Ruegen Ranen Rachedurst
Nachbildungen der Svantevit-Statue ab. Außerdem gab es viele okkulte Gegenstände. Einen Kristallschädel, der allerdings wie aus billigem Glas gemacht wirkte. Außerdem ein paar missgestaltete Schädel, die künstlich deformiert worden waren, und denen Benecke sofort ansah, dass es sich um Nachbildungen handelte. Einige von ihnen hatten lange, spitze Eckzähne.
Nur der Pferdeschädel, der auf eine bemalte Holzplatte genagelt worden war, schien dem Kriminalbiologen echt zu sein.
Wenn man genau hinsah, dann konnte man sehen, dass in den Schädelknochen des Pferdes Zeichen eingeritzt waren, die Ähnlichkeiten mit den Runen der Wikinger hatten. Aber um genau zu beurteilen, welche Zeichen hier im Einzelnen prangten, war keiner der drei Männer Experte genug. Benecke fielen noch einige sehr große Trinkhörner auf, zu denen es auch passende Lederfutterale gab. Er selbst hatte sich einst bei einem Musikfestival ein vergleichbares Trinkhorn gekauft und benutzte dieses auch gelegentlich aus Spaß. Die Hörner hier waren ebenfalls mit Zeichen versehen worden, die wohl Glück bringen und Unheil fernhalten sollten.
Außerdem gab es jede Menge weiterer Glücksbringer, und der Geruch von frisch gebackenem Honigkuchen zog durch den eigentümlichen Raum. Der Kriminalbiologe sog den Duft geräuschvoll ein.
Die Fässer mit Ranen-Met standen ebenso unübersehbar wie der in Flaschen abgefüllte angebliche Ranen-Wein auf großen Stellagen.
Hinter dem Tresen hantierte eine Frau in den Vierzigern. Sie trug ihr leicht gelocktes Haar lang über die Schultern. Ihr Kleid wirkte, als habe sie es selbst mit Batik-Motiven versehen. Gleich mehrere Amulette und Glücksbringer hingen ihr um den Hals, und auch die auffälligen Ohrringe hatten wohl okkulte Bedeutung. Es handelte sich um messingfarbene Pentagramme.
Am Halsansatz prangte eine Tätowierung, die ein umgedrehtes Kreuz darstellte – ein Zeichen verschiedener Subkulturen, das fälschlicherweise oft als Symbol des Satanismus ausgelegt wird.
„ Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Frau mit einer hohen Stimme.
„ Sind Sie Erdmute von Bergen?“, fragte Jensen.
„ Bin ich. Ich empfehle Ihnen Ranen-Met vom Fass und dazu den frischen Honigkuchen mit dem Heilextrakt von Svantevit!“, setzte die Frau ungerührt hinzu.
„ Ja, Met und Kuchen sind jetzt zwar nicht so unbedingt die Kombination, die ich bevorzuge, aber probieren würde ich beides durchaus ganz gerne mal“, meinte Benecke mutig. Er probierte immer gerne neue Speisen und Getränke aus.
„ Probieren kostet bei uns nichts.“ Erdmute von Bergen drehte sich um, verschwand kurz in einem Nebenraum und kam dann mit einem Trinkhorn und einem Stück Honigkuchen wieder.
Das Trinkhorn füllte sie am Fass zur Hälfte mit Ranen-Met und reichte es Benecke.
Der nahm einen Schluck. Sein skeptisches Gesicht wandelte sich in Erstaunen. „Schmeckt eigentlich ganz gut“, wandte er sich anerkennend an seine Begleiter, „hätte ich, ehrlich gesagt, nicht erwartet.“
„ Unser selbst gebrautes Ranen-Met hilft gegen Nierenbeschwerden, senkt den Blutdruck und hat noch eine Reihe anderer positiver Nebenwirkungen“, erklärte Erdmute von Bergen. Dann fuhr sie mit der Hand über den Kuchen und murmelte dazu ein paar Silben, die einer Sprache angehörten, die Benecke unbekannt war. Dabei schloss sie kurz die Augen.
Als sie die fragenden und etwas verdutzten Blicke der anwesenden Männer bemerkte, lächelte sie und meinte: „Es kann nie schaden, wenn man den Kuchen bespricht. Dann verträgt man ihn besser.“
„ Ich habe Ihre Internet-Seite gesehen. Sie bezeichnen sich als eine neue Hexe!“, stellte George fest.
„ Ja, das ist wahr. Es gibt Dinge, die unsere Wissenschaft bis zum heutigen Tage nicht erklären kann. Man muss sich nur öffnen und mit dem alten Wissen beschäftigen, dann entdeckt man vieles, was gerade in unserer Zeit so wichtig sein könnte.“
Jensen schien das Ganze etwas abkürzen zu wollen. Er zeigte Erdmute von Bergen seinen Ausweis. „Frau von Bergen, wir sind leider nicht zum Spaß hier. Kripo Stralsund. Wir brauchen ein paar Auskünfte von Ihnen.“
„ Und von Ihrem Mann“, ergänzte Benecke und beobachtete dabei die überrascht wirkende Frau. „Ist der hier?“
„ Er ist eben zum Strand gelaufen. Aber er müsste gleich wieder hier sein.“
„ Was heißt gleich?“, fragte Jensen.
„ Na ja, in einer Viertelstunde oder so. Wir brauchen immer frischen Seetang. Daraus stellen wir einen Extrakt her,
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