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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Widerwillen durch. Was sie jeden Tag gefrühstückt hatte. Wie lange sie jede Nacht geschlafen hatte. Ihr Verhalten bei der Abendandacht. Welches Interesse sie an Besserungsschriften gezeigt hatte. 17. März: Lady B: verweigert Abschrift von Practical Piety. Wirft Wärter The Invalid’s Chapbook an den Kopf . »Was soll das sein? Eine Kur durch Langeweile? Gott, ich würde auch verrückt, wenn man mich zwingen würde, Hannah More zu lesen.«
    Denbury glotzte ihn an. »Mit Verlaub, Sir, aber Kenhurst ist nicht dazu da, um Unterhaltung zu bieten. Unsere Aufgabe ist nichts Geringeres als die volle Wiederherstellung der Sittlichkeit.«
    Sittlichkeit . Großer Gott, wenn er ein Wort aus der englischen Sprache streichen dürfte, dann wäre es das. »Natürlich. Das war schon immer das Problem meiner Schwester. Hatte nichts damit zu tun, dass Boland sie fast totgeschlagen hätte. Das Problem war ihre Sittlichkeit .«
    Moreland hämmerte jetzt mit seinem Stock auf den Boden. »Deine Gegenwart ist für diese Zusammenkunft nicht vonnöten, James. Hüte dich, sonst lasse ich dich vor die Tür setzen.«
    »Aber es ist doch so interessant«, beharrte James. »Findest du nicht? Schließlich sprechen wir hier über deine Tochter. Sagen Sie mir, Denbury, wie beurteilt man Sittlichkeit? Hat es etwas damit zu tun« – er blätterte zu einer beliebigen Seite – »wie oft man kauen muss, um ein Stück Brot zu essen?«
    »Nun, man könnte behaupten, dass dem so ist, Sir.« Denbury warf Moreland einen unsicheren Blick zu, dessen Grunzen ihn kurz zögern ließ, bevor er fortfuhr. »Mr Dwyer vertritt den Standpunkt, dass es für jede Handlung eine korrekte Methode gibt. Und ich nehme an, dass er damit recht hat, Sir. Immerhin kann man an einem Stück Brot ersticken, wenn man es nicht gründlich genug kaut. Oder bei seinen Begleitern Anstoß erregen … «
    »Gott bewahre«, murmelte James.
    »… was einen Mangel an Mitgefühl demonstrieren würde, der unchristlich ist«, fuhr Denbury eigensinnig fort. »In Kenhurst hält man Ordnung und Disziplin für den Schlüssel zur körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit.«
    »Meine Güte! Dieser Spruch kommt mir bekannt vor. Zwingt Dwyer alle seine Angestellten, ihn auswendig zu lernen?«
    »Danke, dass Sie mir das überbracht haben«, schaltete sich Moreland barsch ein. »Sie können Dwyer ausrichten, dass ich es zu schätzen weiß.«
    Als Denbury sich erhob, stieß James ein ungläubiges Lachen aus. »Das ist alles? Du willst dich nicht nach ihrer Bewährung erkundigen?«
    Der verwunderte Ausdruck in Morelands Gesicht traf ihn heftiger als eine Faust. »Wach endlich auf, James. Das Gericht würde sie ihr niemals gewähren.«
    »Wie viele Richter hast du in der Tasche, alter Mann?«
    »So einfach ist das nicht … «
    »Und es ist nicht unüblich, dass Bewährung gewährt wird.«
    Moreland gab einen verächtlichen Laut von sich. »Sie ist nicht in dem Zustand, freigelassen zu werden. Sie besteht selbst darauf, dass wir sie nicht besuchen sollen.«
    »Ich habe noch keinen Beweis dafür gesehen, dass sie diesen Wunsch geäußert hat«, sagte James kategorisch. »Ein Brief, eigenhändig geschrieben etwa – das zu bewerkstelligen wäre nicht allzu schwierig. Aber du gibst dich ja mit Dwyers Unsinn zufrieden. Du bist ganz froh darüber, wenn sie dort verrottet.«
    Morelands Gesicht lief zu eindrucksvoller Röte an. »Bei Gott, wir werden uns nicht schon wieder darüber streiten. Frag lieber mal Bolands Familie, ob sie auf die Art und Weise verrottet, die sie sich wünscht.«
    Denbury räusperte sich. »Lady Boland hat erhebliche Fortschritte gemacht. Mr Dwyer äußert einige Vorbehalte, hält jedoch eine vollständige Genesung bis zum nächsten Jahr für möglich.«
    Moreland richtete sich auf. »Sagen Sie Dwyer, dass ihm solche Prophezeiungen nicht zustehen.«
    James lief es kalt über den Rücken. »Gütiger Gott. Du hast gar nicht die Absicht, sie da rauszuholen, oder? Du hast vor, sie für den Rest ihres Lebens dort drinzulassen.«
    Moreland warf ihm einen wütenden Blick zu. »Sei kein Narr. Wir sprechen vom Hier und Jetzt.«
    Warum war er überrascht? Wenn es nach Morelands Willen ginge, oder nach dem aller anderen, ihrer alten Freunde, ehemaligen Liebhaber, Cousinen, Tanten und Onkel, würde sie wahrhaftig für immer in Kenhurst bleiben. Schließlich war sie kein Mensch mehr. Sie war nur … ein Schandfleck. Ein Schandfleck, der drohte, sich auszubreiten und dabei die Namen aller zu

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