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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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räumte die ersten Blutkonserven in den Kühlschrank und mein Blick fiel dabei auf meine blutverschmierten Hände. Schnell lief ich ins Bad und drehte den Wasserhahn auf. Während ich das Vampirblut von mir abwusch, erschien plötzlich Julian in der Tür. Er starrte auf das rot gefärbte Wasser, das den Abfluss hinunter rann und zog seine Brauen zusammen. „Was ist passiert?!“ Seine Stimme klang rau.
    Ich rollte mit den Augen und schnaubte. „Abtrünnige! Sie müssen Chandler gefolgt sein … und kaum war er weg, haben sie versucht, mir das Blut zu stehlen.“
    „Wie viele waren es?“, wollte Julian wissen.
    „Drei … keine Ahnung ob es eine größere Gruppierung ist, aber ich denke, ich habe zumindest ihren Anführer erledigt.“ Ich trocknete mir die Hände ab und sah zu ihm auf. „Ist alles okay, bist du verletzt?“ Er blickte prüfend an mir herunter, doch ich schüttelte den Kopf und ein kurzes Grinsen huschte über mein Gesicht. „Mir geht’s gut. Ich hatte sie schon getötet, bevor sie mir überhaupt zu nahe kommen konnten.“, erwiderte ich und Julians Miene entspannte sich etwas. „Und die Leichen?“
    „Mittlerweile sollte von ihnen nicht mehr als ein Häufchen Asche übrig sein. Ich habe von unterwegs schon die zuständige Agency informiert, damit sie sich um die Überreste kümmern.“ Ich war bestens vertraut, mit der Arbeit der Vampires Renegade Agency´s, die sicherstellten, dass Unsereins sich an die Regeln hielt und wir somit weiterhin unbehelligt unter den Menschen leben konnten. Vor ein paar Jahren hatte ich in New York selbst einen Auftrag für Benjamins Agentur erledigt. 
    „Wo warst du eigentlich?“, fragend sah ich ihn an. Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin einmal um den See gelaufen und habe ein bisschen gejagt.“ Ich biss mir auf die Lippen und trat einen Schritt auf ihn zu. „Wenn du es dir anders überlegt hast …?“ Julian schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein! Du hast recht, ich habe die letzten Stunden nachgedacht … es scheint, als wäre das hier meine letzte Chance, alles wieder in den Griff zu kriegen.“ Seine Augen verdunkelten sich, doch er betrachtete mich voller Liebe, als er über meine Wange strich und mir einen Kuss auf die Lippen gab. Ich schlang meine Arme um ihn und erwiderte den Kuss, während unsere Herzen im gleichen Takt schlugen. 
    *** 
    Am nächsten Morgen trat ich gerade aus der Dusche, als Julians Handy klingelte. Obwohl er sich im Zimmer nebenan befand, konnte ich hören, wie er sich mit Max über den Vorfall mit den Abtrünnigen unterhielt. Schnell schlang ich ein Handtuch um meinen nassen Körper und lief zu Julian, der sich gerade von Max verabschiedete.
    „Was hat er gesagt?“, fragte ich, als ich über die Türschwelle trat. Julian wandte sich zu mir herum. Er sah nachdenklich aus. „Max hat ein bisschen herumtelefoniert und in Erfahrung gebracht, dass es hier in der Gegend keine bekannte Gruppe von Turncoats gibt. Entweder es waren Nomaden oder der Angriff auf dich war zielgerichtet. Möglicherweise ging es ihnen gar nicht … um das Blut.“ Auf seiner Stirn erschien eine sorgenvolle Furche.
    „Aber warum sollten mich irgendwelche fremden Vampire angreifen?“ Ich konnte mir das beim besten Willen nicht vorstellen. „Vielleicht waren sie frühere Anhänger von Damian?“, gab er zu bedenken und ich zuckte mit den Schultern. „Hm ... ich weiß nicht ... ganz ehrlich – Damian ist seit zwei Jahren tot. Und die wenigsten wissen, dass ich für seinen Tod verantwortlich bin.“ Ich wollte nicht daran glauben, dass jemand auf Rache sinnte, weil ich den Ur-Vampir getötet hatte. Die meisten unserer Art hatten erleichtert aufgeatmet, als sie erfuhren, dass sie ab sofort nichts mehr vor ihm zu befürchten hatten.
    „Mach dir nicht zu viele Gedanken, wahrscheinlich waren es nur eine Handvoll Abtrünnige auf der Durchreise“, erwiderte ich und Julian knurrte. Es gefiel ihm nicht, dass ich seine Besorgnis nicht teilte. „Und außerdem, müssen wir uns auf dich konzentrieren“, fügte ich hinzu und er widersprach nicht. 
    Ich holte mir etwas zum Anziehen aus dem Schrank und hielt plötzlich inne. Ein brennender Schmerz, der sich von meinem Herzen langsam durch meine Körper fraß, erinnerte mich daran, dass ich schnellstmöglich Blut zu mir nehmen musste.
    Als ich hinunter in die Küche ging, hörte ich Julian am Kühlschrank hantieren. Er füllte gerade zwei Blutkonserven in Gläser um und sah zu lächelnd zu mir auf.

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