Ruegen Ranen Rachedurst
geklemmt hatte. „Würden Sie mir bitte dies einmal signieren? Für Heiko Rypalla.“
Der etwa einsachtzig große, mittelblonde Mann in den Vierzigern lächelte etwas verlegen. „Das bin ich!“
Benecke sah auf das Buch. „Ja, im Prinzip bin ich gerne bereit, zu signieren, aber …“
„ Hier ist ein Stift!“
„… aber ich bin nicht Frank Schätzing!“
Heiko Rypalla runzelte die Stirn. „Sie sind doch der, bei dem es immer um Wissenschaft geht! Aus dem Fernsehen!“
„ Ja, bei mir geht es auch um Wissenschaft, aber um eine etwas andere. Ich bin Mark Benecke, der Maden-Doktor, der durch Untersuchung der Insektenbesiedelung den Todeszeitpunkt von Menschen bestimmt!“
„ Oh!“, entfuhr es Rypalla. „Dann will ich trotzdem ein Autogramm, aber lieber auf die Serviette.“ George bemühte sich indessen, einen etwas zu großen Bissen herunterzuschlucken.
„ Da Sie schon einmal hier sind, können Sie uns vielleicht bei etwas anderem weiterhelfen“, holte George nun tief Luft.
Rypallas Stirnrunzeln verstärkte sich. „Ist was mit dem Kaffee oder fehlt Ihnen noch etwas?“
„ Nein, nein!“
George klappte den Laptop auf. Ein paar Tastenklicks und ein Bild der beiden Joggerinnen am Ziegenstein war zu sehen. „Ich weiß, dass es unverschämt ist, aber haben Sie in Ihrem Hotelbüro vielleicht einen anständigen Drucker, mit dem man davon einen Papierabzug machen könnte?“
„ Ja, das lässt sich machen“, meinte Rypalla.
Er betrachtete die Gesichter der beiden Frauen etwas länger.
„ Kennen Sie eine der Damen?“, hakte George nach, der für so etwas einen untrüglichen Instinkt besaß.
„ Ja, die beiden waren vor etwa einer Woche hier und haben einen ziemlichen Aufstand veranstaltet. Und das vor den anderen Gästen!“
„ Worum ging es denn bei diesem Aufstand?“, forschte George interessiert nach.
„ Nun, es war kein Zimmer für die beiden reserviert, und mit Seeblick, wie die zwei es gerne gehabt hätten, war nichts mehr frei. Dann stellte sich schließlich heraus, dass die beiden Frauen unser Hotel schlicht verwechselt und woanders reserviert hatten. Wir waren also vollkommen unschuldig.“
„ Wissen Sie noch, in welchem Hotel die beiden reserviert hatten?“
„ Bei den Kollegen vom Hotel Seestern in Baabe. Wollen Sie den Weg dahin wissen?“
„ Gerne. Die beiden Frauen sind vielleicht wichtige Zeugen in dem Mordfall mit dem Geköpften. Sie haben sicher davon gehört?
Der Kellner nickte.
Benecke mischte sich nun ein und sagte an George gerichtet: „Wir müssen nach Stralsund, wir können da unmöglich jetzt vorbeifahren.“
„ Wissen Sie was, ich werde einfach mal im Seestern anrufen, ob die beiden Frauen dort sind. Dann fahren Sie auf jeden Fall nicht umsonst hin!“ Rypalla deutete auf Georges Frühstücksteller. „Ein paar Minuten sind Sie ja sowieso noch hier, denke ich …“
„ Gut“, murmelte George und stürzte sich ein zweites Mal auf das Buffet.
Noch bevor er aufgegessen hatte, war Rypalla wieder zurück. „Die beiden Damen sind auf einer Exkursion in den Nationalpark Jasmund und wahrscheinlich erst heute am späten Nachmittag wieder zurück.“
„ Bedauerlich“, sagte George.
Rypalla gab ihm einen Zettel. „Hier habe ich die Namen der beiden. Wenn Sie wollen, kann ich dafür sorgen, dass an der Rezeption im Hotel Seestern eine Nachricht für die beiden Zeuginnen hinterlassen wird.“
„ Gute Idee“, meinte George. „Am besten, Sie hinterlassen dort meine Handy-Nummer.“
„ Kein Problem. Für einen Rückruf kann ich natürlich nicht garantieren …“
„ Nein, natürlich nicht.“
Mark Benecke erhob sich nun und verabschiedete sich noch von Lydia, die während des Gesprächs der Männer zwar noch am Tisch gesessen, aber in dieser Zeit still die Informationsbroschüre zum Nationalpark Jasmund studiert hatte.
Benecke drängte George, sich etwas zu beeilen.
Seine Frau stichelte: „Als passionierter Nicht-Autofahrer kann er die Entfernung nicht wirklich abschätzen.“
***
Während der Fahrt nach Stralsund sah sich Benecke noch einmal die Tatortfotos auf dem Display seiner Digitalkamera an, in der Hoffnung, dass ihn darauf irgendetwas, das er zunächst nicht beachtet hatte, vielleicht plötzlich auf die richtige Spur brachte. Manchmal war das so. Aber offenbar nicht dieses Mal.
Von dem Käfer hatte er auch eine schöne Aufnahme gemacht. Der Käfer selbst war natürlich ein Beweisstück und würde wahrscheinlich in einer Asservatenkammer
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