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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Josh?"
    Es blieb für eine Weile ganz still hinter ihr und auf Elizabeth stürmten die widersprüchlichsten Gefühle ein. Eifersucht, Neid, Schmerz, Wut, Bedauern? Welch ein Unsinn.
    „ Warum weinst du, Gloria?" Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken.
    „ Wegen allem, was wir verloren haben. Adieu und denk später nicht zu schlecht von mir, bitte!"
    „ Wohin wirst du gehen?", wollte Josh wissen.
    „ Cedric ist Brite. Er wohnt in London und hat sogar ein kleines, gemütliches Cottage auf dem Lande. Kannst du dir das vorstellen?"
    Elizabeth hörte, wie sich blitzschnell Schritte entfernten.
    „ Leb wohl!"
    Joshs Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
     
    Liz wagte nicht einmal zu atmen. Sie sagte sich immer wieder, dass sie ja gar nicht hatte lauschen wollen. Als sie Joshs Stimme erkannte, war sie neugierig geworden und hatte gedacht, Zeuge seiner berühmten Verführungskunst zu werden. Doch dann hatte sie zu spät bemerkt, dass das Gespräch in eine gänzlich andere Richtung lief und war nicht mehr fähig gewesen, sich unbemerkt zu entfernen. Fieberhaft überdachte sie, welchen Sinn die Worte ergaben. Eigentlich ließen sie nur einen Schluss zu. Tiefes Mitgefühl überflutete Elizabeth. Hatte Josh selbst nicht kürzlich zu ihr gesagt, ihm ginge es bestens? Er hatte gelogen. Mehr noch: jetzt wurde ihr erst klar, dass er sich über sich selbst lustig gemacht hatte. Sie erinnerte sich an die Ironie und den Spott in seiner Stimme. Aber sie, Liz, hatte ihm geglaubt. Einzig aus dem Grund, weil sie es glauben wollte. Es passte so schön zu dem Bild, das sie sich über ihn zurecht gelegt hatte. Sie hatte ihn verletzt an jenem Abend am Strand, mit ihren harten Worten, die sie ihm einfach vor die Füße geworfen hatte. Er war anscheinend ganz anders, als sie immer geargwöhnt hatte. Hatte Josh ein Kind gehabt, einen kleinen Jungen, der nun nicht mehr am Leben war? Und sie hatte ihm damals vorgeworfen, nicht mal annähernd zu wissen, wie das ist, jemanden zu verlieren. Oh Gott, dabei war sein eigenes Kind gestorben. Deshalb saß der tiefe Schmerz in seinen Augen und Liz hatte sich diesen unterschwelligen Kummer, der ihn fast unauffällig zu umgeben schien, doch nicht nur eingebildet. Das war es auch, was ihn beim Abendessen mit Floriane so sehr aus der Fassung gebracht hatte, sinnierte sie nun. Die Frage, ob er Kinder habe, muss etwas in ihm ausgelöst haben. Warum war sie nicht schon früher darauf gekommen? Wie oft hatte er ihr wohl nur Theater vorgespielt? Er war in den vergangenen Jahren ein wahrer Meister darin geworden, seine Gefühle zu verstecken. Wie hatte ihr so etwas nur passieren können, wo sie doch so große Stücke auf ihre Menschenkenntnis hielt? Eine Frage beschäftigte sie allerdings mehr als alle anderen: wann genau hatte Joshua Tanner damit angefangen, ihr etwas vorzumachen? Oder sollte sie vielleicht lieber fragen, warum hatte sie nicht gründlich genug hingesehen? Sollte er in all den Jahren etwa ...? Liz zog es vor, es für heute dabei zu belassen. Der Gedanke war einfach zu neu und viel zu beunruhigend.
    Der Champagner in ihrem Glas war schal geworden. Sie ging zur Terrasse an die Bar und bestellte sich einen Scotch. Ihr war jetzt nach härteren Sachen. Auch entdeckte Josh saß an der Bar. Er war in ein Gespräch mit Marc Cumberland vertieft. Allerdings konnte Elizabeth beobachten, dass er ständig sein Whiskyglas zum Mund führte und in einem Zug leerte. Trank er immer so viel bei solchen Anlässen? Sie konnte es nicht recht glauben.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter.
    „ Hallo Liz." Sie fuhr erschreckt herum.
    Angelina lächelte ihr zu. „Schön, dass du kommen konntest. Gefällt es dir hier?"
    „ Sehr gut, danke. Es muss der Himmel sein, hier zu leben."
    Joshs Schwester lachte. „Ja, das ist es wohl. Aber es soll Leute geben, die es vorziehen, lieber ein eigenes Haus zu haben."
    Liz hatte den Eindruck, als hätte sie mehr zu sich selbst gesprochen. Denn Angelina starrte plötzlich in eine andere Richtung. Liz folgte ihrem Blick und der traf eindeutig ihren Bruder. Stirnrunzelnd hob sie die Brauen.
    „ Soll das heißen, Josh wohnt nicht hier?"
    „ Genau, ja. Schon seit ein paar Jahren nicht mehr“, antwortete Angelina, schaute dabei aber noch immer gebannt auf Joshua.
    „ Das überrascht mich allerdings“, gab Elizabeth zu. „Auf Tanner House ist doch nun wirklich genug Platz, so dass man sich nicht ständig in die Quere kommt."
    Ihre praktische Art, an die Dinge heran zu

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