Ruegen Ranen Rachedurst
nicht gerade begeistert von der Seite an, denn ihr Magen knurrte schon vernehmlich.
„ Aber sicher doch! Hier wird alles frisch zubereitet! Wenn die schon nach einer Minute mit dem fertigen Gericht kommen würden – also mal vorausgesetzt, es wäre nicht nur ein Salat, den ich bestellt habe – dann würde ich aber misstrauisch sein.“
„ Die Sachen sind absolut frisch hier“, versicherte Jensen. „Gefangen mit der eigenen Kutterflotte. So etwas bekommen Sie anderswo so schnell nicht – und im Binnenland schon gar nicht. Sagen Sie, Herr Benecke, Sie kommen doch aus Köln?“
„ Stimmt!“
„ Kann man die Fische aus dem Rhein eigentlich schon wieder essen?“
Benecke seufzte. „Also ehrlich, ich habe schon viele Leichen untersucht, und es waren auch einige Meeresbewohner dabei, die in bestimmten Todesfällen eine Rolle gespielt haben – aber wo die geangelt wurden, darüber habe ich mir noch nie so besonders viele Gedanken gemacht.“
Und dazu hatte Benecke im Moment auch nicht viel Lust, denn er war hochkonzentriert. Er ging mobil ins Internet und überprüfte seine Mails. „Ah, wer sagt´s denn!“, rief er zufrieden aus. „Unser guter Herr Störens hat mir bereits die Mailadressen der Seminarteilnehmer geschickt. Ich werde jetzt mal eine Rundmail an alle schreiben. Und dann können wir nur hoffen, dass irgendeinem von denen noch etwas aufgefallen ist, was uns vielleicht weiterbringt!“
Eigentlich war das ja Jensens Aufgabe, aber er wollte den Kriminalhauptkommissar nicht nur unterstützen, sondern ihm mit seinen Ermittlungen ein Stück weit voraus sein. Seine Finger glitten über die Tastatur. Die Rundmail war schnell geschrieben. Benecke fügte auch einen Link zu seiner Homepage www.benecke.com dazu – schon deshalb, damit jeder der Betroffenen sich gleich ein Bild darüber machen konnte, wer er war.
Lydia sah ihm über die Schulter.
„ Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“, fragte sie.
„ Klar, ich hoffe, dass es bei einigen ‚klick‘ macht und sie mich erkennen. Weil ich manchmal als Experte im Fernsehen zu sehen bin, kann das Vertrauen erwecken. Wir kennen das ja, dass fremde Leute mich manchmal etwas distanzlos ansprechen, weil sie das Gefühl haben, mich persönlich zu kennen, nur weil sie mich abends im eigenen Wohnzimmer in der Glotze sehen. Außerdem habe ich in der E-Mail sehr präzise Fragen gestellt, zum Beispiel nach dieser Gerlinde Grasmück, an die sich doch der eine oder andere erinnern müsste, wenn alles stimmt, was Herr Störens uns gesagt hat.“
Benecke schickte die Mail ab.
Er hängte auch das Bild an, das ihn mit Cornelius von Bergen zeigte. Vielleicht konnte ja auch einer der Angeschriebenen etwas über diesen selbst ernannten Priester des Svantevit sagen.
In diesem Augenblick wurde das Essen aufgetragen.
„ Die einzige Kritik, die sich dieses Lokal gefallen lassen muss, ist wohl, dass die Portion für mich zu groß ist“, meinte Jensen, der dabei genüsslich kaute. „Aber da gibt es sicher Schlimmeres …“
Das Essen schmeckte allen hervorragend, am Tisch herrschte andächtige Stille.
Diese wurde erst unterbrochen, als das Handy von Hauptkommissar Jensen klingelte.
„ Ja, bitte?“, sagte Jensen im amtlichen Tonfall, und genau in diesem Moment hörten alle anderen auf zu kauen und hingen fortan an Jensens etwas verkniffen wirkenden Lippen und den sich verändernden Regungen seines Gesichts.
Es gab irgendetwas Neues, das konnte man schon an Jensens Gesichtsausdruck sehen.
Er sagte dreimal hintereinander ein militärisch knappes „Ja!“ und schließlich noch einmal „Jawohl!“ und verkündete schließlich, nachdem er den Bissen, der ihm im Mund steckte, endlich hinuntergeschluckt hatte: „Ich bin so schnell wie möglich bei Ihnen!“
Dann beendete er das Gespräch und sah mit einem bedauernden Gesichtsausdruck auf seinen Teller.
Hektisch in sich hineinschaufeln oder stehen lassen – das schien die Alternative zu sein, vor der er nun stand. Er entschied sich für Ersteres. „Muss gleich weg“, sagte er nur kurz.
„ Etwas Wichtiges?“, fragte George, der ihn prüfend ansah.
„ Gerlinde Grasmück!“, stieß Jensen kauend hervor. „Sie ist gerade verhaftet worden. Hat sich wohl dagegen gewehrt und einer Kollegin die Nase blutig geschlagen.“
„ Na ja, so wie uns die Dame bisher geschildert wurde, verwundert das ja auch nicht“, fand George.
„ Wir wollten uns auch noch mit den Joggerinnen im Hotel Seestern in Baabe
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