Rücksichtslos
noch Hinweise ergeben?“, fragte er zum Schluss.
Uwe meldete sich zu Wort. „ Gestern Nachmittag erhielten wir einen telefonischen Hinweis, die Tote von der Stauanlage, die beim Klärwerk ins Wasser geworfen worden ist, betreffend. Dort hatte der Anrufer in der Nacht vor dem Auffinden der Leiche einen weißen Kastenwagen beobachtet, dessen Fahrer etwas Großes ins Wasser geworfen hatte.“
„ Warum hat er sich erst jetzt gemeldet?“
„ Er maß dem bislang komischerweise keine Bedeutung bei. Da es ihm aber doch keine Ruhe gelassen hat, hat er nun angerufen.“
„ Kennzeichen?“
„ Leider hat er nichts notiert.“
„ Marke?“
„ Es sei so ein Wagen gewesen, wie ihn viele Handwerker benutzen. Die Marke konnte er nicht benennen.“
„ Na toll. Und um wie viel Uhr hat er das alles gesehen?“
„ In den frühen Morgenstunden. So gegen drei oder vier.“
In dem Moment trat Staatsanwalt Sandfordt ein. Katharina musste sich beherrschen, um nicht mit den Augen zu rollen. Der hatte gerade noch gefehlt.
„ Ich wünsche eine Aufklärung der Geschehnisse vom Freitag.“ Er hielt es nicht für notwendig, die Anwesenden zu begrüßen.
„ Ich wünsche Ihnen auch einen guten Morgen, Herr Staatsanwalt“, antwortete Thomas spitz. „Sie haben unseren Bericht doch sicherlich erhalten?“
„ Ja.“ Sandfordt warf ihn auf den Tisch und fixierte Katharina. „Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum eine Beamtin, die an diesem Tag eigentlich wegen Krankheit beurlaubt war, sich mit einer vermeintlichen Zeugin trifft.“ Es klang wie eine Anklage. Katharina schnappte nach Luft. Dieser unverschämte Kerl!
„ Herr Lauter … “, setzte sie zur Erklärung an, doch Thomas unterbrach sie und legte zur Beschwichtigung kurz seine Hand auf die ihre.
„ Herr Sandfordt. Die Zeugin rief am Freitagmorgen an, um mit Hauptkommissarin Bergen zu sprechen. Sie berief sich auf diesen Artikel in der Zeitung . “ Thomas warf den Zeitungsausschnitt auf den Tisch. „Und sie bestand darauf, nur mit Frau Bergen zu sprechen. Dass sie Angst hatte, war klar. Sie sprach kurz, flüsternd und abgehackt, gab mir nur den Treffpunkt durch und legte auf. Verdammt noch Mal! Ohne diesen Artikel wäre die Frau wahrscheinlich noch am Leben.“
Thomas hatte sich in Rage geredet. Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab, und seine Halsvenen kamen für einen Moment bedrohlich zum Vorschein.
„ Vielleicht. Aber dadurch haben Sie immerhin etwas erfahren“, meinte Sandfordt von oben herab.
„ Ha! Wahnsinnig viel. Wir können nur davon ausgehen, dass der Mörder mehrere Frauen ermordet und noch welche in Gewahrsam hat. Er hat diese Frau beobachtet und sie erschossen, sobald er annahm, dass sie etwas verraten könnte. Sie hatte keinerlei Chance.“
„ Aber wie ich schon sagte, immerhin haben Sie erfahren, dass die Fälle zusammengehören. Das hätten Sie ohne mich nicht.“ Er setzte eine überlegene Miene auf. Katharina war von seiner Gefühlskälte schockiert.
„ Ich habe dazu auch etwas zu sagen, Herr Staatsanwalt“, meldete sich Oberkommissar Bauer mit gemächlichen Worten und zwirbelte während er sprach seinen dunklen Schnauzbart. Dieser scheinbar gelangweilte Tonfall ließ Katharina die Ohren spitzen. „In einem Punkt haben Sie recht. Ohne Ihr Eingreifen wüssten wir wahr scheinlich nicht, dass es sich bei der Person, die hinter den Morden steckt, um einen großen Mann handelt, der ‚Gönner‘ genannt wird. Allerdings haben wir in der letzten Woche bereits unter der Annahme ermittelt, dass die beiden zuvor geschehenen Morde zusammenhängen könnten.“
„ Aber … “
„ Unterbrechen Sie mich nicht.“ Bauer fixierte Sandfordt mit einem eiskalten Blick. „Was mich an der Sache ganz gewaltig stört ist, dass Sie sich erdreistet haben, Unwahrheiten über unsere Ermittlungen und den Namen der ermittelnden Kommissarin an die Presse weiterzuleiten. Und das, ohne mich oder unsere Presseabteilung vorher darüber zu informieren. Sollte das noch einmal vorkommen, werden Sie hier in Frankfurt nicht weiter bei der Staatsanwaltschaft beschäftigt sein. Dafür werde ich sorgen.“
Bauer hatte völlig ruhig weitergesprochen, jedoch jedes einzelne Wort deutlich artikuliert. Den Staatsanwalt hatte er währenddessen keine Sekunde aus den Augen gelassen. Es herrschte absolute Stille. Sandfordt stand kreidebleich da. Er stammelte etwas Unver ständliches und verließ hastig den Raum. Auch nachdem er weg war, blieb es einige
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