Rückkehr nach St. Elwine
Was soll denn das?“, rief Josh leicht verärgert, als Liz die Maschine, die Treppe herunter hievte.
„ Du sollst jetzt nicht mehr so schwer tragen. Kannst du mich nicht einmal um Hilfe bitten? So schwierig ist es doch wohl nicht. Und wie du bereits selbst erwähntest, ich beiße nicht.“
Er entriss ihr förmlich das Gerät und Elizabeth musste ihm insgeheim Recht geben. Das Ding besaß wirklich ein ganz beachtliches Gewicht. War halt auch nicht mehr das jüngste Fabrikat.
„ Ist Ihre Maschine kaputt?“
Der hübsche Häuptlingssohn lächelte sie an und holte Flo damit aus ihren Tagträumen. Sie konnte sich nämlich nicht entsinnen, dass in all den DEFA Indianerfilmen, sei es nun Apachen, Ulzana, die Söhne der großen Bärin und so weiter, jemals die Rede von einer Nähmaschine gewesen war. Ihre Wangen begannen unter Tanners forschendem Blick etwas zu brennen. Sie hatte schon längst begriffen, dass sich hinter seinem smarten Goldjungenlächeln ein äußerst intelligentes und warmherziges Wesen verbarg. Dem entging so schnell nichts.
„ Ich, nun ehrlich gesagt, ich besitze gar keine Nähmaschine. Wir haben uns bisher immer ganz gut miteinander arrangiert, nicht wahr?“ Flo warf einen Seitenblick auf Elizabeth.
„ Natürlich und das wird auch so bleiben. Sagte ich doch bereits. Nur, weil ich hier wohne, heißt das doch nicht, dass du nicht mehr vorbei kommen darfst wann immer dir danach ist, oder?“, stellte Elizabeth klar.
„ Ja, danke. Okay. Das freut mich.“
„ Klar.“ Josh schob die Hände in die Taschen seiner Jeans.
„ Machen Sie sich keine Gedanken deswegen! Ach Schatz“, wandte er sich im selben Augenblick an Elizabeth. „Hättest du etwas dagegen, wenn ich dir zum Geburtstag eine Neue schenke und Mrs. Usher hier, diese Maschine behalten kann?“
„ Zum Geburtstag? Was soll ...“
Liz musterte gründlich Joshs merkwürdiges Gesicht.
„ Oh, mein Geburtstag, klar. Gute Idee, Tanner. Darling!“, gurrte sie mit lasziver Stimme. Sie begriff, was er beabsichtigte.
Er grinste breit und Liz räusperte sich kurz.
Josh trug Floriane die Nähmaschine zum Auto und Elizabeth begleitete sie noch.
„ Wie war eigentlich euer Picknick draußen auf der Landes Ranch? Ist zwar schon `ne Weile her, ich weiß, aber du hast gar nichts mehr davon verlauten lassen“, meinte Liz zu Floriane.
„ Das war echt super. Wir haben geangelt und geredet und ich kam mir vor, als säße ich am Ufer der Havel, genau wie damals, als ich ein kleines Mädchen war. Mein Vater ging oft mit mir angeln. Ich sollte mich in das Gras setzen, möglichst ohne mich viel zu bewegen oder gar zu sprechen. Das war die reinste Folter für mich. Ständig diese Ermahnungen. Kevin hat echt was von seinem Großvater abgekriegt. Sollte man nicht glauben“, kicherte Floriane. „Rettung nahte erst in Gestalt von Patrick, Irenes Sohn. Die Jungen hatten viel Spaß miteinander und abends haben wir das Feuer entfacht und ordentlich gefuttert. Anschließend sind wir um das Lagerfeuer getanzt und haben gesungen - also vielmehr, ich habe gesungen, die Jungen fanden es irgendwie peinlich. Na, kann man nichts machen“, grinste sie. „Kevin hat so viel gefangen, dass es zu Thanksgiving bei uns Fisch statt Truthahn gibt. Ist doch auch lecker, oder?“
„ Klar, immer“, bestätigte Liz.
„ Tschüss.“
Flo startete den Motor, wendete und zuckelte davon. Im Rückspiegel beobachtete sie noch, wie Liz ihr hinterher winkte.
Es herrschte kaum Betrieb auf der Promenade. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf Marc Cumberland, der die Straße entlang joggte. Sein blondes, lockiges Haar wurde vom Wind zerzaust. Aber Old Shatterhand wirkte ja stets ein wenig unaufgeräumt. Flo musste lachen, als sie sich dabei über ihre eigene Frisur strich.
Ein Stückchen von ihm entfernt, erkannte sie jetzt Cybill, die mit forschem Gang einher schritt.
„ Ist das Walking, was du hier treibst?“, rief sie ihr zu.
„ Nein Wüting.“ Fuhr Cybills Kopf herum.
„ Oh, neue Sportart?“
„ Kann man nicht gerade behaupten. Gab’s sicher schon in der Antike. Eigentlich so lange es Jäger und Sammler gibt“, erklärte Cybill trocken.
„ Steig ein, ich nehm dich ein Stück mit!“
„ Nein, ich will laufen. Muss unbedingt meinen Frust raus lassen.“
„ Hm, wo soll’s denn hingehen?“, wollte Flo wissen.
„ Mir doch egal“, schnauzte Cybill.
„ Auch schön, dann lenk doch deine Füße zu mir nach Hause. Wir könnten erst fünf Gläser Apfelmus und
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