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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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ich meine Umgebung keine Sekunde aus den Augen. Zu groß war meine Angst, dass derjenige, der mich in der Ruine eingesperrt hatte, von der unterirdischen Verbindung wusste.
    Als ich schließlich das Ende des Tunnels erreicht hatte, fand ich mich vor einer Art Treppe wieder. In den Stein waren Stufen und Absätze gehauen, sodass es ein Leichtes für mich war, hinauf zu gelangen. Hastig kletterte ich nach oben, bis ich vor einer Mauer stand, die einen rechteckigen Durchgang versperrte. Meine Finger flogen tastend über den glatten Stein, der mich von meiner Freiheit trennte, doch als ich nichts erfühlen konnte, stemmte ich mich einfach dagegen. Mit einem schleifenden Geräusch wich das massive Tor zur Seite und ein Lichtstrahl fiel durch den Spalt und blendete mich.
    Ich hob den Unterarm und schirmte meine zusammengekniffenen Augen ab, bis ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Vorsichtig warf ich einen Blick durch die schmale Öffnung und bemerkte, dass ich mich in einem der kleinen Mausoleen befinden musste, die überall auf dem Friedhof erbaut worden waren. Vor mir flackerte ein Lichtermeer unzähliger Kerzen. Manche waren schon zu Stumpen herunter gebrannt, andere wiederum erweckten den Anschein, als wären sie gerade erst angezündet worden. Irritiert suchten meine Augen das Gemäuer nach dem Ausgang ab. Zwar fragte ich mich, was es mit dieser Grabstätte auf sich hatte und wozu man einen unterirdischen Gang von der Ruine hierher gegraben hatte, jedoch verlor ich keine Zeit, nach draußen zu gelangen. Ich atmete ein paar Mal hintereinander tief durch, als sich meine geschundene Lunge erstmals mit frischer, kühler Luft füllte. 
    Dann rannte ich los. Verzweifelt suchte mein Blick jeden Schatten in der Dunkelheit ab. Mein Atem ging schwer, nachdem ich die gesamte Westseite durchquert hatte. Als ich die Kapelle erreichte, die ihren kleinen weißen Turm in den Nachthimmel streckte, stützte ich keuchend die Hände auf meinen Knien ab und zwang meinen Verstand zur Ruhe. Vor mir erstreckte sich der östliche Teil, der hinterhalb der Kapelle auf einer kleinen Anhöhe lag. Unwillkürlich schlug mein Herz schneller. Hier hatten Ethan und David den Sarg ausgegraben, in dem ich Max vermutet hatte.
    Ich nahm meine verbliebene Kraft zusammen und hetzte weiter, so schnell mich meine geschwächten Beine trugen – bis ich das eigenartige Leuchten sah, das so viel heller strahlte, als die Kerzen aller Gräber zusammen. Ein verzweifeltes Schluchzen drang an mein Ohr und sofort stolperte ich vorwärts. Das Leuchten wurde heller und als ich heftig atmend hinter einer Hecke hervortrat, weiteten sich meine Augen und ich musste ein paar Mal blinzeln, um zu erfassen, was hier geschah. 
    Die schemenhaften Umrisse von vier Personen umringten die strahlende Mitte. Doch ein Schatten hatte sich von den Umstehenden fortgerissen und stürzte schreiend und weinend mit den Händen voran auf die Erde. „Michael – hör auf!“ Die Stimme gehörte zu Daria, doch sie klang derart verzerrt, dass mein Verstand einen Moment benötigte, um sie richtig einzuordnen.
    Michael?! Mein Blick flog hektisch umher, doch es dauerte einen Augenblick, bis ich ihn erkannte. Ungläubig starrte ich auf die Lichtgestalt, deren Gesichtszüge, Michaels auf erschreckende Art und Weise glichen. War er das wirklich?! Der helle Schein blendete mich enorm und nur mit Mühe konnte ich meinen Blick weiterhin auf ihn gerichtet lassen. Ich trat noch einen Schritt nach vorn und entdeckte, dass vor ihm noch jemand stand. Das … das war doch unmöglich!
    Olivia! Sie bebte am ganzen Körper, als er sich ihr näherte. Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange und ihr Kinn erzitterte unter dem Schluchzen, das ihr entfuhr. Daria rappelte sich indes auf, wollte vorwärts stürmen, doch jemand packte die weinende und um sich tretende Hexe an der Schulter, umschlang sie mit den Armen und hinderte sie daran. „Julian!“ Lass mich sofort los!“, schrie sie, während sie panisch versuchte, sich aus seinem Griff zu winden.
    Julian! Sein Name durchzuckte meine Gedanken wie ein Blitz! „Julian!“ Sofort gaben meine Beine den Impuls, vorwärts zu laufen. Doch anscheinend hatte er mich nicht gehört. „Julian!“, rief ich erneut und erstarrte im nächsten Moment. Michael hatte seine Arme ausgebreitet und schlang sie plötzlich fest um seine Schwester, so als wollte er sie umarmen. 
    Das Leuchten wurde zu einem Strahlen, so hell, als würde man der Sonne nur wenige Meter

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