Rückkehr nach St. Elwine
Spucke, versicherte ihr Liz, würde sie schon bald eine versierte Quilterin sein.
Jetzt trocknete sich Elizabeth ab und schlüpfte in ihr weites T-Shirt, das sie zum Schlafen benutzte. Sie kroch unter die Decke und löschte das Licht. Ihre Gedanken kreisten noch immer um Joshua Tanner. Meine Güte, wieso schaffte er es nur wieder und wieder, sie durcheinander zu bringen? Damals hatte sie es ja wenigstens noch auf pubertäre Hormonschwankungen schieben können. Irgendetwas war doch los mit ihm. Seine Unbeschwertheit, die sie früher gleichermaßen erzürnt und beinahe magisch angezogen hatte, schien verschwunden zu sein. Ja genau, das war es, was ihr so anders an ihm vorkam. Komisch, dass sie erst heute wirklich darüber nachdachte. Früher, während der Jahre an der Highschool, hatte sie nur ein einziges Mal erlebt, dass er dieses Was-Kostet- die-Welt-Lächeln nicht zur Schau trug.
Es war der All Saint’s Day. Der Tag nach jenem verhängnisvollen Halloweenabend, an dem sie beinah schwach geworden wäre, wenn sich nicht plötzlich diese Angst in ihr geregt hätte. Ihr Körper hatte eindeutig auf das zärtliche Streicheln seiner Hände und die zarten Berührungen seiner Lippen reagiert, obwohl sie es sich bereits seit Monaten verbot, ightber Joshua Tanner nachzudenken. Er stand für all das, was sie nicht haben konnte und trotzdem hatte er etwas verblüffend Nettes an sich.
Die Angst jedoch, sich auf ihn einzulassen und dann, über kurz oder lang, verlassen zu werden, nachdem sie ihr Herz an ihn verloren hatte, überwog in ihrem Handeln. Denn er war eindeutig dazu im Stande, sie ihr Herz an ihn verlieren zu lassen. Da ihr Körper ebenso heftig auf ihn reagiert hatte, erschrak sie über die Maßen und das brachte sie völlig aus der Fassung.
Er verließ nahezu fluchtartig das Zimmer über Marthas Pub. Es schien fast, als wäre ihm die Situation ebenso peinlich wie ihr. Immerhin hatte sie, als er dicht neben ihr lag, seinen harten Penis mehr als deutlich gespürt.
Nachdem sie sich wieder einigermaßen in den Griff bekommen hatte, stahl auch sie sich davon. Unten im Schankraum herrschte noch reges Treiben und Gedränge. Ein lohnender Abend für Marthas Geschäft. Zum Glück nahm niemand Notiz von ihr.
Niemand außer einem, wie sie ihren Irrtum jetzt erkannte. Denn sie entdeckte Josh, der sie bereits schon länger beobachtet zu haben schien. Er saß mit den Jungs seiner Clique am hintersten Tisch in der Ecke.
Ihre Blicke trafen sich, nur ganz kurz. Doch es genügte bereits, um sie abermals aufzurütteln. Hastig wandte sie sich ab und rannte, ohne an ihre Jacke zu denken in die kalte Nacht hinaus. Ihr war, als hätte ein Anflug von Verletztheit in seinem Blick gelegen. Wahrscheinlich war an diesem Eindruck nur der dicke Zigarettendunst schuld, der wie zäher, dichter Nebel im Raum schwebte und alles unter einer Glocke einzuschließen schien.
Am nächsten Tag bekam Elizabeth die Quittung für ihren überstürzten Aufbruch ohne wärmende Kleidung. Sie hatte sich eine handfeste Erkältung eingehandelt und saß in ihrem Zimmer auf dem Bett, einen dicken Schal um den schmerzenden Hals gewickelt und machte sich Stichpunkte für den Hausaufsatz, als es an ihrer Zimmertür klopfte. „Komm rein, Rachel!“
Liz hatte es läuten hören. Ihr Vater war ausnahmsweise mal in der Lage, zu öffnen. Er hatte ihr vor zwei Tagen Besserung gelobt und es sah tatsächlich danach aus, dass er es dieses Mal ernsthaft versuchen würde.
„ Ehm, Rachel ist nicht hier.“
Beim Klang seiner, ihr schon viel zu vertrauten Stimme, schoss ihr Blick hoch.
„ Na du hast vielleicht Nerven hier aufzukreuzen, Tanner.“ Nach allem was gestern geschehen ist, wollte sie schon hinzufügen, verstummte jedoch augenblicklich, nach einem Blick in sein Gesicht. Er sah furchtbar aus. Zumindest so weit das bei einem Menschen mit dieser bronzenen Hautfarbe möglich war. Die Augen gerötet und mit dunklen Ringen gerändert. Er erweckte in ihr ganz den Anschein, als hätte er, ebenso wie sie, in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan.
Sie musste niesen. Liz putzte sich umständlich die Nase, die sicher schon gerötet war, wie die, von Rudolph dem Rentier. Na wunderbar! Er ging vor ihr in die Hocke. Alarmiert zog sie die Augenbrauen in die Höhe.
„ Geht’s dir gut? Ich meine, natürlich mal abgesehen von dieser, dieser hässlichen Erkältung.“
Sie nickte langsam. Was hatte der denn vor?
„ Wegen gestern Abend, Lizzy ... Ich ... ich ...
Weitere Kostenlose Bücher