Rückkehr nach St. Elwine
gehen, versperrte Liz manchmal den Blick auf das Offensichtliche. Dabei fügte sich jetzt ein Teil zum anderen. Sie hatte das Gefühl, vor einem riesigen Puzzle zu stehen und trotzdem selbst ein wichtiger Bestandteil davon zu sein.
„ Du sagst es. Aber er ist stur wie ein Maulesel“, sagte Angelina gerade.
Sie sahen jetzt beide wieder zu Josh hin. „Irre ich mich oder trinkt er absichtlich so viel?" Angie schien keine Antwort zu erwarten.
„ Nun, sieht ganz so aus“, meinte Liz daraufhin. Sie konnte Angelina vom Gesicht ablesen, dass sie zu einer Erkenntnis kam.
„ Gloria hat mit ihm gesprochen. Diese kleine, blonde Hexe", stieß diese aufgebracht aus. „Die Frau bringt nichts als Ärger. Das hat sie immer schon getan." Entschlossen trat sie auf Josh zu.
„ Meinst du nicht, Bruderherz, dass du für heute genug getrunken hast?"
„ Verschwinde, Angelina!" Wütend funkelte er sie an.
„ Du hast dich mit Gloria unterhalten, stimmt 's? Ich habe sie gesehen, aber sie ist mir blitzschnell entwischt, bevor ich sie in die Finger bekam, dieses Luder."
„ Angie, lass mich in Ruhe!"
„ Gloria war hier?", schaltete sich jetzt auch Marc ein und hob erstaunt die Augenbrauen. „Scheint ein schwarzer Tag heute zu sein. Erst der Ärger mit dem Mercury-Projekt und dann taucht auch noch deine Exfrau auf."
„ Du hast verdammt Recht“, stimmte Josh seinem Freund zu. Dann wandte er sich an seine Schwester. „Kümmere dich jetzt am besten um die Gäste, Angelina! Ich werde mich schon gut amüsieren."
Damit prostete er Marc und dessen Freundin Amy zu.
„ Mach was du willst!" Ärgerlich rauschte Angelina davon.
Liz beobachtete Josh unauffällig weiter. Marc riss wie früher seine Witzchen und Josh ging scheinbar darauf ein. Er lächelte, doch seine Augen blieben davon unberührt.
Josh bestellte erneut ein Glas und versuchte dem Gespräch zu folgen. Doch er wusste längst, dass ihm das heute nicht gelingen würde. Als Gloria gegangen war, hätte er erleichtert sein sollen, aber stattdessen hatte er sich plötzlich sehr einsam gefühlt. Sollte er sie am Ende doch geliebt haben? Er hatte es versucht, bei Gott. Doch sie war Gift für ihn gewesen, für seine Seele, für seine Unbekümmertheit, die sie für immer von ihm fortgewischt hatte, mit einer einzigen Verführung an einem regnerischen Tag.
Es war bereits ein Uhr morgens und die meisten Gäste zogen sich zurück. Liz hatte sich wider Erwarten doch noch prächtig unterhalten. Einige alte Bekannte aus der Highschool-Zeit waren auf sie aufmerksam geworden.
„ Gute Nacht." Sie konnte jetzt kaum noch ein Gähnen unterdrücken. Immerhin hatte sie bereits einen ganzen Tag gearbeitet. Liz betrat vom Seitenflügel aus das Haus. Auf der Treppe traf sie auf Josh, der verdächtig schwankte.
„ Lizzy", nuschelte er.
„ Oh Gott, du hattest ja einen beachtlichen Durst heute, was?"
Er kicherte. „Sch... stimmt genau." Als er stolperte, wäre er fast die Treppe hinuntergefallen, wenn sie ihn nicht festgehalten hätte.
„ Halt, halt! Immer schön langsam, Josh. Du brichst dir sonst noch den Hals."
„ Würde es dir etwas ausmachen?"
„ Natürlich. Wie kannst du so etwas fragen. Wo ist dein Zimmer?“
Er machte überhaupt keine Anstalten, auf ihre Frage einzugehen.
„ Josh!“
„ Was?“ Als er sich umwandte, geriet er erneut aus dem Tritt.
„ Oh Gott, lauf zu und schau um Himmelswillen nach vorn“, riet sie.
Oben angelangt, wiederholte sie ihre Frage.
„ Weiß nicht. Irgendwo muss es sein." Er lachte. „Willst du mich dahin bringen? In mein Zimmer?"
„ Ja, du gehörst ins Bett."
„ Findest du?", nuschelte er erneut.
„ Ich denke schon. Also komm jetzt! Ich bin verdammt müde. Wo ist es nun?"
„ Hä?“
„ Dein Zimmer“, rief sie genervt aus.
„ Hm, warte mal. Da geht’s lang." Wieder schwankte er verdächtig. Liz hatte keine Lust, hier mitten in der Nacht noch lange nach seinem Zimmer zu suchen. Allmählich wurde es auch zu beschwerlich, darauf aufzupassen, dass ein volltrunkener fast Zwei-Meter-Mann nicht rücklings die Treppe herunterfiel.
„ Also schön, schön." Sie blies sich eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht. „Dann komm schon, Tanner!"
Sie umfasste seine Taille und zog ihn einfach mit sich. An der Tür ihres eigenen Zimmers angekommen, drückte sie ihn kurzerhand wie ein sperriges Möbelstück gegen die Wand. Aber irgendwie musste sie ja aufschließen.
„ Los! Rein mit dir!“
Sie schob ihn etwas unsanft
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