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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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hatte, es hatte mir enorm zugesetzt. Obwohl ich nun schon ein paar Liter Blut getrunken hatte, fühlte ich mich immer noch extrem schwach.
    Von unten drang gedämpftes Stimmengemurmel an mein Ohr. Ich blieb auf der letzten Stufe stehen und sah, wie Olivia und Tamara zusammen am Küchentisch saßen und sich leise unterhielten. Tamara machte ein extrem besorgtes Gesicht und als ich mich suchend umsah, entdeckte ich Valentina, die wie erstarrt auf der Couch saß und in den Fernseher starrte. Ihre Miene war so regungslos, dass man meinen könnte, sie wäre nur eine schöne Puppe, die man dort auf das Sofa drapiert hatte. Ich sprang von der Stufe und die Holzbohle unter meinen Füßen knarrte kurz. Zwei Köpfe fuhren herum und sahen mich an, nur Val zuckte noch nicht einmal. 
    Ich trat neben Tamara, die von ihrem Stuhl aufstand, einen Arm um meinen Nacken legte und mich fragend ansah. „Wie geht es dir?“ Noch immer war ihre Stimme sehr gedämpft.
    „Gut … ich fühle mich noch ein bisschen schlapp … aber sonst – gut“, erwiderte ich und mein Blick fiel auf ihren sinnlichen Mund. Plötzlich bekam ich wahnsinnige Lust, sie zu küssen, ihre nackte Haut unter meinen Fingern zu spüren …
    Doch irgendwas lag unheilvoll in der Luft – ich konnte es spüren und so verwarf ich den Gedanken kurzerhand wieder und wandte mich an Valentina: „Sag mal Val, wo ist Max?“ Im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass ich lieber nicht hätte fragen sollen. Valentina wandte wie in Zeitlupe ihren Kopf zu mir. Zwar sah sie mich an, doch ihre Augen waren so leer, dass ich das Gefühl bekam, sie würde durch mich hindurch blicken. „Wieso fragst du das nicht Tamara“, erwiderte sie tonlos, ehe sie ihren Kopf wieder geradeaus richtete. Fragend fiel mein Blick auf meine Gefährtin, die ihre Lippen zusammenpresste und hart schluckte. Ich konnte sehen, wie ihre Augen feucht wurden. Sie wandte sich halb ab und griff nach meinem Arm.
    „Lass uns spazieren gehen.“ Ihre Stimme klang rau und langsam dämmerte mir, dass etwas Schlimmes passiert war. Stumm folgte ich ihr nach draußen. Kühle, herbstliche Luft wehte uns entgegen und es roch nach feuchter Erde und welkenden Blättern. Obwohl es erst Anfang September war, konnte man sehen, wie sich der Sommer langsam von der Natur verabschiedete. 
    Wir entfernten uns ein paar Schritte vom Haus, ehe Tamara plötzlich stehen blieb und zu mir aufblickte. Tränen rollten über ihre Wangen, die ich mit meinen Fingern auffing und zärtlich von ihrer Haut strich. Sie schluchzte laut auf und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. Ich strich ihr beruhigend über das Haar. „Hey, was hast du? Was ist los?“, fragte ich flüsternd.
    Tamara löste sich etwas von mir und atmete schwer ein, ehe sie wieder zu mir aufsah. „Es ist so schrecklich! Ich fühle mich so schuldig – in jeder Hinsicht!“ Erneut ging ein schaudernder Schluchzer durch ihren Körper, bevor sie weitersprechen konnte. „Ich bin so froh, so glücklich, dass es dir wieder gut geht … dass du gerettet bist. Und doch weiß ich, ich dürfte mich nicht so darüber freuen! Das … fühlt sich so falsch an.“
    Ich wurde aus ihren Worten nicht schlau. „Warum darfst du dich nicht darüber freuen?“, hakte ich nach.
    Sie seufzte. „Weil … Max und ich … wir haben nach einem Heilmittel für dich gesucht. Dazu waren wir in Boston. Wir haben sogar herausgefunden, wer das Mädchen war, mit dessen Blut du vergiftet wurdest.“ Ich biss mir bei ihren Worten auf die Lippe, weil mir wieder bewusst wurde, was ich getan hatte und dass Tamara es auch wusste. Doch ihre Miene blieb weich und ohne die leiseste Spur von Vorwürfen, als sie weiter sprach. „Und dann standen wir dem Vampir gegenüber, der das Gegengift besaß. Er sagte er würde es mir geben … doch Max müsste bei ihm bleiben. Aber noch bevor ich mich entscheiden konnte, wurde mir klar, dass wir keine Wahl hatten, denn sie haben Max einfach weg gebracht.“
    Ich runzelte die Stirn. „Aber … wieso Max?“, wollte ich wissen. Tamara zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht…aber, dieser Ethan, so heißt der Vampir aus Boston, erwähnte etwas von jemanden aus Max Vergangenheit. Hast du eine Idee, wer das sein könnte?“ Ich schüttelte den Kopf, als Tamara mich fragend ansah. „Ich kenne keinen Vampir namens Ethan.“ 
    Tamara schmiegte ihren Kopf zurück an meine Schulter. „Val ist wütend auf mich … auch wenn sie das Gegenteil behauptet. Sie denkt, ich hätte

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