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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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humpelte noch einmal in die Küche und fand es zum Glück. Rasch stopfte er sich gleich zwei der Dinger in den Mund und spülte mit einem Schluck Wasser nach. Wieder im Bett, wanderten seine Gedanken zurück. Hin zur längst vergangenen Zeit, als sie alle noch die Highschool besucht hatten.
     
    Sie hatten damals mit der ganzen Klasse einen Ausflug in eines dieser Naturcamps unternommen. Es lag mitten im Wald an einem kleinen See, wie ihm jetzt wieder einfiel. Eigentlich war diese Gegend sehr schön. Ihm hatte es dort gefallen. Irgendwo in Virginia war das gewesen. An den Namen des Ortes konnte er sich allerdings nicht mehr genau erinnern. Er wusste lediglich noch, dass er etwas mit Weiden zu tun gehabt hatte. Oder waren es doch drei Eichen gewesen? Na egal. Am dritten Tag dort war ein Brief für Marc eingetroffen. Seine Mutter hatte ihm geschrieben und die bevorstehende Scheidung angekündigt. Sie bat ihn um Verzeihung, da sie es nicht fertig gebracht hatte, vor der Fahrt persönlich mit ihm darüber zu reden. Da war es ihr doch leichter gefallen, den Brief für ihren Sohn zu verfassen. Marc war völlig am Ende gewesen.
     
    Er saß am Ufer des kleinen Sees und rührte sich dort nicht von der Stelle. Als Josh sich zu ihm setzte, sagte er kein einziges Wort. Erst nach einer ganzen Weile fing Marc von sich an zu reden. Schließlich lösten sich einzelne Tränen und rollten über sein Gesicht.
    Josh kam sich hilflos vor.
    „ Gott, jetzt sitze ich hier und fange auch noch an zu heulen. Du hältst mich wahrscheinlich für das Weichei des Monats.“
    „ Du spinnst“, antwortete Josh. „ Ich glaube schon, dass das ein triftiger Grund zum Weinen ist. Wenn ich mir vorstellte, dass meine Eltern so auseinander gehen. Wäre schon schlimm.“
    Marc wischte sich mit der Hand über die Nase und schniefte. Plötzlich tauchte Elizabeth neben ihnen auf. „Herrgott, was will die denn?“, raunte Marc seinem Freund zu.
    Josh verstand augenblicklich. Was Marc tatsächlich meinte war: Schaff sie weg!
    „ Hey, Marc, schon vergessen? Wir beide sind heute zum Küchendienst eingeteilt. Da wartet ein ganzer Berg von Kartoffeln, und bilde dir bloß nicht ein, dass ich das alleine mache.“ Sie hatte wieder diesen Ton drauf, den er absolut nicht leiden konnte. Ihm fiel augenblicklich sein verheultes Gesicht ein. Hastig wandte er sich ab.
    Doch Lizzy hatte natürlich längst seine ungewohnt rotgeränderten Augen bemerkt. Dieses kleine Biest bekam ja immer alles mit. Sie war schließlich nicht doof.
    „ Heulst du etwa?“, fragte sie auch schon und piekte damit genau mitten hinein in die frische Wunde.
    Josh kam seinem Freund rasch zur Hilfe. „Ich übernehme den Küchendienst.“ Er sprang sofort auf, ergriff ihr Handgelenk und zerrte sie regelrecht zwischen den Eichenschösslingen hinter sich her.
    „ Lass mich los, Tanner! Hast du sie nicht mehr alle? Marc ist schließlich dran mit dem Küchendienst. Sein Nachname beginnt mit C, genau wie meiner“, erklärte sie ihm in dem selbstgefälligen Tonfall einer Gouvernante, als wenn er einen Sprung in der Schüssel hätte. Was ihn maßlos ärgerte.
    Ungerührt fuhr sie bereits fort: „Aus diesem Grund, sind er und ich heute ein Team, kapiert?“ Sie sprach extra laut und deutlich, wie man dass mit Ausländern macht, bei denen man gewisse Sprachdefizite vermutet. Obwohl die meisten von ihnen weder schwerhörig oder, ganz zu schweigen davon, stocktaub waren.
    Er versuchte Geduld aufzubringen und holte erst einmal tief Luft.
    Sie waren unterdessen am Versorgungsgebäude angelangt, und Josh schob sie in die Küche.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte sagte er: „ Du hast nicht kapiert. Ich habe soeben mit Marc getauscht und übernehme seinen Part bei diesem unglückseligen Arrangement.“
    Sie stieß einen spöttischen Lacher aus. Dann fragte sie: „Was hat er denn?“
    „ Es geht ihm nicht besonders.“
    „ Ach nee, na, das war ja ziemlich offensichtlich, du Schlaumann. Wäre ich niemals von selbst drauf gekommen. Wahrscheinlich Liebeskummer?“ Sie tat, als würde sie ernsthaft überlegen und gab sogar ein paar mal ein hm von sich. „Ach halt, jetzt weiß ich’s. Vorzeitiger Samenerguss oder etwas in der Art. Aber du bist ganz Freund und weist ihn zum Trost sicher in die hohe Kunst des Liebemachens ein.“ Sie tätschelte ihm jovial die Schulter. „Scheint ja bei dir auch gut zu funktionieren. Mich wundert, dass die großen Mädchen sich mit solchen kleinen Jungs

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