Rückkehr nach St. Elwine
mal eine Woche dabei. Ein bisschen mehr Zeit musst du ihm schon geben“, gab Marc vorsichtig zu bedenken.
„ Zeit, die wir nicht haben“, hielt sein Freund dagegen.
„ Ich weiß das. Wenn du wüsstest wie lange ich schon darüber nachgegrübelt habe. Es liegt garantiert nicht nur an diesen verdammten Sicherheitsvorschriften. Lass mich den Mistkerl nur erst in die Finger kriegen, der da seine Hand im Spiel hat!“
Marc spürte jetzt ebenfalls Ärger und Wut in sich aufsteigen.
Peter Tanner stand am Fenster und drehte sich schließlich zu den Beiden um.
„ Dann wäre das also geklärt, meine Herren. Josh, deine Mutter hat sich so auf das Fest gefreut, wir müssen an dieser Stelle abbrechen. Marc hat Recht, das weißt du selbst. Am Montag solltest du dich für dieses Projekt ins Zeug werfen. Bis dahin bitte ich dich, ruhig Blut zu bewahren."
„ Du brauchst mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe, Dad."
Wenn sein Vater versuchte, ihn wie einen unmündigen Idioten zu behandeln, kochte etwas in ihm über. Bevor er sich vergaß und etwas Unüberlegtes von sich gab, stürmte er lieber an ihnen vorbei und lief hinaus. Peter warf Marc einen bedeutungsschwangeren Blick zu. Der daraufhin nur vielsagend mit den Schultern zuckte. Offenbar gab es in dieser Sache nichts mehr zu sagen.
Joshua warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war höchste Zeit. Er musste sich beeilen, wenn er noch duschen und sich umziehen wollte, bevor das Tannerweekend offiziell eröffnet wurde. Gleich zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete er die Treppen hinauf zu seinen Zimmern. Josh stieß fast mit Liz zusammen. Er brachte eine flüchtige Entschuldigung hervor und sah auf. Ihre Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Liz hatte den Eindruck, als wenn er etwas sagen wollte. Dann jedoch schien er sich anders zu besinnen und lief weiter.
Sie hob überrascht die Brauen. „Was ist dem denn über die Leber gelaufen?"
„ Wahrscheinlich Geschäfte. Du weißt doch, wie Männer sind“, stellte Rachel lachend fest.
Das wusste Liz zwar nicht unbedingt, aber sie ließ es dabei bewenden. Schlimm genug, dass sich ihr Herzschlag derart beschleunigt hatte, als Josh sich ihr näherte. Zum Glück, hatte ihre Freundin das nicht bemerkt.
Doch da irrte Elizabeth. Rachel hatte sehr wohl die Spannung zwischen den Beiden registriert. Außerdem hatte sie in diesem Spiel bereits vor Jahren Erfahrungen sammeln können. Deshalb wusste sie auch, dass es überhaupt nichts brachte, wenn sie Liz daraufhin ansprechen würde. Also spielte sie die Rolle der stillen, aber ahnungslosen Beobachterin weiter.
„ Heute Abend findet ein Barbecue statt. Dafür ist dein Leinenhosenanzug aus der Schatztruhe genau richtig." Rachel lächelte völlig arglos. „Da hatte ich mal wieder den richtigen Riecher.“
„ Du schlägst bestimmt nach deiner achtundneunzigjährigen Großmutter“, ging Elizabeth rasch darauf ein und schmunzelte.
Ihre Freundin trat ihr leicht gegen das Schienbein und verzog den Mund zu einem übertriebenen Lächeln.
Der Abend verlief wider Erwarten gut. Das Haus und auch der Garten schienen Elizabeth zu bezaubern. Sie unterhielt sich angeregt mit Dr. Jefferson und lernte dessen Frau kennen. Eine sehr zurückhaltende, charmante Lady. Dafür jedoch ertönte oft genug Theos dröhnendes Lachen. Heute wirkte es beinahe ansteckend auf sie. Merkwürdig, wie gelöst sie sich jetzt fühlte. Das war ihr durchaus nicht unangenehm, überlegte Liz. Vielleicht machte sie sich ja einfach immer zu viele Gedanken. Rachel hatte so etwas bereits öfters angedeutet, doch Elizabeth würde das natürlich niemals zugeben.
Ein Kellner schlängelte sich, ein Tablett mit Gläsern voll prickelndem Champagner balancierend, um die Gäste herum. Liz ergriff eines und suchte sich anschließend ein stilles Plätzchen. Sie setzte sich auf eine Bank, die völlig umgeben von rankenden Bauernhortensien war. Seufzend zog sie ihre Schuhe aus und lehnte sich zurück. Nach einem anstrengenden Arbeitstag sollte man wohl besser nicht in hohen Pumps herum laufen. Sie wackelte mit den Zehen. Der ganze Garten war voller Gäste. Sie fragte sich, wer dieses Idyll einmal angelegt hatte. Wer auch immer das war, er hatte verstanden, dass es Orte geben musste, an die man sich zurückziehen konnte, lauschige Plätzchen, wo einen das Gefühl überkam, weit und breit ganz allein zu sein. Hinter den dichten Blumenranken in ihrem Rücken schien vermutlich ebenfalls eine Bank zu stehen denn sie
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