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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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gepaart mit einem jaulenden Aufschrei, jagten mir mehrere eisige Schauer durch die Glieder. 
    Valentina ließ augenblicklich von Olivia ab und presste mit gequälter Miene ihre Hände gegen ihre Brust. Sie taumelte rückwärts und weil Max nicht in der Lage war, sie aufzufangen, warf ich mich nach vorn, erwischte sie an der Schulter und stützte sie, als sie in meine Arme sank.
    „Julian! Mach das es aufhört!“, schrie Valentina aus vollem Hals und wand sich stöhnend in meinen Händen. „Bitte!“ Sofort riss ich ihre Hände beiseite und kämpfte bei dem Anblick, der sich mir bot, die Übelkeit nur mit Mühe wieder hinunter. Im Stoff ihres Pullovers klaffte ein großes Brandloch, dessen Ränder schwarz verbrannt herunter hingen und die Sicht auf die noch leicht glühende Wunde über ihrem Rippenbogen freigaben. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg mir beißend in die Nase und sofort drohten die schrecklichen Bilder von Tamaras brennendem Körper, mich zu überrollen. Heftig atmend besann ich mich darauf, dass Valentina jetzt meine Hilfe brauchte. Meine Hände zitterten, als ich sie im Gras ablegte und meine Finger auf ihre Wunde presste. Schaum trat vor ihren Mund, während ihre Beine vor Schmerz und Pein unkontrolliert zuckten. „Valentina! Ganz ruhig – gleich wird es besser!“ Mittlerweile war Max an meiner Seite, strich ihr über das Haar und versuchte sie zu beruhigen. 
    Michael hatte die Szene stumm, aber mit fassungslosem Entsetzen verfolgt. Jetzt zogen sich seine Brauen zu einem wütenden Strich auf seiner Stirn zusammen. „Du bist nicht mehr länger meine Schwester!“, presste er durch sein zusammengebissenes Kiefer. „Du hast lange genug Schande über unsere Familie gebracht – damit ist jetzt Schluss!“ Während er sprach, wuchs seine Stimme zu einem dumpfen Grollen heran und es schien, als begann er von Innen heraus zu leuchten. Seine Augen durchfuhr ein rötlicher Schimmer, als er die Arme ausbreitete und die Handflächen öffnete. Die Haut an seinen Händen hatte die Farbe von glimmender Kohle. Ich beobachtete, wie Darias Gesicht einen panischen Ausdruck annahm und sich ihre Lippen zu einem Schrei formten, der wenige Augenblicke später schrill aus ihrer Kehle drang.
    Genau in diesem Moment wich das siegessichere Lächeln aus Olivias Gesicht, während Michael ganz dicht an seine Schwester herantrat. Es schien, als würde sie erkennen, dass sie ihren Bruder unterschätzt hatte. Angstvoll weiteten sich ihre Augen, während mittlerweile Michaels gesamter Körper glühte. Abwehrend hob Olivia die Arme und sah ihrem Bruder einen Moment lang in die Augen. Sie schien wie erstarrt und über ihre Wange rollte eine einzelne Träne, während ihr Kinn heftig anfing, zu zittern. Ihre Nasenflügel bebten und ihr Atem flog in Höchstgeschwindigkeit, als sie die Hände zu Fäusten ballte und die Augen schloss.

Kapitel 18: Tamara - Und wenn sie nicht gestorben sind
    Ein lautes Knistern war das vorherrschende Geräusch in meinem Kopf, als meine Sinne langsam wieder zurückkehrten; gepaart mit züngelndem Zischen und beißendem Qualm, der mir das Atmen fast unmöglich machte. Auf meiner Zunge hatte sich der Geschmack von Ruß ausgebreitet. Schwerfällig rollte ich mich auf den Rücken und zwang mich dazu, meine Lider zu heben.
    Über mir war kaum etwas zu erkennen, außer dem unheilvoll tanzendem Flackern der Flammen, die sich langsam aber stetig in Richtung Deckenbalken fraßen. Mühsam stemmte ich mich hoch, grub meine Finger in den mit Asche und Dreck bedeckten Boden. Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass ich ringsum von einer Steinmauer eingeschlossen war. Offenbar befand ich mich in der Steinruine, unweit des Friedhofs, die wir auf der Herfahrt passiert hatten. Nur langsam wurden meine Gedanken klarer. Wer hatte mich hierher gebracht? Und hatte dieser Jemand auch Ethan getötet?! Die Erinnerung an seinen brennenden Körper ließ mich erschaudern. 
    Ein bedrohliches Knacken zog sich durch die Balken über mir und augenblicklich stürzten glühende Holzstücke auf mich herab. Schnell schirmte ich meinen Kopf mit meinen Armen ab. Nicht mehr lange und die gesamte Decke würde brennend über mir zusammenbrechen. Meine Kehle schnürte sich zu, denn vor Feuer war ich trotz der Verwandlung durch Damians Blut nicht gefeit.
    Zischend trafen einige herabfallende Funken auf die Haut meiner Arme und fraßen sich schmerzvoll ins Fleisch. Ich stieß keuchend Luft aus, blickte mich suchend um und entdeckte

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