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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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nimmt den brennenden Schmerz, wenn auch nur für eine Weile, aber … auf der anderen Seite ist es, als würde mir mein Verstand nicht erlauben, so schwach zu sein und … mich so meinen Trieben hinzugeben.“ Er verstummte und unsere Blicke trafen sich. Ich legte meine Hand auf seine und betrachtete einen Moment lang unsere verflochtenen Finger. „Du tötest ja niemanden. Und deshalb müssen wir deinen Verstand eben dazu bringen, es abzuschalten. Die Schuldgefühle - meine ich. Das hast du doch auch damals geschafft, mit Caroline … und davor hattest du viel schlimmere Dinge getan. Margaretha …“ Weiter kam ich nicht, denn plötzlich verhärteten sich Julians Gesichtszüge und seine Augen blitzten.
    „Wieso fängst du jetzt mit ihr an?“ Seine Stimme war nur ein Zischen. „Ich … weiß nicht, sie ist mir gerade so als Beispiel eingefallen – keine Ahnung warum … vielleicht weil Max sie vor ein paar Tagen erwähnte“, stammelte ich unbeholfen, weil ich bemerkte, wie sich jeder Muskel seines Körpers anspannte.
    „Er hat von ihr gesprochen? Was hat er gesagt?“ Julians Stimme begann zu beben. Was hatte er denn nur plötzlich?
    „Nichts … ich meine … er hat wohl ein paar Mal an sie denken müssen – du weißt ja, die inneren Dämonen und so …“ Ich versuchte einzulenken aber es schien, als wäre nun jedes weitere Wort von mir unwichtig. „Belaste dich doch nicht mit dieser alten Geschichte. Es ist schon so lange her und Max hat dir doch schon längst verziehen. Er hat doch Valentina …“ 
    Plötzlich flog polternd der Tisch um, der zwischen uns gestanden hatte und zerbrach auf den Holzbohlen der Terrasse. Ich zuckte erschrocken zurück und starrte Julian entsetzt an. Sein Atem ging flach und schnell und seine Hände waren zu Fäusten geballt. „Du warst damals nicht dabei, Tamara! Sie war die Liebe seines Lebens – seines gesamten Daseins! Er ist nie über sie hinweg gekommen und er wird es auch nicht! Du bist noch zu jung, um zu verstehen, was ich damals angerichtet habe!“, schrie er mir entgegen und ich glaubte, Tränen in seinen Augen zu sehen.
    „Julian … es … tut mir leid! Ich wollte nicht …“ Beschwichtigend hob ich die Arme und machte einen Schritt auf ihn zu. Sein Blick flog immer wieder hektisch von links nach rechts, ehe er erneut auf mich fiel. Er trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. „Ich … mein Gott, ich weiß gar nicht was gerade mit mir los ist … ich …“, stammelte er zusammenhanglos, während ich versuchte, mich ihm zu nähern.
    „Ist schon okay, beruhige dich erstmal …“ Doch er wich mir erneut aus.
    „Nicht! Ich … muss … ich brauche kurz einen Moment – bitte versteh ... “ Dann hörte ich die Luft surren und er war weg. 
    „Julian?!“, rief ich hysterisch in das finstere Unterholz, doch das leise Rascheln seiner Schritte war kaum noch zu hören. Ich sprang von der Terrasse und lief ein paar Meter in den Wald. „Julian!“, schrie ich erneut. Ich lauschte in die Dunkelheit, doch es blieb still. Er war einfach weg!
    Tränen stiegen in mir auf, als ich mich zurück zum Haus schleppte. Ich starrte auf den zerborstenen Tisch und langsam begriff ich, dass etwas sehr schief gelaufen war. Das bleierne Gefühl der Hilflosigkeit machte sich in mir breit und ich sank kraftlos auf den Boden. Warum war er weggelaufen? Würde er überhaupt wiederkommen? Oder war er mittlerweile so zerfressen von Selbstzweifeln, dass er das hier nicht durchstehen würde. Heiß liefen mir Tränen über die Wangen und ich vergrub schluchzend den Kopf in meinen Händen.
    Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, räumte ich die Überreste des Tisches zur Seite, setzte mich auf einen Stuhl und wartete. Doch Julian kam nicht.

Kapitel 3: Julian - Gift
    Ich lief so schnell ich konnte, ohne zu wissen, wohin. Mein Körper bebte noch immer und die Wut hatte sich unerbittlich durch meine Adern gefressen. Warum musste Tamara auch plötzlich mit Margaretha anfangen?! Seit Jahrhunderten verfolgte mich diese eine, besonders abscheuliche Tat, die mit nichts mehr gutzumachen war. Allein dass ich mit dem Wissen leben musste, Max´ damalige, einzigartige Liebe getötet zu haben, schwelte zu jeder Zeit in meinem Gedächtnis. Unlöschbar und mahnend. Gehetzt rannte ich weiter, während meine Gedanken langsam wieder klarer wurden und ich begann zu grübeln.
    Eigentlich traf Tamara keine Schuld, sie hatte sich wahrscheinlich nichts dabei gedacht, als sie mir gut zureden

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