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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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ungläubig als freundlich wirkte. »Wollen Sie mich etwa als Casanova bezeichnen, Miss Boyce?«
    »Schon eher als Flegel.«
    Er kniff die Augen zusammen, während er sie musterte. »Mir fällt nur ein flegelhaftes Motiv dafür ein, Sie zu berühren, und das gestehe ich bereitwillig ein. Mein Vater hält Sie für sehr vernünftig. Ihn zu widerlegen, wenn auch nur insgeheim, würde mir Vergnügen bereiten.«
    Der Geschmack in ihrem Mund wurde sauer. »Dann ist das nur eine weitere Episode in Ihrem albernen Spiel? Sie sind schamlos.«
    »Ich bin ehrlich«, korrigierte er sie sanft. »Es gibt ein Dutzend Gründe, Sie zu küssen, und nicht alle davon sind ehrbar. Das sind sie wohl nie. Aber seien Sie versichert, die unwiderstehlichsten Gründe haben nur etwas mit Ihnen zu tun.« Er senkte den Blick auf ihren Mund, und in dem Moment wurde ihr klar, dass er es ernst meinte. Was seine Motive auch sein mochten, er spürte diesen seltsamen Aufruhr der Gefühle ebenso heftig wie sie.
    Diese Erkenntnis erschütterte sie mehr als sein Geschmack und das Blut es vermocht hatten. Wenn er nur eine alte Jungfer ködern wollte, konnte sie ihn kurzerhand abqualifizieren. Aber wenn er aufrichtig an ihr interessiert wäre … Herr im Himmel, das schien ihr so widersinnig wie die Vorstellung, dass ein Zebra einer Henne den Hof machte. Die Wissenschaft befürwortete solche Fehltritte nicht. Gleich und gleich gesellte sich gern, und sie war ganz anders als er. Er gehörte zu einer Sorte Frau, die aussah wie Mrs Chudderley.
    Seine Verlobte .
    Schmerz – Erniedrigung? – durchbohrte sie. Mrs Chudderley, eine der schönsten Frauen Englands. Ach, er war ein Halunke! »Ihrer Verlobten würde das nicht gefallen.«
    Er runzelte die Stirn. »Meiner … Meinen Sie etwa Elizabeth?« Hielt er etwa mehr als nur eine Verlobte irgendwo versteckt? »Ganz im Gegenteil, Schätzchen. Vermutlich würde sie sich sehr gut unterhalten.«
    Überspanntes Volk … Vielleicht lag es an dem Schock über dieses kleine Tête-à-Tête, aber es bereitete ihr Probleme, ihre gewöhnliche Geringschätzung aufzubringen. »Das ist höchst merkwürdig, aber ich kann es nicht für gut befinden.«
    »Das müssen Sie auch nicht«, sagte er achselzuckend. »Verlobt sind wir jedenfalls nicht. Das ist ein Gerücht, das Elizabeth sehr praktisch findet. Es schreckt die Mitgiftjäger ab.«
    »Ha!« Er hielt sie wohl für naiv. »Das ist in der Tat eine sehr praktische Geschichte.«
    »Geben Sie mir die Chance, Sie von meiner Aufrichtigkeit zu überzeugen.« Sein Lächeln war verführerisch. »Das gäbe Ihnen die Möglichkeit, diese Eigenschaft zu erforschen.«
    Seine Überzeugungsarbeit würde bei ihr auf fruchtbaren Boden fallen. Sie hatte keine Ahnung, wie er eine solche Macht über sie hatte erlangen können, doch bei der Aussicht auf eine Stunde Ablenkung reagierte jede Faser ihres Körpers. Sie schlang die Arme um ihre Taille und erinnerte sich wieder daran, warum sie froh darüber gewesen war, mit Männern nichts mehr zu schaffen zu haben. Die Nervosität, die Schmetterlinge im Bauch, die von Unsicherheit stammende Übelkeit, es brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht. Und solche Ablenkungen konnte sie sich momentan nicht leisten. Doch genau darin bestand für ihn anscheinend die größte Anziehungskraft: Es musste ihm wirkliches Vergnügen bereiten, sie aus dem Konzept zu bringen, einer Frau mit gesundem Menschenverstand dabei zuzusehen, wie sie gegen ihren Willen Stielaugen machte und nervös wurde. Später dann würde er mit seinen Freunden darüber lachen. Nicht blutleer , würde er zu ihnen sagen, aber dennoch ein bisschen verzweifelt.
    Der Gedanke hatte eine ernüchternde Wirkung. Sie war zu klug, um denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen. Sie würde nicht der Belustigung eines weiteren gut aussehenden Charmeurs dienen, dessen wahres Interesse Frauen vorbehalten war, die ebenso halbseiden waren wie er. Nicht, dass sie Sophie für halbseiden hielt. Aber wenn nicht halbseiden, dann eben schön. Sie steuerte auf die Tür zu. »Kommen Sie mir nie wieder zu nahe«, rief sie ihm noch über die Schulter zu und bemerkte zu spät, dass eigentlich sie zu ihm gekommen war, sowohl diesmal als auch beim letzten Mal.
    Zum Glück gab er dazu keinen Kommentar ab. Doch als sie die Schwelle erreicht hatte, rief er ihr wie ein ungezogenes Kind in spottendem Singsangton nach: »Reservieren Sie mir einen Tanz, Miss Boyce.«
    »Ich tanze nicht«, sagte sie resolut und zog die Tür vor

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