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Ruf der Dämmerung (German Edition)

Ruf der Dämmerung (German Edition)

Titel: Ruf der Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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    Shawna nickte. »Wahrscheinlich waren es letztes Mal auch zwei Pferde, du hast das weiße bloß nicht gesehen. Jedenfalls müssen sie wild leben. Wenn sie irgendwo ausgerissen sind, dann nicht hier in der Nähe. Ich muss sie unbedingt mal sehen und probieren, ob ich näher rankomme! Du, vielleicht gibt es eine Belohnung, wenn wir ihren Besitzer finden!«
    Die Mädchen malten sich vergnügt aus, dass die Pferde wahrscheinlich irgendeinem Millionär gehörten, der zweifellos jeden Preis zahlen würde, um sie zurückzubekommen. Also reichlich Geld, um es in Dublin auszugeben!
    »Wär’s nicht toll, mal unbeschränkt die Grafton Street leer zu kaufen?«, fragte Shawna lachend. »Und dann in den teuersten Reitsportladen und ein paar Sachen für das Fohlen von dem grauen Hengst kaufen, das der Besitzer mir zweifellos in seiner unendlichen Dankbarkeit obendrauf schenkt!«
    »Solange ich mich nicht damit abgeben muss …«, kicherte Viola. »Die Grafton Street ist die Einkaufsmeile?«
    Shawna nickte, informierte sie aber auch gleich darüber, dass die meisten Geschäfte hier unerschwingliche Preise verlangten. »Wir gehen lieber in die Seitenstraßen, auch auf der anderen Seite der Liffey. Da sind die witzigsten Läden, wirst du sehen. Und man findet auch eher ein Schnäppchen.«
    Gezielt lotste sie Viola über eine romantische, schmiedeeiserne Brücke über den Fluss, der Dublin in zwei Hälften teilte. Natürlich gab es auch größere, von Autos befahrbare Brücken, aber hier kam man gleich in die Gegend, in der kleinere Boutiquen und Krimskramsläden zu finden waren. Kichernd und ein bisschen befangen betraten sie einen Shop für Gothic und Esoterik.
    »Hier, das ist was für dich!«, lachte Shawna und wies auf eine Voodoo-Puppe, die gleich mit den passenden Nadeln als Package verkauft wurde. »Da kannst du Ainné ein bisschen verfluchen. Oder stehst du mehr auf Wahrsagekarten? Sie wird dir wie gebannt lauschen, wenn du ihr erzählst, dass ihr künftiger Sohn nach dem heiligen Kevin kommt …«
    Viola kicherte. »Sie will bestimmt nicht, dass er Mönch wird«, meinte sie dann. »Aber Kevin heißt so was wie Schönling, nicht? Sie denken übrigens wirklich daran, das Blag so zu taufen. Oder Jonathan. Nur Bill ist für William.«
    Shawna verdrehte die Augen. »Und du? Wie würdest du deinen Sohn nennen?« Die zwei hatten den doch sehr schrägen Laden inzwischen wieder verlassen und bewunderten die coolen, aber unerschwinglichen Klamotten in einer winzigen Designerboutique.
    Viola zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht … vielleicht … Alistair?«
    Shawna bog sich vor Lachen. »Alistair! Wo hast du denn das her? Klingt wie irgendwas aus der Artussage. Irisch ist es jedenfalls nicht. Warte mal, schottisch?«
    Hatte Ali mit schottischem Akzent gesprochen? Viola wusste es einfach nicht. Sie sprach gut Englisch, aber die einzelnen Dialekte konnte sie nicht zuordnen.
    Dann jedoch verlor Shawna jegliches Interesse an Namen für mögliche, in ferner Zukunft zu zeugende Kinder. Sie drückte sich die Nase am Schaufenster eines kleinen Ladens flach: Celtic Souvenirs.
    »Guck mal! Ist das nicht schön?« Shawna zeigte auf einen Druck, der – wie konnte es anders sein? – ein Pferd zeigte. Das Tier entstieg einem See, einem geheimnisvollen, in seltsames Licht getauchten Gewässer, umgeben von Bergen und Wäldern. All das erinnerte Viola an ihre Beobachtungen der wilden Ponys am Lough Dan. Aber da war noch mehr als nur die vergleichbare Landschaft und das Zwielicht. Irgendetwas an diesem Pferd … Und dann fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen: Das Pferd auf dem Bild hatte nicht nur langes, wehendes Haar und schien über dem Boden zu schweben, es hatte vor allem helle Augen! Und genau das hatte Viola an den Pferden am See irritiert. Wahrscheinlich waren sie ihr deshalb so unheimlich vorgekommen! Der Graue hatte sie aus hellen »Menschenaugen« angesehen, blau oder grau, wie umflort vom Nebel, als spiegelten sie den See. Und diese seltsamen Augen hatten auch das Starren des weißen Pferdes so bedrohlich wirken lassen, dessen Anblick Ali derart nervös zu machen schien.
    Sie überlegte, ob sie es Shawna erzählen konnte, aber die überschlug schon ihre Barschaft. Sie wollte den Druck unbedingt haben, doch leider hing kein Preisschild daran.
    »Komm, wir gehen rein!«, erklärte sie entschlossen und zog Viola in das winzige Geschäft, in dem es betörend nach Thymian und Lavendel roch. Der Laden verkaufte Kerzen und

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