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Ruegen Ranen Rachedurst

Ruegen Ranen Rachedurst

Titel: Ruegen Ranen Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Baeumer
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gewisse Pflichten für Sie erwachsen …“
    „ Pflichten? Soweit ich weiß, bin ich von niemandem offiziell als Gutachter bestellt worden, oder habe ich mich da verhört?“
    „ Ich meinte damit Verschwiegenheitspflichten“, betonte Jensen und schaute beide mit strengem Blick an. „Und an die wollte ich Sie einfach nur erinnern, damit wir nicht morgen alles brühwarm in der Zeitung lesen müssen, was Sie gesehen und gehört haben …“
    „ Schon klar“, sagte Benecke.
    Jensen überreichte Benecke einen Schnellhefter, der ihn interessiert durchblätterte.
    Jensen fuhr unterdessen fort:
    „ Wir kennen jetzt die Identität des Mannes. Er heißt Frank Schneider. Vier Männer werden seit ein paar Tagen auf der Insel vermisst, wir haben die Daten abgeglichen und siehe da, es war ein Treffer dabei. Frank Schneider hatte eine sehr charakteristische Narbe von einer entfernten Tätowierung über dem Schulterblatt. Seine Frau hat das unseren Kollegen in Düsseldorf bestätigt.“
    Jensen holte einen Computerausdruck hervor, auf dem das Gesicht eines Mannes von Ende vierzig zu sehen war. Grauer Anzug, entschlossener Blick, die Kompetenz leuchtete ihm quasi schon aus den Augen. Ein Banker, tippte George.
    „ Schneider oder Schmitz – wir sind überall“, meinte der Reporter scherzhaft.
    „ Kommt dieser Frank Schneider aus Düsseldorf?“, fragte Benecke. „Weil Sie gerade Ihre Düsseldorfer Kollegen erwähnten …“
    „ Ja“, nickte Jensen. „Er war dort leitender Manager einer Investment-Firma, die durch die jüngste Krise im Finanzsektor ganz schön hat bluten müssen …“
    „ Noch mehr haben wohl die armen Anleger bluten müssen, wie ich vermute“, warf George ein.
    „ Vermutlich“, stimmte Jensen zu. „Die Ehefrau ist jedenfalls auf dem Weg hierher, sie wird in etwa einer halben Stunde eintreffen und ihren Mann offiziell identifizieren. Dann können wir damit auch an die Presse.“ Jensen atmete tief durch. „Er war hier auf Rügen, um an einem Seminar für gestresste Manager teilzunehmen. Burnout-Prophylaxe oder so etwas Ähnliches. Vier Teilnehmer dieses Kurses sind vermisst, einen haben wir gefunden …“
    „ Bis auf den Kopf“, stellte Benecke fest. Jensen sah ihn deswegen mit leichtem Befremden an. Benecke blickte von dem Obduktionsbericht auf. Seine Bemerkung war in keiner Weise zynisch gemeint gewesen, sondern lediglich als rein sachliche Feststellung gedacht, aber Jensen schien sie irgendwie falsch aufgefasst zu haben.
    Der Kriminalbiologe zuckte mit den Schultern. „Ja, ich meine, ist doch so: Der Kopf fehlt doch immer noch, wenn ich das richtig sehe!“
    Er klopfte mit der Hand auf den Bericht. „Hier steht etwas Interessantes. Dem Toten ist offenbar ein Betäubungsmittel verabreicht worden. Also auf deutsch: K.-o.-Tropfen.“
    „ Ja“, nickte Jensen.
    „ Interessant ist auch, dass hier steht, was er zuletzt getrunken hat.“
    „ Was denn?“, wollte Georg Schmitz wissen.
    „ Ranen-Met“, las Benecke vor. „Was soll das überhaupt sein?“
    „ Ach, so ein spezielles Öko-Bier, das angeblich nach Art der Ranen produziert wird“, informierte ihn Jensen.
    „ Die Analyse ist aber in diesem Punkt sehr präzise. Ich lese ja viele solcher Berichte, aber da kann man schon froh sein, wenn da steht, dass der Ermordete Bier getrunken hat – welche Sorte, das habe ich noch nie irgendwo aufgelistet gesehen.“
    „ Unser Gerichtsmediziner ist leidenschaftlicher Hobby-Bierbrauer und hat außerdem zusätzlich eine Doktorarbeit in Lebensmittelchemie geschrieben.“
    „ Thema: Analyse von Biersorten?“, kommentierte Benecke schmunzelnd.
    „ So ähnlich.“
    „ Ich würde mich gerne mit ihm unterhalten.“
    „ Der Gerichtsmediziner heißt Gratzow, und sobald die Ehefrau den Toten identifiziert hat …“
    „ Mit der würde ich auch gerne sprechen“, sagte Benecke.
    Jensen seufzte. „Meinetwegen. Ohne Sie komme ich in dieser Sache anscheinend sowieso nicht richtig weiter. Lassen Sie es uns umgehend erledigen.“

    ***

    Der Einzige, der sich in den Räumen der Gerichtsmedizin – dem Refugium von Dr. Gratzow – wirklich wohlzufühlen schien, war Mark Benecke. Alles, was es ansonsten an unappetitlichen Details an Tatorten zu finden gab, existierte natürlich auch hier, aber Benecke empfand es schon als angenehm, dass man nirgends Gefahr lief, in etwas Undefinierbares hineinzutreten oder Spuren durch einen winzigen Augenblick der Unachtsamkeit unwiederbringlich zu zerstören. So etwas

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