Ruf der Dunkelheit
Unbekannte, das ihr den Gefährten entrissen hatte. Sie war einfach noch zu jung und unerfahren.
Kapitel 8: Tamara - Vergangenheit und Zukunft
Valentina war weg und ich trat mit Julian auf die Veranda. Wir würden warten, bis sie von ihrem Jagdausflug zurückkehrte, um zusammen mit Olivia zu überlegen, wie wir Max zurückholen konnten. Allerdings erschwerte die Tatsache, dass ich keine Visionen von ihm zu fassen bekam, unser Unterfangen immens. Ich konnte noch nicht einmal sagen, wo er sich gegenwärtig befand. Ich stützte mich auf dem hölzernen Geländer ab, das die Terrasse vollständig umschloss und starrte in die Dunkelheit.
„Was grübelst du?“ Julian trat von hinten an mich heran und ich spürte seinen warmen Atem, der an meinem Nacken entlang streifte. Ich schloss kurz die Augen und seufzte. Ich genoss seine Anwesenheit und war unendlich froh, dass es ihm wieder besser ging. Seine Hand legte sich auf meinen Rücken und strich langsam nach oben, an meinem Hals entlang, während sich sein Körper meinem näherte. Die Luft zwischen uns, schien elektrisch geladen zu sein, denn meine Haut begann zu kribbeln. Ich wandte mich halb zu ihm um und sah ihm in die Augen. „Ach … nichts … ich habe mich nur gerade gefragt, warum ich Max nicht mehr sehen kann – das würde so vieles erleichtern …“ Ich seufzte wieder und verstummte, als Julian mir einen Kuss auf die Lippen hauchte. Er richtete sich auf, strich mir über die Wange und musterte mich fragend. „Ist es das, was dir so zusetzt?“, wollte er wissen.
Verwundert sah ich zu ihm auf. „Was meinst du?“
„Na ja“, begann er gedehnt, „wie soll ich das sagen … du … scheinst dich nur schwer zu kontrollieren zu können – zumindest hat es vorhin den Anschein gemacht, als du … dich mit Val gestritten hast.“
Ich presste die Lippen zusammen, bis es schmerzte. War es wirklich schon so schlimm? Immerhin kämpfte ich schon länger gegen meine brodelnden Emotionen, doch bis jetzt schien es ihm nicht weiter aufgefallen zu sein. Was, wenn ich irgendwann nicht mehr in der Lage wäre … - meine Gedanken überschlugen sich – wenn ich irgendwann die Kontrolle über mich verlieren würde?! Ich wandte mich von Julian ab, denn meine Augen brannten verräterisch.
„Tamara? Was ist los?“ Seine Stimme klang irritiert und wurde begleitet, von einem besorgten Unterton. Ich schluchzte auf und spürte, wie er fast grob meine Schulter packte, mich herumdrehte und mich zwang, ihn anzusehen. „Es liegt nicht an Max´ Verschwinden, oder?“ Sein Blick verriet bereits, dass er es eigentlich wusste. Dass er nur noch darauf wartete, es von mir bestätigt zu bekommen. „Oh Tamara!“, raunte er, als ich langsam nickte und schluchzend in seine Arme sank; mein Gesicht an seiner Brust vergrub und spürte, wie sich die Tränen fast schmerzhaft aus meinen Augen drängten. „Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht bemerkt habe, wie schlecht es dir geht!“, flüsterte er schuldbewusst und drückte mich noch fester an sich. „Ich habe Angst – Julian …“, schluchzte ich in seine Brust. „Ich habe solche Angst, dass ich …“
„Shhhh“, unterbrach Julian mich und strich beruhigend über mein Haar. „Ich werde dir helfen, es unter Kontrolle zu bekommen – genauso, wie du mir geholfen hast und ich werde für dich da sein, so wie du es für mich warst! Glaub mir, wenn ich das geahnt hätte …“ Er verstummte und schluckte hart. „Es ist das Blut, oder? Damians Blut. Es hat also einen Haken, so stark und nahezu unverwundbar zu sein…“ Er sprach mehr zu sich selbst und ich nickte nur schwach. Julian kannte die Antwort bereits.
Als wir später am Ufer des Sees saßen und den ersten Sonnenstrahlen zusahen, die den nächtlichen Himmel mit einem atemberaubenden Farbspektrum Leben einhauchten, lehnte ich meinen Kopf an Julians Schulter. Ich ließ meinen Blick über die schimmernde Wasseroberfläche schweifen, auf der sich kleine Wellen brachen. „Wie hast du es geschafft?“, fragte ich, ohne meinen Blick von dem nahenden Sonnenaufgang abzuwenden. „Was?“, wollte Julian wissen, während er einen Stein ins Wasser schnippte.
„Na ja, mir ist auch aufgefallen, dass du dich verändert hast, seit … seit jener Nacht.“ Jetzt richtete ich mich auf und sah ihn an, während er seine Finger mit meinen verflocht. „Du wirkst so … ruhig und ausgeglichen. Du hast menschliches Blut getrunken, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es
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