Rückkehr von den Sternen
aber wollten sie uns nach all dem nicht noch länger unter Verschluà halten.«
»Wie steht es um Ihr Selbstgefühl?«
»Also â¦Â«, ich zögerte, »manchmal⦠habe ich den Eindruck, ein Neandertaler zu sein, der in eine Stadt geraten ist.«
»Was wollen Sie nun machen?«
Ich erzählte ihm von der Villa.
»Vielleicht keine so schlechte Idee«, meinte er, »aberâ¦Â«
»ADAPT wäre wohl besser?«
»Das behaupte ich nicht. Sie⦠wissen Sie â ich kann mich an Sie erinnern!«
»Wie ist das möglich? Sie konnten doch nichtâ¦Â«
»Nein. Aber ich hörte über Sie von meinem Vater. Ich war damals zwölf Jahre alt.«
»Ach, das war wohl schon viele Jahre nach unserem Start«, sagte ich, »und man dachte noch an uns? Eigenartig.«
»Finde ich nicht. Eigenartig ist eher, daà man euch vergaÃ. Sie wuÃten doch, wie die Rückkehr aussehen würde. Natürlich konnten Sie es sich nicht vorstellen.«
»Ich wuÃte es.«
»Wer schickt Sie zu mir?«
»Niemand. Das heiÃt ⦠der Infor vom Hotel. Wieso?«
»Komisch«, sagte er. »Denn eigentlich bin ich kein Arzt, wissen Sie.«
»Ja, wie denn â¦Â«
»Praktizieren tue ich seit vierzig Jahren nicht mehr. Ich befasse mich mit der Geschichte der Raummedizin. Denn es ist bereits Geschichte, Bregg, und auÃer dem ADAPT gibt es für die Spezialisten keine Arbeit mehr.«
»Entschuldigung, ich wuÃte nichtâ¦Â«
»Unsinn. Ich sollte Ihnen vielmehr dankbar sein. Sie sind ein lebender Beweis gegen die Thesen der Millman-Schule über den schädlichen Einfluà der verstärkten Schwerkraft auf den Organismus. Sie haben nicht einmal eine VergröÃerung der linken Herzkammer, nicht die Spur von Lungenerweiterung ⦠und ein herrliches Herz. Doch das wissen Sie â wie?«
»Ich weià es.«
»Als Arzt habe ich Ihnen eigentlich nichts mehr zu sagen, Bregg, aber sonst â¦Â« Er zögerte.
»Ja?«
»Wie orientieren Sie sich in ⦠unserem heutigen Leben?«
»Nebelhaft.«
»Sie sind grau, Bregg.«
»Hat denn das irgendeine Bedeutung?«
»Ja. Graues Haar bedeutet Alter. Keiner wird jetzt grau, Bregg, ehe er achtzig ist, und auch dann kommt es selten vor.«
Ich wurde mir bewuÃt, daà es stimmte: ich hatte fast keine alten Leute gesehen.
»Wieso?« fragte ich.
»Es gibt Spezialpräparate, Medikamente, die das Grauwerden aufhalten. Man kann auch die ursprüngliche Haarfarbe wiederherstellen, obwohl das ein wenig schwieriger ist.«
»Na schön«, sagte ich, »aber warum sagen Sie mir das?«
Ich merkte, daà er unschlüssig war. »Die Frauen, Bregg«, sagte er dann kurz.
Ich zuckte zusammen. »Soll das heiÃen, daà ich wie ein ⦠Greis aussehe?«
»Wie ein Greis â nein, eher wie ein Athlet⦠aber Sie spazieren ja nicht nackt herum. Besonders im Sitzen sehen Sie ⦠das heiÃt, ein Durchschnittsmensch wird Sie für einen verjüngten Greis halten. Nach einer verjüngenden, einer Hormonoperation und so weiter.«
»Ja, da kann man nichts machen«, sagte ich. Ich wuÃte nicht, warum ich mich unter seinem ruhigen Blick so fatal fühlte. Er nahm die Brille ab und legte sie auf den Schreibtisch. Er hatte blaue, ein wenig tränende Augen.
»Sie verstehen viele Dinge nicht, Bregg. Sollten Sie bis an Ihr Lebensende ein Asket bleiben, so wäre Ihr âºda kann man nichts machenâ¹ vielleicht am Platz, aber⦠diese Gesellschaft, in die Sie zurückgekehrt sind, kennt keine Begeisterung für das, dem Sie mehr als Ihr Leben geopfert haben.«
»Sprechen Sie doch nicht so, Doktor.«
»Ich spreche so, wie ich denke. Ein einziges Leben opfern â na und? Menschen haben es seit Jahrhunderten getan ⦠aber auf alle Freunde, auf die Eltern, Verwandten, Bekannten, die Frauen verzichten â denn Sie haben sie ja geopfert, Bregg!«
»Doktorâ¦Â«
Das Wort kam mir kaum durch die Kehle. Mit dem Ellbogen stützte ich mich auf den alten Schreibtisch.
»AuÃer einer Handvoll Fachleute geht dies keinen etwas an, Bregg. Wissen Sie das?«
»Ja. Man hat es mir auf Luna gesagt ⦠nur ⦠wurde es ⦠milder ausgedrückt.«
Eine Zeitlang schwiegen wir beide.
»Die Gesellschaft, in die Sie zurückgekehrt sind, ist stabilisiert. Sie
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