Rückkehr nach St. Elwine
und nickte dabei ihrem Sohn zu, der darauf brannte, nun endlich die Kerzen zu entzünden. Sie wandte sich wieder an Elizabeth. „Entschuldige mich kurz und setz dich um Himmelswillen hin!“
Flo ging in die Küche und goss das Wasser der Kartoffeln ab. Es klingelte wieder.
„ Kannst du bitte mal zur Tür gehen?“, rief sie Elizabeth zu.
„ Ja, klar.“ Sie ging um zu öffnen.
„ Immer hereinspaziert!“ Ein übertriebenes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sie hätte jedem Butler in einem hochherrschaftlichen Haus alle Ehre damit gemacht.
Josh und Marc standen ihr gegenüber. Sie wirkten erstaunt.
„ Was guckt ihr denn so? Ich konnte der Frau dieses Dankeschönessen einfach nicht ausreden. Na ja, als Helden kann man sich ruhig etwas feiern lassen. Hab ich Recht?“
„ Hallo.“ Kevin kam um die Ecke geflitzt.
„ Na Sportsfreund, wie geht’s?“
„ Gut. Mutti hat gekocht und ich habe die Muffins gebacken.“
Die Wangen des Jungen glühten vor Begeisterung.
„ Kevin, komm trag mal die Schüsseln auf den Tisch!“, rief Flo aus der Küche.
„ Mhm, riecht gut.“ Marc sah sich um.
„ Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Nehmen Sie doch Platz!“ Flo gab beiden Männern die Hand.
Während des Essens unterhielten sie sich angeregt. Flo erfuhr endlich mehr über ihre Gäste. Zum Beispiel, dass Joshua Tanner in die Fußstapfen seines Vaters getreten war und das Familienunternehmen Tanner Construction seit ein paar Jahren leitete. Marc Cumberland war ebenfalls mit eingestiegen und so wurde eine Tochtergesellschaft Tanner & Cumberland gegründet. Liz Crane war als Halbwaise aufgewachsen. Wie sie berichtete, war ihre Mutter völlig unerwartet an einem geplatzten Blinddarm gestorben, als die Tochter gerade mal vier Jahre alt war.
„ Das ist auch der Grund, warum ich Ärztin geworden bin“, hatte Liz erklärt. „Insbesondere habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, gerade auf dem Gebiet der Notfallmedizin, meine Patienten überaus gründlich zu untersuchen. Ich möchte, dass mir nur ja nichts entgeht, was eventuell später verheerende Folgen haben könnte.“
„ Wie wahr. Das tut sie wirklich“, murmelte Josh leise.
Woraufhin Marc sich fast zu verschlucken schien und glucksend seinen Mund mit der Serviette betupfte.
Irritiert schielte Floriane zunächst zu den beiden Männern und dann kurz zu Liz, die ebenfalls ein Grinsen aufgesetzt hatte.
Sie schoben alle ihre Teller von sich.
„ Nicht einen Bissen mehr.“
Elizabeth legte eine Hand auf ihren Bauch.
„ Mir geht’s genauso. Aber ich muss sagen, es hat wirklich sehr gut geschmeckt. Vielen Dank Mrs. Usher.“
Marc schenkte dem Strubbelköpfchen ein ehrliches Lächeln.
„ Verraten Sie mir noch, woher Sie sich alle kennen?“, fragte Flo interessiert.
Elizabeth übernahm es, ihr zu antworten. „Wir sind zusammen auf die Highschool gegangen, in die gleiche Klasse.“
„ Ehrlich? Dann ist das ja hier wie ein Miniklassentreffen, nicht wahr?“
„ Könnte man fast sagen.“ Liz lachte.
„ Ich würde auch zu gerne meine alten Klassenkameraden wieder sehen. Das wird wohl nie geschehen.“
„ Sag niemals nie!“, warf Liz ein.
„ Stimmt. Damals an der Dr. Salvador Allende Oberschule in Rathenow hätte doch niemand geglaubt, dass ich eines Tages mal in Amerika landen würde. Wir wären ja noch nicht mal auf die Idee gekommen, dass die innerdeutschen Grenzen verschwinden werden. Unsere Klasse war einfach prima. Wir verstanden uns meistens spitzenmäßig. Na ja, hin und wieder gab es schon mal ein paar Reibereien. Aber im Großen und Ganzen hielten wir von der ersten bis zur zehnten Klasse zusammen. Einige von ihnen fehlen mir ganz besonders.“
Floriane seufzte und schien kurz ganz in Gedanken versunken. Dann lächelte sie wieder breit.
„ Ich bringe nur rasch das schmutzige Geschirr in die Küche.“
„ Ich helfe Ihnen.“
Josh war bereits aufgestanden. Er fühlte sich ein klein wenig unbehaglich, da die Frau für dieses Essen, für ihre Verhältnisse, sehr viel Geld ausgegeben hatte. Die Wohnung war winzig und machte einen leicht heruntergekommenen Eindruck. Flo hatte mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung standen, ihr Möglichstes getan, um die Räume gemütlich herzurichten. Das erinnerte Josh ein bisschen an jenes kleine Häuschen, in dem Lizzy aufgewachsen war. Er selbst war nur zwei oder drei Mal dort gewesen. Doch immer war dann eine Art Beklemmung über ihn hergefallen. So wie eine Faust, die langsam, aber stetig in
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