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Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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daß ich mich vorher darin gerade stehend hatte sehen können. Der Unterschied war minimal: aber schon vorher, als ich mein Hemd auszog, bemerkte ich etwas Sonderbares: das Hemd schien kürzer geworden zu sein. Fast als ob es eingelaufen wäre. Ich sah es mir genauer an. Ärmel und Kragen waren unverändert. Ich legte das Hemd auf den Tisch. Es sah genauso aus wie vorher. Als ich es jedoch anzog, reichte es mir knapp über die Taille. Ich hatte mich verändert, nicht das Hemd.
    Ich war also größer geworden.
    Dieser Gedanke war absurd, beunruhigte mich aber trotzdem. Ich verband mich mit dem Hotel-Infor und bat um die Adresse eines Arztes – Spezialist für Raumfahrtmedizin. Zum ADAPT wollte ich, solange es nur möglich war, nicht gehen. Nach einer kurzen Schweigepause, so als ob sich der antwortende Automat nicht schlüssig wäre – hörte ich die Adresse. Der Arzt wohnte in derselben Straße, einige Häuserblocks weiter. Ich ging zu ihm. Ein Roboter führte mich in ein großes, verdunkeltes Zimmer. Außer mir war niemand da.
    Nach einer Weile kam der Arzt. Er sah aus, als ob er aus einem Familienfoto im Arbeitszimmer meines Vaters herausgestiegen wäre. Er war klein, aber nicht zierlich, grau, hatte einen kleinen weißen Bart und eine goldumrandete Brille – die ersten Gläser, die ich an einem menschlichen Gesicht seit meiner Landung sah. Er hieß Doktor Juffon.
    Â»Hal Bregg?« sagte er. »Sind Sie es?«
    Â»Ja.«
    Er schwieg und sah mich lange an. »Was fehlt Ihnen?«
    Â»Eigentlich nichts, Doktor, nur …«, ich erzählte ihm von meinen eigenartigen Beobachtungen.
    Ohne ein Wort zu sagen, öffnete er mir eine Tür. Ich kam in ein kleines Behandlungszimmer.
    Â»Ziehen Sie sich bitte aus.«
    Â»Ganz?« fragte ich, als ich nur noch die Hose anhatte.
    Â»Ja.«
    Er besah mich von oben bis unten.
    Â»Solche Männer gibt es nicht mehr«, murmelte er wie zu sich selbst. Er horchte mein Herz ab, indem er mir ein kaltes Hörrohr an die Brust legte. ›Auch noch in tausend Jahren wird es so sein‹ – dachte ich, und dieser Gedanke machte mir eine kleine Freude. Er maß meine Größe, dann mußte ich mich hinlegen. Er betrachtete recht aufmerksam die Narbe unter meinem rechten Schlüsselbein, sagte aber nichts. Er untersuchte mich fast eine Stunde.
    Reflexe, Lungenkapazität, EKG – alles. Als ich mich anzog, setzte er sich hinter einen kleinen, schwarzen Schreibtisch. Die Schublade, die er auszog, um darin zu kramen, quietschte. Nach all den Möbeln, die sich unter den Menschen wie besessen bewegten, gefiel mir dieser alte Schreibtisch sehr.
    Â»Wie alt sind Sie?«
    Ich erklärte ihm, wie es bei mir um diese Dinge stand.
    Â»Sie haben den Körper eines dreißigjährigen Mannes«, meinte er.
    Â»Haben Sie hyberniert?«
    Â»Ja.«
    Â»Lange?«
    Â»Ein Jahr.«
    Â»Warum?«
    Â»Wir kamen mit einem verstärktem Schub zurück. Man mußte sich ins Wasser legen. Amortisation, wissen Sie, Herr Doktor. Und da es einem schwerfällt, ein volles Jahr wach im Wasser zu liegen, so …«
    Â»Selbstverständlich. Ich dachte, Sie hatten länger hyberniert. Dieses eine Jahr können Sie getrost abziehen. Nicht vierzig, sondern neununddreißig sind Sie.«
    Â»Und … das andere?«
    Â»Es ist nichts, Bregg. Wieviel hattet ihr?«
    Â»Beschleunigung? Zwei g.«
    Â»Na, also. Sie dachten wohl, Sie wachsen weiter – wie? Nein. Wachsen tun Sie nicht. Ganz einfach: die Bandscheiben. Wissen Sie, was das ist?«
    Â»Ja, solche Knorpel in der Wirbelsäule.«
    Â»Eben. Die entspannen sich nun, da Sie aus diesem Druck heraus sind. Wie groß sind Sie?«
    Â»Als ich abflog – war ich einssiebenundneunzig.«
    Â»Und später?«
    Â»Keine Ahnung. Gemessen hab’ ich mich nicht; es gab da andere Sorgen, wissen Sie.«
    Â»Jetzt sind Sie zwei Meter groß.«
    Â»Eine schöne Geschichte«, sagte ich, »und geht das noch länger so?«
    Â»Nein. Wahrscheinlich ist das schon alles … Wie fühlen Sie sich?«
    Â»Gut.«
    Â»Alles scheint allzuleicht – wie?«
    Â»Jetzt schon weniger. Im ADAPT auf Luna gab man uns Pillen zur Minderung der Muskelspannung.«
    Â»Hat man euch angravitiert?«
    Â»Ja. Während der ersten drei Tage. Sie meinten, es wäre nach so vielen Jahren zuwenig, andererseits

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