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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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seinen Magen geschoben wurde. Lizzy musste das damals stets gespürt haben, waren ihre heftigen Reaktionen ihm gegenüber, mehr als bezeichnend gewesen. Heute war er sich jedoch ziemlich sicher, dass sie die falschen Schlüsse aus seinem Verhalten gezogen hatte. Zwangsweise hatte sie angenommen, er würde über all das, nur die Nase rümpfen. Worauf sie begonnen hatte, sich für ihr Zuhause zu schämen. Doch so war es nicht gewesen. Er war bestürzt, ja, das ganz sicher. Ihm war bewusst geworden, wie gut es ihm in materieller Hinsicht ging. Ihr war das zweifellos auch klar. Gerade deshalb wollte er auf jeden Fall verhindern, dass sie sich durch ihn veranlasst sah, sich zu schämen. Das sie womöglich auf den Gedanken kam, ihr Zuhause wäre nicht gut genug für ihn oder einfach, nicht gut genug für irgendjemand anderen. Doch aus seinem verwirrten Blick und dem verlegenen Schweigen hatte sie pure Ablehnung entnommen. Jetzt fühlte sich Josh fast wieder genauso hilflos. Er wollte in Floriane Usher nur ja nicht eben diesen gleichen Eindruck erwecken als wäre etwas an ihrer Person unzureichend, denn so hatte sich damals mit Sicherheit Lizzy gefühlt. Es beschämte ihn noch immer, dass er es nie gewagt hatte, sie über seine wahren Gedanken aufzuklären, denn wie meistens, hatte er sich vor ihrem Spott in Acht nehmen wollen. Sie hätte ihm nie die Wahrheit abgenommen - selbst heute noch nicht, davon war er überzeugt.
    „ Bleiben Sie um Himmelswillen sitzen! Sie sind heute Abend mein Gast, Mr. Tanner“, forderte Floriane ihn auf.
    Er erhaschte einen abschätzenden Seitenblick von Lizzy, die kurz ihre Brauen hob.
    Unschlüssig setzte er sich wieder auf seinen Stuhl.
    „ Kevin, ab mit dir unter die Dusche!“, forderte Flo jetzt ihren Sohn auf.
    „ Jetzt schon? Nö!“
    „ Doch. Du trödelst sowieso immer zu lange. Ehe du fertig im Bett liegst, vergeht noch eine ganze Menge Zeit.“
    „ Mann.“
    „ Zieh ab! Keine Diskussion!“
    Kevin verschwand in seinem Zimmer.
    Lächelnd setzte Floriane sich wieder zu ihren Gästen. Ihr gefiel dieser Abend. Es war schon lange her, seit sie etwas Vergleichbares erlebt hatte. Rasch überflog sie im Geiste noch einmal ihre kleine Rede, die sie sich bereits beim Kochen zurecht gelegt hatte.
    „ Bevor ich es vergesse, möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken. Bei Elizabeth dafür, dass sie mir in diesen nervtötenden Stunden zur Seite stand und bei Ihnen beiden, dass Sie sich aufgemacht haben, um Kevin zu suchen.“
    Sie ergriff je eine Hand der Männer und lächelte Liz warmherzig an. „Vielen, vielen Dank. Wann immer ich irgendwie nützlich sein kann, lassen Sie es mich wissen. Ich stehe tief in Ihrer Schuld, in Ihrer aller!“
    Marc war ihre Dankbarkeit unangenehm und seinem Freund ging es nicht viel anders, wie er Joshs Gesichtsausdruck entnehmen konnte.
    „ Ihre Angst muss schlimm gewesen sein. Ich kann Ihnen das nachfühlen“, sagte Josh in diesem Moment.
    „ Haben Sie Kinder, Mr. Tanner“, wollten Floriane wissen.
    Marc hielt erschrocken die Luft an.
    Josh zögerte nur ganz kurz. „Nein.“
    „ Glauben Sie mir“, antwortete sie leise. „Dann können Sie nicht wissen, wie man sich wirklich dabei fühlt.“
    Der Schlag traf ihn, wie stets, aus heiterem Himmel. Josh war nie darauf vorbereitet, wenn es wieder geschah. Würde es denn nie aufhören, fragte er sich. Drei Jahre waren immer noch nicht genug, nicht annähernd genug. Er spürte den vertrauten Schmerz tief in sich und das Brennen im Magen verstärkte sich rasend schnell. Hörbar schnappte er nach Luft.
    Flo plauderte angeregt mit Elizabeth und schien nichts davon bemerkt zu haben.
    Doch Marc war mit den wiederkehrenden Schmerzattacken seines Freundes bestens vertraut. Die Auslöser waren unterschiedlich, mal reichte ein Wort aus, ein anderes Mal war eine Situation Schuld. Der Verlauf war jedoch stets ähnlich. Er warf Josh einen besorgten Blick zu, erhob sich und tat, als würde er zum Fenster schlendern und die Aussicht genießen.
    „ Sie haben hier ja einen richtig netten Garten hinter dem Haus, Mrs. Usher“, bemerkte er wie beiläufig.
    „ Ja, nicht wahr. Ich darf sogar ein eigenes Beet bestellen im Herbst. Möchten Sie sich da draußen mal umsehen?“
    „ Sehr gern. Josh, kommst du mit?“
    Die Dankbarkeit im Blick seines Freundes, bestätigte Marcs Vermutung sofort.
    Draußen atmete Josh tief ein und sog die warme Luft des Sommerabends in seine Lungen.
    Marc sprach leise, da die Tür nur

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