Ruegen Ranen Rachedurst
wie er die Maße des Handwagens nehmen konnte, ohne unangenehm aufzufallen.
„ Ich bin schon seit Längerem auf der Suche nach einem ähnlichen Wagen“, meinte Benecke. „Zum Getränke-Einkaufen bei uns in Köln. Der wäre doch ideal. Darf ich mal fragen, wie breit der so von Reifen zu Reifen ist?“
„ Sie dürfen fragen“, sagte Cornelius von Bergen knurrig. „Aber ich werde es Ihnen nicht sagen können. Sie müssen schon selbst messen. Und soweit ich weiß, hat die Firma, die die Dinger herstellt, auch inzwischen Pleite gemacht.“
„ Es gibt ja glücklicherweise das Internet. Da gibt es alles auch gebraucht – aber dann weiß ich zumindest, wonach ich suchen muss.“ Benecke wartete nicht weiter ab. Ein Maßband gehörte zu seiner Standard-Ausrüstung, die er immer bei sich trug. Die Zahlen waren schnell notiert. Cornelius von Bergen zog unwillig die Mundwinkel nach unten.
„ Kann ... ich jetzt los?“, fragte Jörn Matthies. Sein Kopf wurde vor Verlegenheit feuerrot.
„ Ja, sicher“, erwiderte Cornelius von Bergen. „Aber wie gesagt, bring mir pünktlich den Wagen zurück, sonst stehe ich nämlich auf dem Schlauch!“
Jörn Matthies setzte sich mit dem Handwagen in Bewegung.
Cornelius von Bergen musterte Benecke unfreundlich. Sein Blick blieb an dem Nasenring hängen, nachdem er sich zunächst eingehend die Tattoos angesehen hatte.
„ Sagen Sie, ich habe die Angewohnheit, mich mit berühmten Leuten zusammen zu fotografieren“, sagte Benecke.
Cornelius von Bergen drehte sich scheinbar suchend um. „Sehen Sie hier irgendwo einen berühmten Menschen?“
„ Na, Sie!“, meinte Benecke. „Ich habe einiges über Sie im Internet gelesen. Ich interessiere mich sehr für diese alten Götter, und Sie dürften der einzige aktive Svantevit-Priester sein. Und der Ranen-Met ist ja wohl auch Ihre Erfindung.“ Benecke hob seine Digitalkamera und hielt sie in einem größtmöglichen Abstand, während er sich neben Cornelius von Bergen drückte. „Sie haben doch nichts dagegen, oder?“
„ Ich weiß nicht … “
Benecke drückte ab. Anschließend sah er im Display nach, ob das Bild etwas geworden war. „Sieht doch gut aus!“, meinte er dann. „Finden Sie nicht?“
„ Erdmute, was will dieser Spinner hier?“, rief Cornelius ungehalten seiner Frau zu, als er wieder in den Verkaufsraum ging.
„ Es geht um die Morde“, sagte Erdmute fast flüsternd. „Du weißt schon … Die Herren hier sind von der Polizei!“
Benecke sah noch einen Augenblick Jörn Matthies nach, der den Handwagen mit dem Ranen-Met-Fass einen schmalen Fußweg entlangzog, dann aber noch einmal stehenblieb und zurückblickte.
Matthies schien noch abwarten zu wollen, was sich bei den von Bergens so tat. Neugieriger Kerl, dachte Benecke. Aber genau deshalb war er vielleicht in Zukunft noch eine wichtige Informationsquelle.
Matthies erwiderte einfach den Blick. So gehemmt er ansonsten auch gewirkt hatte, im Augenblick schien es ihm nicht einmal peinlich zu sein, einfach auf seinem Beobachtungsposten zu verharren und abzuwarten.
Jeder andere, dachte Benecke, hätte sich jetzt bestimmt umgedreht und wäre gegangen.
Nach einer Weile machte stattdessen Benecke kehrt und ging ins Haus der von Bergens zurück.
Hauptkommissar Jensen hatte inzwischen auch Cornelius im Großen und Ganzen erklärt, worum es ging.
„ Kennen Sie einen dieser vier Männer?“, fragte Jensen und legte Fotos der vier Vermissten auf den Tresen.
Cornelius sah nur kurz drauf.
„ Kenne ich nicht!“, behauptete er schroff.
Erdmute hingegen nahm sich etwas mehr Zeit. Auf ihrer Stirn bildete sich eine dicke Furche, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, tut mir leid“, sagte sie.
„ Sehen Sie sich die Bilder doch bitte etwas genauer an, Herr von Bergen“, wandte sich Jensen noch einmal an Cornelius, der sich erkennbar unwohl fühlte.
„ Hören Sie mal, ich weiß wirklich nicht, was das soll. Sie kommen hierher, Sie und dieser komische Vogel mit dem Nasenring, fragen uns aus, als ob wir etwas damit zu tun hätten.“
„ Die Opfer wurden enthauptet und bei alten Opferstätten abgelegt“, fuhr Jensen unbeirrt fort.
„… und da Sie doch als Experte für den alten Svantevit-Kult der Ranen gelten, dachten wir, Sie könnten uns vielleicht weiterhelfen“, unterbrach Benecke den Kommissar, um zu verhindern, dass dieser die beiden von Bergens so sehr verärgerte, dass man nichts mehr von ihnen erfahren konnte. „Eines der Opfer hatte vor seinem Tod
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