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Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Titel: Rückwärtsleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Watson
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aber nie geschafft haben. Sie wissen schon, groß, schlank, schöne Haut, tolle Freunde, immer am richtigen Ort …«
    Ich senkte den Blick auf die Broschüre. »So umwerfend finde ich sie auch wieder nicht.«
    Kirsty zog verächtlich die Brauen hoch. »Natürlich ist sie umwerfend. Schauen Sie sich doch mal diese Wangenknochen an. Und das Haar.«
    »Sicher, aber …«
    »Und wie schlank sie ist.« Bewundernd zeichnete Kirsty mit dem Zeigefinger Lolas skelettartige Figur nach.
    Ich bemerkte das Logo auf Lolas Tennistrikot, das sich auf der Seite gegenüber über einer Werbeanzeige wiederholte. Diese zeigte ein Mädchen, das so mager war, dass man es wahrscheinlich direkt in den Prospekt hatte scannen können.
    »Also schön. Und was kann ich für dich tun?«
    »Na ja, ich dachte, vielleicht können Sie mich irgendwie psychologisch auf das Spiel vorbereiten«, erwiderte Kirsty. »Lola hat einen Mind-Coach, der sie fit macht, und anscheinend funktioniert es, denn wenn wir spielen, ist sie immer mental stärker.«
    »Und wer ist dieser … ›Mind-Coach‹?«
    »Er heißt Richard Aloisi.«
    Da war er wieder. Immer wenn ich in neuen Gewässern landete, tauchte er wippend und mit einem nervtötend vernünftigen Gesichtsausdruck auf: Klar, ich war als Erster hier, aber du kannst gerne bleiben. Und zwar auch auf Gebieten, die ich für mich abgesteckt hatte – selbst wenn ich ein Büro hatte, das keinen Zweifel an meiner Rolle als offizieller Psychologe der Spiele ließ, schwebte er als mentaler Mentor der unbesiegbaren Lola Verdini ins Blickfeld. Mr. und Mrs. Perfect. Ich durfte mich mit der ewigen Zweiten begnügen, der tapferen Silbermedaillenanwärterin, die gegen Lola genauso viele Schlappen erlitten hatte wie ich Rückschläge bei dem Versuch, mit Richard Schritt zu halten. Wie man sich vorstellen kann, erwärmte ich mich schlagartig für Kirsty. Über den Tisch erstreckte sich das unmittelbare Band einer gemeinsamen Neurose. Wir verabredeten uns für den Freitagabend, den Tag vor dem Finale: ihr fünfzehntes Aufeinandertreffen mit Lola.
    Davor hielt ich Ausschau nach Richard. Wie so oft begegnete er mir in einem ungünstigen Moment, nämlich als ich gerade Webster über den Parkplatz verfolgte. Es war der Donnerstag, an dem Websters Halbfinale ausgetragen wurde. Noch immer zeigte er ein zermürbendes Verhalten. Ziellos streifte er am Vormittag zwischen Punkten herum, die ihm von seinen sprunghaften, undurchdringlichen Gedanken eingegeben wurden. »Ich muss bloß einen klaren Kopf kriegen«, erklärte er, doch als das rastlose Umherwandern auch nach über einer Stunde noch nicht zu Ende war, wuchsen bei Frank Macguire und mir die Sorgen. Zufällig erspähte ich Webster aus großer Entfernung und rief seinen Namen; prompt wechselte er die Richtung, wie um mich abzuschütteln. Erneut schrie ich ihm nach und gab meine Würde auf wie ein Paparazzo auf der Suche nach einem exklusiven Schnappschuss, und genau in diesem Augenblick stieg Richard aus seinem luxuriösen Mietauto und fasste seine Frau Christy unterm Arm. Hastig begrüßten wir uns und verabredeten uns für den morgigen Nachmittag. Passenderweise kam er auf die Idee, Tennis zu spielen. »Wir sehen uns auf dem Court!«, rief Richard zum Abschied, während ich weiter Webster nachlief bis zu einer schattigen Ecke. Hinter mir hörte ich perlendes Gelächter.
    Kurz vor dem Rennen entschuldigte sich Webster für sein Benehmen. »Ich bin heute irgendwie nicht ich selbst. Hab ständig so komisches Zeug im Kopf.«
    »Was für Zeug?«
    »Einfach so komische Gedanken«, antwortete er beiläufig, während Macguire an seinem Ärmel nagte. Die tiefen Schatten unter seinen Augen ließen erahnen, wie sehr er sich nach dem Ruhestand sehnte. »Irgendwie kann ich mich nicht richtig auf das Rennen konzentrieren.«
    In einer kleinformatigen Wiederholung seiner vormittäglichen Wanderung stapfte Webster im Korridor auf und ab. Ich versuchte, ihn zu beruhigen und mich durch vorsichtige Fragen zu vergewissern, dass nicht Streissman das Problem war.
    »Es ist nicht die Schizosache«, erklärte er. »Oder vielleicht doch, weil ich es selbst ja gar nicht merke, oder?« Er lachte. »Es ist bloß … ohne die Pillen ist es einfach schwer, verstehen Sie?«
    Ich versicherte ihm, dass ich ihn gut verstand und dass er sie schon in wenigen Tagen wieder nehmen konnte. Nur noch zwei Rennen, zweimal Anspannung und Befreiung.
    Mit gespielter Gelassenheit beobachteten Frank Macguire und ich Websters

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