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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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sie kurzerhand beschlossen hatte, einen einfachen, aber kleinen Quilt zu nähen. Da sie keine Nähmaschine besaß würde sie prüfen müssen, ob sie noch, so wie früher, mit der Hand nähen konnte. Außerdem war es dann möglich, in jeder kleinen Pause die Arbeit zur Hand zu nehmen und ein paar Stiche zu nähen. Elizabeth hatte sich königlich amüsiert. Es hatte ihr richtig Spaß gemacht, mit den anderen Frauen in den Räumen von Nora's Quiltladen zu sitzen. Sie hatten gemeinsam genäht und dabei den Alltagsgeschichten der Frauen gelauscht. Liz hatte meistens nur schweigend zugehört. Schließlich war sie die Neue in der Gruppe gewesen. Auch Kate, Rachels Haushälterin, und Doris Ross, die stets eine unverwechselbare Wolke von Pfefferminzdrops umgab, gehörten dazu. Leslie Burg, die Krankenschwester aus der Notaufnahme, hatte sie ebenfalls gekannt. Genau Cybill Barlow, da sie die gleiche Highschool besucht hatten. Allerdings musste Cybill etwas älter sein als sie selbst. Liz war erstaunt gewesen, auch Floriane Usher dort anzutreffen. Sie hatte, im Gegensatz zu ihr, allerdings nahezu ununterbrochen geredet. Ihr harter, deutscher Akzent hatte niemanden gestört. Am meisten hatte sich Elizabeth jedoch über Bonny Sue Parker amüsiert. Schon der Name war ein Witz, hatte sie gefunden und in sich hinein gelacht. Manche Eltern waren doch zu drollig. Das Komische daran war allerdings, dass er zu Bonny Sue perfekt passte. Was deren Eltern unmöglich zum Zeitpunkt der Namensgabe hatten wissen können. Wenn Liz sich recht erinnerte war Bonny Sue in der Grundschule ein pummeliges Mädchen gewesen. Heute jedoch saß eine schlanke, blonde Barbiepuppe vor ihr. Sie trug ihre wilde Mähne stolz zur Schau, klimperte mit ihren falschen Wimpern und liebte alles, was pinkfarben war. Lippenstift, Nagellack, knappe Shorts oder hochhackige Pumps - Hauptsache pink. Am besten noch mit Glitzerkram überzogen. Sie hatte einen grässlichen Geschmack, hatte sie unumwunden zugegeben, als Rachel sie einander vorgestellt hatte. Aber was machte das schon? Bonny Sue hatte sich unter Mithilfe einer stattlichen Anzahl von Liebhabern einen herrlichen Schönheitssalon aufgebaut, wie Liz bereits von ihrer Freundin erfahren hatte. Frisuren, Kosmetik, Maniküre, Pediküre und Massagen, die ganze Palette dessen, was die Kosmetikbranche hergab. Hier blieb kein Wunsch offen. Außerdem besaß die Frau ein besonderes Talent. Sie erriet, meist auf den ersten Blick, die geheimen Vorlieben ihrer Kundschaft. Da sie darin sehr tüchtig war, brauchte sie sich über mangelnde Arbeit nicht zu beklagen. Rachel hatte ihr erzählt, dass Bonny Sue stets mit ihrer piepsigen Kleinmädchenstimme durch ihren Salon säuselte. Sie war immer aufmerksam und hatte sowohl für die Kunden als für ihre Angestellten gleichermaßen einen Blick. Außerdem war sie sich für keine Arbeit zu schade. Sie kannte sie alle, die Klatschgeschichten in St. Elwin. Während der Patchworktreffen gab sie oft die lustigsten Anekdoten ab. Auch das hatte Elizabeth von Rachel erfahren. Und hatte sich prompt selbst davon überzeugen können. Liz hatte es tatsächlich kaum auf ihrem Stuhl gehalten vor Lachen. Da hatte Rachel wirklich nicht übertrieben. Es waren weniger die Worte, die Bonny Sue benutzt hatte, als viel mehr die Art gewesen, wie sie vor sich hin gesäuselt hatte. Ihre piepsige Stimme, die pinkfarbene Kleidung und das Klimpern der falschen Wimpern zum richtigen Zeitpunkt, machten ihr Erscheinungsbild absolut lächerlich und doch zutiefst liebenswert.
    Natürlich war es kein Geheimnis - Bonny Sue liebte Männer, alle Männer ! Diese Liebe beruhte, wie sich denken lässt, auf absolute Gegenseitigkeit. Wen wundert’s , wie Rachel ihr zu verstehen gab. Sie führte einen erfolgreichen Salon und blieb aus Überzeugung, wie Bonny Sue selbst stets betonte, Single. Warum sollte man sich sein Leben unnötig kompliziert machen? Eine Heirat mit nur einem einzigen Mann? Warum? Wenn man sie schließlich alle haben konnte? Mit einer Ehe halste man sich zu viele unnötige Probleme auf. Probleme nämlich, die es gar nicht gäbe, wenn man allein bliebe. Sie dachte da längst nicht nur an die berühmten hochgeklappten Toilettendeckel oder nicht zugeschraubten Zahnpastatuben, hatte Bonny Sue erläutert.
    Außerdem gab es zwei Prinzipien in ihrem Leben. Erstens, nie in fremden Gewässern fischen! Was hieß, keine Männer, die anderweitig vergeben waren. Und zweitens, tritt nie jemanden, der bereits am Boden

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