetzt sind etliche Bäume alt und morsch. Sie müssen raus, bevor noch was passiert. Meine Mutter wollte nichts davon hören, als ich es ihr vorschlug. Also, rief ich kurzerhand meinen älteren Bruder an und erklärte ihm die Sachlage. Der beruhigte mich, er würde das schon hinkriegen. Ich sollte Bändchen um die in Frage kommenden Bäume schlingen, als Markierung. Wie zufällig platzte er heute in unsere Gartenarbeitsrunde. Begrüßte unsere Mutter freundlich, sah sich aufmerksam um und bemerkte ganz nebenbei, dass es an der Zeit wäre, einige der alten Bäume raus zu hauen. Na, wenn du meinst, Will, sagt doch Mom glatt. Oh ja, das meine ich, säuselte mein Bruder. Hab auch schon die Säge mit. Besser, wir erledigen das heute gleich. Es soll dieses Jahr einen frühen Winteranfang geben, stimmt’s Cybill, wandte er sich doch seelenruhig an mich. Schmiss den Motor der Kettensäge an und legte los. Mutter ließ ihn gewähren und bedankte sich für seine Hilfe. Ist das nicht der Gipfel?“
„ Allerdings. Das kenne ich. Meine Ex-Schwiegermutter war vom gleichen Kaliber.“
„ Eins sage ich dir, wenn ich noch einmal auf diese Welt kommen sollte, dann nur als Mann. So viel ist mal sicher.“
„ Halleluja“, stimmte Flo mit ein.
33. Kapitel
Liz erwachte und fühlte sich wunderbar ausgeschlafen. Auf leisen Sohlen schlich sie zum Fenster und lugte hinter die Vorhänge. Ihr Herz machte einen freudigen Satz. Es schneite dicke, dichte Schneeflocken vom Himmel. Dabei war heute erst Thanksgiving. Sie hatte einen ganzen Tag frei - herrlich. Wegen des Feiertags würde auch Josh zu Hause bleiben. Und am Abend waren sie zum Essen auf Tanner House eingeladen. Liz war schon ganz aufgeregt. Besonders, weil Josh ihr versichert hatte, dass sie jetzt zur Familie gehörte. Sie hatte einen Mann der sie liebte, von dem sie ein Baby erwartete und obendrein noch eine vielköpfige Familie. Es war unglaublich, dass jetzt alles, was sie sich immer gewünscht hatte, zum Greifen nahe war. Sie seufzte glücklich. Draußen wurde es langsam hell und die Landschaft war bereits mit einer dicken, weißen Zuckerschicht überzogen. Spontan öffnete sie die Glastür und ging auf den Balkon hinaus. Ihre Hand fuhr über das Geländer und schob den Schnee zusammen. Dann formte sie einen Schneeball und warf ihn fröhlich nach unten. Noch mal und noch mal. Bis sie merkte, wie ihr in dem dünnen Nachthemd die Zähne klapperten. Rasch formte Liz einen letzten Schneeball und ging wieder hinein. Sie schlich zum Bett und zupfte vorsichtig an Joshs Decke.
Als Antwort stieß er unverständliches Murmeln aus.
„ Schatz, es hat geschneit. Du solltest sehen, wie zauberhaft draußen alles aussieht“, rief Elizabeth begeistert aus.
Als er sich immer noch nicht rührte, ließ sie den Schneeball unter seine Pyjamajacke gleiten. Sein kurzer Aufschrei gab ihr eine gewisse Genugtuung, doch schon befand sie sich im schraubstockartigen Griff seiner starken Arme.
„ Das wirst du noch bereuen", grummelte er.
„ Oh Liebster, bitte lass mich am Leben. Ich gelobe dir auch ewige Treue“, frotzelte sie im Ton einer jüngferlichen Romanheldin.
„ Heute ist Thanksgiving. Wieso zum Teufel bist du schon so munter? Kann man in seinem eigenen Haus am stillen Morgen eines Feiertages nicht mal ein bisschen kuscheln?", beschwerte sich Joshua.
Er kitzelte sie unaufhörlich an den Stellen, von denen er wusste, dass sie dort überaus empfindlich
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