Rückkehr nach St. Elwine
"Ähm“, hatte er vorsichtig begonnen. „Ich bleibe doch nicht immer so, oder? Ich komme mir vor, wie... ein...“ Er schien nach den richtigen Worten gesucht zu haben. „Aufgeblasener Laubfrosch?“, hatte er leise vor sich hin gemurmelt.
Du bist einer, hätte Liz beinah geantwortet, dass hatte er ihr nur allzu deutlich vom Gesicht ablesen können. Das hatte er schon immer gekonnt, bereits auf der Highschool.
Als ihr jedoch sein ernster, besorgter Blick aufgefallen war, hatte sie sich im letzten Moment auf die Lippen gebissen.
Er konnte sich vorstellen, was sie stattdessen gedacht hatte. Sie waren jetzt schließlich erwachsen, und daher respektierte sie seine Bedenken. Sie kannte immerhin die Grenze. Liz lag nichts daran seinen Stolz zu verletzen. Jedenfalls nicht in dieser Situation. Denn ihr war klar, dass ihm die ganze Angelegenheit mehr als unangenehm war.
"Keine Sorge!", hatte sie deshalb leichthin gesagt. "Lass dir ein bisschen Zeit, Josh! Das meine ich ernst, okay! Deine Verletzung war keine Bagatelle. Dass weißt du selbst. In zehn Tagen will ich dich noch einmal hier sehen. Komm vorbei! Am besten vormittags. Da bin ich fast immer hier anzutreffen." Als er nicht geantwortet hatte, hatte sie hinzu gefügt: "Es ist wichtig! Ich möchte es mir nochmals ansehen."
Er war sich mit den Fingerspitzen durch das Haar gefahren und hatte den Kopf schief gelegt. "Schon klar, Doc. Ich werde kommen", hatte er ihr erklärt.
Jetzt lief das kühle Bier seine trockene Kehle hinunter- köstlich . Er kniff die Augen zu. Die untergehende Sonne blendete ihn. Morgen hatte seine Mutter Geburtstag. Sie erwartete natürlich, dass er ihr zumindest einen Höflichkeitsbesuch abstattete. Josh seufzte abermals. Gestern war sie bei ihm im Krankenhaus gewesen. Er hatte ihr angesehen, wie sehr sie sich um ihn sorgte. Auch seine Schwester Angelina war ständig wie ein aufgescheuchtes Huhn um ihn herum geflattert. Dann die vielen Fragen der Frauen! Wieso er nicht gleich nach dem Unfall angerufen habe? Wie es ihm denn ginge? Ob er noch immer Schmerzen habe? Es hatte nicht viel gefehlt und Angie hätte verlangt, ihr seine Wunde zu zeigen. Weil er als kleiner Junge mit jeder Blessur und jedem Kratzer zu ihr gegangen war. Schließlich hatte sie dann immer für Eiscreme oder Schokolade gesorgt. Darauf konnte er heutzutage ganz gut verzichten. Vor allem, wenn ihm ihre neugierigen Blicke dadurch erspart blieben.
Olivia hatte ihm klar gemacht, dass ihr Sohn, nach seiner Entlassung aus der Klinik, für ein paar Tage nach Tanner House ziehen sollte. Nur solange, bis es ihm wieder besser ginge.
Doch Josh hatte dieses Ansinnen abgelehnt. "Ich komme zurecht, Mom, ehrlich."
Sie hatte prüfend in sein blasses Gesicht gesehen und gespürt, dass er nicht mehr darüber diskutieren wollte. Warum waren Männer nur so? Immer wollten sie alles allein schaffen und Stärke demonstrieren- lächerlich. Dabei lag ja wohl klar auf der Hand, wer im Leben die Klippen geschickt umschiffte. Genau das hatte er ihrem Blick ansehen können.
Doch Olivia kannte ihren Sohn nur zu gut. Sie hatte gewusst, wann ein Rückzug strategisch günstiger schien als ein rascher Vormarsch. Also hatte sie geschwiegen und resigniert die Schultern gehoben.
Morgen würde er ihr Blumen und eine nette Karte schicken. Es wäre sicher gut, wenn er sie noch heute wegen einer Erklärung anrufen würde. Er passte im Augenblick kaum in eine seiner Hosen. Im Jogginganzug wollte er nun wirklich nicht vor seine elegante Mutter treten. Jedenfalls nicht an ihrem Geburtstag. Wahrscheinlich wäre sie entsetzt. Nun ja, vielleicht auch nicht. Seine Mutter war keinesfalls eine versnobte Frau. Doch Josh verspürte nicht die geringste Lust, vor der gesamten Familie seine intimsten Angelegenheiten, auf ihre fragenden Blicke hin, auszubreiten. Es läutete und er ging, um die Tür zu öffnen.
"Hey, ich hab Lust auf ein kaltes Bier." Marc kam herein und spähte zum offenen Fensterflügel, der zur Terrasse führte. "Ah, du genießt das Leben in vollen Zügen, wie ich sehe. Relaxen ist angesagt."
"In vollen Zügen sicher nicht", brummelte Josh und schlurfte langsam hinter ihm her. "Wie auch immer. Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich mir ebenfalls ein Budweiser genehmige?" Er nahm sich eine Dose, ohne eine Antwort abzuwarten, und setzte sie sofort an die Lippen. "Heute kommt das Spiel der Baltimore Orioles im Fernsehen“, sagte er anschließend. „Wollen wir uns das ansehen?"
"Klar, immer doch. Ich
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