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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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die schemenhaften Umrisse einer Tür. Ich beeilte mich, auf die Beine zu kommen, doch da prasselte ein erneuter Funkenregen auf mich herab. Halb krabbelte, halb robbte ich vorwärts, bis ich den rettenden Ausgang endlich erreichte. Ich richtete mich auf und legte die Hand an den Türriegel. Ein unsäglicher Schmerz breitete sich sekundenschnell über meine Handfläche aus; ich hatte nicht bedacht, wie heiß das Metall war. Geschockt starrte ich auf den roten Abdruck des Türschlosses, das sich in meine Haut gebrannt hatte. 
    Ein ohrenbetäubendes Bersten erfüllte den Raum, als hinter mir einer der tragenden Deckenbalken auf dem Boden auftraf und Funken in alle Richtungen stoben. Ich sprang auf die Beine und warf mich mit voller Kraft gegen die Holztür. Zwar bogen sich die Holzlatten unter meinem Gewicht ächzend nach außen, doch die Tür hielt stand. Stirnrunzelnd trat ich einen Schritt zurück, nahm mehr Schwung auf und hörte meine Schulter knacken, als sie die Wucht des Aufpralls abfing, während der Ausgang weiter verschlossen blieb. 
    Mittlerweile war die Hitze fast unerträglich. Ich stolperte rückwärts, fiel zu Boden und blieb keuchend liegen. In meiner Schulter wütete ein dumpfer Schmerz und das Blut rauschte pochend in meinen Ohren. Jeder Atemzug fiel mir unendlich schwer. Der beißende Qualm füllte meine Lungen aus und sorgte für einen schier unerträglichen Hustenreiz.
    Wieder und wieder, versuchte ich mich auf die Beine zu stemmen, während die Flammen mich immer weiter einschlossen – doch ich war wie gelähmt. Matt und kraftlos sank ich jedes Mal zurück auf den Boden. Mir schwanden die Sinne, als sich erneut die winzigen spitzen Steine in meine rechte Gesichtshälfte bohrten, die überall auf dem rauen Untergrund verteilt waren. Resignierend schloss ich die Augen, als das Feuer so nah war, dass meine Haut von einem schmerzhaften Prickeln überzogen wurde. Es fühlte sich an, als würde man mich mit tausenden kleinen Nadeln quälen. Ich ergab mich meinem Schicksal, der Kampf war verloren – wer immer mich zum Sterben hierher gebracht hatte, hatte gewonnen. Bald würden lediglich Asche und Staub von mir übrig sein, die der Wind in alle Himmelsrichtungen fort trug. 
    Rasselnd stieß ich meinen Atem aus und eine stille Träne rollte aus meinem Augenwinkel. Der Lärm des abbrennenden Gemäuers grollte tosend in meine Ohren. Überall knackte, knisterte und loderte es und plötzlich gab der Boden unter mir nach.
    Ein riesiges Loch tat sich auf und verschluckte mich, mitsamt den glühenden Balken, die neben mir von der Decke gekracht waren. Zischend zog kühle Luft an meinem Gesicht vorbei, während ich fiel. Es waren nur ein paar Meter, trotzdem durchzuckte mich ein dumpfer Schmerz, als ich mit meinem Brustkorb auf dem unebenen Steinboden auftraf. Pfeifend entwich Luft aus meinen Lungen, während ich mich instinktiv zusammenrollte, um den Schmerz, der von meinen Rippen ausstrahlte, erträglicher zu machen. Zum Glück war auf meinen Körper verlass und er begann sofort damit, meine inneren und äußeren Verletzungen zu heilen. 
    Als ich endlich in der Lage war, mich aufzurichten, sah ich mich erstaunt um. Vor mir erstreckte sich die gähnende Dunkelheit, eines unterirdischen Gangs. Ruckartig hob ich den Kopf und sah nach oben, als über mir mit einem ohrenbetäubenden Lärm alles zusammenbrach. Funken stoben zu mir hinab, gefolgt von verkohlten Brettern und Steinbrocken. Sie prasselten wie ein Hagelschauer auf mich nieder.
    Blitzschnell kroch ich vorwärts und presste mich in einem kleinen Vorsprung gegen die Wand, der sich am Eingang des steinernen Tunnels befand, der sich vor mir erstreckte. Über mir breitete sich eine gespenstische Ruhe aus; lediglich ein leises Knistern und das Dampfen der schwelenden Überreste der Ruine drangen an meine Ohren. Ich lauschte noch einen Moment, dann stemmte ich mich hoch und machte zögernd einen Schritt nach vorn. Geduckt schob ich mich an der felsigen Wand entlang und suchte mit meinen Augen hektisch jeden Quadratzentimeter vor mir ab. Es war stockdunkel, doch zum Glück war es für mich kein Problem, dennoch etwas zu erkennen.
    Langsam und zögerlich setzte ich einen Fuß vor den anderen. Jede Faser meines Körpers war aufs Extremste angespannt. Auf einmal nahm ich am Ende des Ganges einen spärlichen Lichtstrahl wahr, der von oben herab auf den Boden fiel. Ein Ruck ging durch meine Körper hindurch und ich bewegte mich eilig darauf zu. Trotzdem ließ

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