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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Ich weiß es zu schätzen, dass ihr auf eine sinnvolle Freizeitgestaltung meinerseits wert legt." Er löste grinsend seine Krawatte und nahm jetzt Cleo in den Arm.
    Liz musterte ihn unauffällig. Robert Ganderton war groß, wenn auch nicht ganz so groß wie Joshua Tanner. Verdattert versuchte sie, nicht näher darüber nachzudenken, warum um alles in der Welt sie ihn mit Josh verglich. Doch sie besaß immer schon die Gabe, unliebsame Gedanken einfach fortzuwischen. So, wie sie eine lästige Fliege verscheuchte. Mit einer raschen ausholenden Handbewegung.
    In Roberts blauen Augen stand Warmherzigkeit. Sein dichtes, braunes Haar war modisch kurz geschnitten, und in dem Designeranzug wirkte er selbstbewusst und trotzdem nicht arrogant. Robert Ganderton hatte sich aus eigener Kraft ein solides Geschäft aufgebaut. Anders als gewisse Leute, denen so etwas in den Schoß gelegt wurde. Vor sieben Jahren war er nach St. Elwin gezogen und hatte sich als Steuerberater niedergelassen. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt wuchs auch sein Kundenklientel in der Kanzlei. Selbst Tanner & Cumberland und andere große Firmen ließen sich schließlich von ihm beraten und brachten ihm ihr vollstes Vertrauen entgegen. Robert war erfolgreich im Beruf und in Rachel hatte er eine Frau gefunden, die er über alles liebte. Sie hatte ihm seine drei Töchter geschenkt. Mehr konnte sich ein Mann kaum wünschen. Er gehörte nicht zu denjenigen, die unbedingt einen Sohn brauchten, um sich als ganzer Kerl bestätigt zu wissen. Sein Glück nahm er als ein Geschenk, das nicht jedem zuteilwurde. Das konnte Liz ihm ansehen.
     
    7. Kapitel
     
    Josh nahm ein Sixpack Bier aus dem Kühlschrank. Er ging auf die Terrasse und ließ sich vorsichtig in den Liegestuhl gleiten. Trotzdem konnte er einen schmerzhaften Druck nicht vermeiden. "Autsch!" Mit einem drastischen Fluch auf den Lippen schloss er für ein paar Sekunden die Augen und sehnte das Nachlassen des Schmerzes herbei. Er fühlte sich alt, krank und müde. Ein Mann muss sich hin und wieder seinem Selbstmitleid hingeben, hatte Marc ihm am Telefon geraten. Erst recht, wenn keine tröstende weibliche Hand zur Verfügung stand. Doch aus dieser Art lockeren Sprüchen seines Freundes hörte Josh ernsthafte Sorge heraus. Was ihn nicht eben beruhigte. Schließlich machte er sich selbst so seine Gedanken. Er seufzte aus tiefster Seele.
    Gegen Mittag hatte Marc ihn aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht, endlich. Für ihn hatte es den Anschein, als wäre er drei Wochen und nicht nur drei Tage dort gewesen. Seltsam, dass in der Welt draußen scheinbar alles seinen gewohnten Gang weiter lief, während einem selbst die haarsträubendsten Dinge zustoßen konnten. Aber schließlich lag darin auch ein gewisser Trost. Liebe Güte, was philosophierte er da eigentlich? Dieser dämliche Baseballschläger hatte ihm tatsächlich mehr zugesetzt als er zunächst geglaubt hatte. Bereits in der Klinik hatte Lizzy ihn gewarnt. "Sei vorsichtig Tanner!" In ihrer Stimme hatte eine deutliche Warnung gelegen, wenn auch eine wohl meinende. So hoffte er jedenfalls. "Ruh dich einfach für zehn Tage aus, ja? Keinen Sport und keinen Sex, okay?", hatte sie versucht, ihm einzuschärfen. Als er darauf lediglich mit einem Schweigen antwortete hatte sie nachgehakt. „Hast du gehört?“
    „ Ja!“, und war alberner Weise wieder rot geworden. Das hatte ihn erst recht geärgert. Dann hatte er sich kurzerhand in die ihm zugedachte Rolle hinein versetzt und anzüglich sein Gesicht verzogen. Ganz so, wie Liz es offenbar von ihm erwartete. "Natürlich nicht“, hatte seine anschließende Antwort geheißen. „Und entgegen anders lautender Gerüchte verspüre ich nicht immer das Bedürfnis nach Sport ." Dem Wort Sport ließ er eine ganz besondere Betonung angedeihen.
    "Was du nicht sagst. Ich bin ehrlich stolz auf dich. Du machst ja richtig Fortschritte", hatte sie frech geantwortet.
    "Lizzy, Lizzy!" Er hatte den Kopf geschüttelt und tadelnd den Zeigefinger erhoben. Sein Blick hatte unmissverständlich gesagt, treibe es nur nicht zu weit! Mit einem Mal jedoch war sein aufgesetztes Lächeln wie fortgewischt gewesen.
    „ Schon gut“, hatte sie da plötzlich gesagt und ihn irritiert gemustert.
    Eine Frage hatte ihm aber noch auf dem Herzen gelegen. Doch hatte er kaum gewagt, sie zu stellen.
    Sie musste es ihm offenbar angesehen haben, denn sie hatte gefragt: „Ja?“
    Erst nach einer Pause hatte er schließlich den Mut gefunden.

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