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Ruegen Ranen Rachedurst

Ruegen Ranen Rachedurst

Titel: Ruegen Ranen Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Baeumer
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landen anstatt in einem Naturkundemuseum, wo dieses Präparat zweifellos eher hingehört hätte.
    „ Sagen Sie, haben Sie vielleicht etwas darüber gefunden, wie die Ranen und ihre Götter mit Käfern zusammenhängen?“, fragte Benecke plötzlich.
    Aber George hatte dafür im Moment keine Antwort, denn er hörte gerade angestrengt den Nachrichten des Lokalfunksenders Antenne MV zu. Hier äußerte sich ein Pressesprecher der Polizei in Stralsund etwas vorsichtig zu den bisherigen Ermittlungsergebnissen – oder besser gesagt, er vermied sorgsam eine detaillierte Äußerung hinter einer Reihe von wohlgesetzten Floskeln. Die Kunst zu reden, ohne etwas zu sagen, beherrschte er mit einem Grad an Perfektion, der ihn für einen derartigen Job geradezu prädestinierte.
    George seufzte hörbar, als der Beitrag zu Ende war.
    „ Und nun weiter Musik!“, ertönte die Stimme einer Radiosprecherin.
    „ Jetzt bin ich wieder ganz Ohr für Sie, Dr. Benecke!“, meinte George. „Ich wollte nur eben diesen Beitrag hören. Hat sich aber nicht gelohnt.“
    „ Die eiern ganz schön herum, was?“
    „ Kein Wunder. Die Polizei tappt völlig im Dunkeln“, war George überzeugt. „Glauben Sie mir, wenn wir gleich im Präsidium sind, erwarten Sie besser keine allzu konkreten Ergebnisse. Ich kenne das. So etwas habe ich einfach im Gefühl, nach all den Jahren im Nachrichtengeschäft. Da weiß man, wo die Luftblasen sind, hinter denen in Wahrheit überhaupt nichts steckt.“
    „ Käfer und Ranen – gibt’s da einen Zusammenhang?“, hakte Benecke nun erneut nach.
    „ Keine Ahnung, Sie sind doch der Insektenkundler.“
    „ Ja schon, aber Sie sind doch seit heute Morgen der Ranenexperte.“
    „ Na, nun übertreiben Sie aber nicht!“
    „ Und was ist mit Ranen und Insekten allgemein?“
    „ Da fallen mir nur Bienen ein“, sagte Schmitz.
    „ Wie bitte?“
    „ Ja, Bienen und Honig, die hatten für die Ranen eine gewisse kultische Bedeutung, genau wie der Wein. Zumindest habe ich davon gelesen, dass bei ihren Svantevit-Festen Wein und Honigkuchen eine Rolle gespielt haben sollen.“
    „ Das klingt ja immerhin sympathischer als bei den Fantasiekulten in Horrorfilmen, in denen Kinder geopfert oder Herzen aus lebenden Leibern gerissen werden ...“
    „ Die Ranen waren ja keine Horrorfilmsekte“, gab George zu bedenken. Benecke zuckte mit den Schultern. Käfer. Bienen. Ranen. Honigkuchen. All das wirkte wie ein Puzzle, von dem man nur die Eckstücke hatte, die noch überhaupt keinen Rückschluss darauf zuließen, was eigentlich das mögliche Motiv für einen Mörder sein sollte.

    ***

    „ Schön, dass Sie doch noch kommen“, empfing sie Kriminalhauptkommissar Ulf Jensen, als Benecke und George dessen Büro im Stralsunder Polizeipräsidium endlich erreicht hatten.
    „ War nicht ganz einfach, sich bis zu Ihnen durchzufragen“, meinte George und versuchte damit zu entschuldigen, dass sie einfach etwas spät dran gewesen waren. „Dafür waren wir heute Morgen schon fleißig und präsentieren Ihnen die beiden Joggerinnen, die vielleicht wichtige Beobachtungen am Tatort Ziegenstein gemacht haben könnten.“
    George nahm sich ein Post-it von einem herumliegenden Block und schrieb die Namen der beiden Frauen und die Adresse des Hotels Seestern in Baabe von dem Zettel ab, den Rypalla ihm gegeben hatte. Dann klebte er den Post-it an Jensens Computer. „Wir können am Nachmittag mit den Damen sprechen. Bin sehr gespannt, was dabei herauskommt und welche Aussagen die über den Mann mit dem Ziegenbart machen können, der mit einem Handwagen an ihnen vorbeigekommen sein muss.“
    Jensen war ob eines solchen Fahndungseifers doch sehr überrascht. „Ja, was soll ich dazu sagen?“
    „ Ein einfaches ,Danke‘ genügt“, lächelte George, „ich helfe gerne, wenn ich kann. Schließlich wollen wir doch alle, dass diese schreckliche Tat schnell aufgeklärt wird.“
    „ Wir werden der Spur natürlich nachgehen“, sagte Jensen. „Ich habe auch ein paar Neuigkeiten.“
    „ Das heißt, es liegt ein Obduktionsbericht vor?“, hakte sich Benecke sofort in das Gespräch ein.
    „ Exakt“, nickte Jensen.
    „ Kann ich den sehen?“
    „ Das ist kein Buch, das öffentlich feilgeboten wird und für jedermann einzusehen ist“, erwiderte Jensen. „Nur um das klarzustellen, ich nehme das normalerweise sehr genau. In diesem Fall allerdings hole ich mir bei Ihnen ja sozusagen fachlichen Rat, Herr Benecke. Ich hoffe, Sie verstehen, dass daraus auch

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