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Ruegen Ranen Rachedurst

Ruegen Ranen Rachedurst

Titel: Ruegen Ranen Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Baeumer
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hören wollen. Ein reißender Schmerz durchschoss seinen Knöchel – in seiner Panik hatte er das kalte Eisen vergessen, das seinen Bewegungsradius enorm einschränkte. Sein Gegenüber taumelte, vom Schwung der Axt ins Leere überrascht, fing sich aber schnell wieder und machte einen Schritt auf sein Opfer zu. Das Rasseln der Fußkette verriet, dass der Gefangene sich panisch hin und her bewegte.
    Ein Lichtstrahl brach sich auf der Axt, die sich von Neuem erhob. Das Opfer mobilisierte all seine Kräfte, um sich mit einem verzweifelten Satz nach vorne auf seinen Peiniger zu werfen. Doch die Kette am Knöchel bereitete seinem Vorhaben ein abruptes Ende. Er schlug mit dem Gesicht auf dem Boden auf und ihn durchschoss ein höllischer Schmerz. Nichts konnte dem Axthieb mehr Einhalt gebieten, der mit unaufhaltsamer Präzision niedersauste.
    Stille trat ein.

    ***

    Es war weit nach Mitternacht. Und der Himmel hatte sich mit Dunst zugezogen. Der Mond wirkte wie ein verwaschener Lichtfleck, und im Osten schimmerten bereits die ersten Strahlen der Morgensonne über den Horizont. Ein besonderes Zwielicht herrschte in dem Wäldchen – aber es war auch ein besonderer Ort.
    Der Opferstein von Quoltitz, ein über siebzig Tonnen schwerer Granitfindling, lag zwischen gespenstisch wirkenden, knorrigen Bäumen, von denen man glauben konnte, dass sich aus der Runde jederzeit die Gesichter von Naturgeistern und Sagengestalten herausschälen mochten.
    Ächzend schleifte die Schattengestalt den schlaffen, kopflosen Körper bis zu dem von grünem Moos überwucherten Stein und lehnte ihn dagegen. Der Kopflose drohte in sich zusammenzusacken. Dann wurde ein Seil um seinen Oberkörper geschlungen und das andere Ende auf die gegenüberliegende Seite des Opfersteins geworfen, den Caspar David Friedrich bereits 1806 auf einer Zeichnung verewigt hatte.
    Die Gestalt umrundete den großen Stein und zog den Kopflosen dann mit dem Seil auf den Findling hinauf.
    Es dauerte eine Weile, bis der Leichnam endlich dort lag, wo er seine endgültige Position finden sollte.
    Keine letzte Ruhe.
    Nein, die sollte er nicht finden – weder hier, noch anderswo.
    Es wurde rasch heller. Jetzt musste es schnell gehen, sonst tauchten vielleicht die ersten Spaziergänger auf, die den besonderen Reiz der frühen Morgenstunde zu schätzen wussten. Mit einiger Mühe kletterte die Gestalt auf den Stein. Die Finger holten eine Tablettendose hervor und öffneten sie. Darin befanden sich drei verschiedene Käfer-Präparate. Eines davon wurde mit einer Pinzette entnommen und sorgfältig in den Halsstumpf des kopflosen Toten platziert.
    Gut so, dachte die Gestalt und verharrte einige Augenblicke nahezu bewegungslos. Alles schien perfekt, die Ordnung war fast wiederhergestellt.
    Endlich!
    Aber zwei Käfer waren noch übrig …

    ***

    Lydia und Mark Benecke saßen im Frühstücksraum des Hafenhotels Viktoria. Während ihr Ehemann sich mehr mit seinem MacBook als mit den kulinarischen Verlockungen des Hotelfrühstücks befasste, hatte Lydia sich bereits an dem reichhaltigen Buffet bedient,
    „ Super! Alles funktioniert wieder!“, meinte ihr Gatte begeistert.
    „ Na, dann hat sich ja der Ausflug zu der IT-Akademie gelohnt!“, gab Lydia zurück.
    „ Und ob!“
    „ Ich habe dir ein Stück Apfelkuchen mitgebracht. Den isst du doch zum Frühstück am liebsten!“
    Benecke sah sie erst verwirrt an und warf dann einen Blick auf den Apfelkuchen. Das war zwar nicht gerade ein typisches Frühstück, aber was war sonst schon typisch an ihm? Ein Nasenring, ein Stück Apfelkuchen zum Frühstück und eine Lederhose – das passte seiner Ansicht nach alles wunderbar zusammen und war Ausdruck seines ausgeprägten Individualismus, den er aber nicht kultivierte und auf den er nicht stolz war.
    „ Hast du unseren ‚Rasenden Reporter‘ schon gesehen?“, fragte Benecke, nachdem er den ersten Happen vom Apfelkuchen genommen hatte, während es Lydia sehr viel klassischer mit Rührei und Brötchen versuchte.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich nehme an, dass er gleich auftaucht.“
    „ Na, hoffentlich.“
    „ Wenn du mit Herrn Schmitz nach Stralsund zu diesem Kommissar fährst, dann könnte ich ja eigentlich auch was unternehmen, habe ich mir überlegt.“
    „ Sicher. Ich bin auch so schnell wie möglich zurück und vielleicht …“
    „ Ist der Fall dann schon geklärt? Du träumst, Mark! Dann ergeben sich doch nur neue Fragen.“ Sie seufzte und fuhr dann fort: „Ich dachte,

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