Ruf der Geister (German Edition)
heute Morgen bei Ina. Du weißt schon, die Frau, die mir manchmal mit diesen Dingen hilft. Sie meinte, ich hätte vielleicht eine Verbindung zu dem Mö rder.“
„Wegen des Traums?“
„Auch weil ich beim Mord im Malakow-Turm kein Gesicht erkennen konnte.“
Erich zog die Augenbrauen zusammen. „Ich kenne di ese Ina nicht, aber hast du mal deine Straßenkinder genau unter die Lupe genommen? Wäre einer dazu fähig?“
Joshua antwortete nicht. Wäre Julian dazu fähig? Aber aus welchem Grund sollte er junge Frauen töten? Und wieso träumte er selbst dann aus der Sicht des Mörders?
„Josh?“
„Ich weiß es nicht.“
KÜNSTLERPARTY
Erich war fort und Joshua saß erschöpft auf seiner Couch. Er hatte seinen Schützlingen jeweils ein Handy organisiert, das sie zumindest für Notfälle nutzen konnten. Zum dritten Mal rief Joshua den Jungen jetzt erfolglos an.
„Wo bist du, Julian?“, murmelte er.
Plötzlich klingelte es an der Tür und Joshua sprang so rasch auf, dass er fast über seine Hausschuhe gestolpert wäre. Er betätigte den Türöffner.
„Julian?“
„Nein, ich bin’s!“ Lea kam die Treppe herauf. „Komm ich ungelegen?“
Joshuas Herz machte einen Satz. „Nein!“
„Was ist passiert? Du siehst ja furchtbar aus!“
Wo sollte er anfangen?
„Mein Tag war nicht so toll.“
„Das sehe ich.“
Mit den Erlebnissen des heutigen Tages würde er sie womöglich wieder vertreiben, also ging er nicht weiter darauf ein. Jetzt, wo sie bei ihm war, bemerkte Joshua, wie sehr er ihre Nähe vermisst hatte. Wie konnte das nach so kurzer Zeit sein? Er war nicht der Mann, der sich auf den ersten Blick verliebte.
„Ich glaube, du brauchst wirklich mal eine Luftverä nderung.“
„Und das heißt?“
„Dass wir auf eine Party gehen! Es ist Freitag!“
„Auf eine … Lea, sieh dir mal an, wie ich aussehe.“
„Im unrasierten Zustand und mit Jogger? Süß! Zieh dich trotzdem um.“
„Aber …“ Joshua sah in ihre grünen Katzenaugen. Vielleicht hatte sie recht. Er musste raus und unter Leute. „Lea, hat Erich Probleme gemacht?“
„Nur ein wenig. Du alte Petze!“, sagte sie und grinste frech.
„Ich habe …“
„Lass mal, Josh, ich weiß. Erich hat mir das erklärt.“
Was hat er ihr wohl erzählt? , fragte er sich. „Auf eine Party, mh?“, lenkte er schnell auf ein anderes Thema.
„Jawohl!“
Mit einem Lächeln ging Joshua in sein Schlafzimmer.
„Ach, und lass ruhig den Dreitagebart. Damit siehst du ein bisschen aus wie ein Pirat.“
Er zog sich gerade sein Oberteil über den Kopf und grinste belustigt. „Und du magst das?“
„Manchmal“, antwortete sie kess und trat in das Schla fzimmer. Lea ignorierte die Tatsache, dass er sich gerade umzog und mittlerweile nur noch Unterwäsche trug.
Joshua fühlte, dass ihm von dem Synthetikpullover die Haare zu Berge standen. Außerdem trug er verwaschene Boxershorts, die man als Liebestöter bezeichnen konnte, und an seinem Unterhemd war an einer Stelle die Naht aufgerissen.
„Du erwischt mich nicht gerade in meinen besten Kl amotten.“
Mit einem frechen Lächeln näherte sich Lea ihm. „Ich guck eher auf den Inhalt und der gefällt mir.“
„Du flirtest doch nicht etwa mit mir?“
„Nein, überhaupt nicht.“
„Wenn du mich kurz allein lässt, kann ich auch für eine ordentliche Verpackung sorgen“, erwiderte er spitzbübisch.
Lea knabberte verführerisch auf ihrer Unterlippe. „Na gut.“ Sie verließ den Raum und Joshua hörte, wie sie in seiner Küche hantierte.
„Sag mal“, rief er. „Wie machst du das eigentlich bei der Arbeit? Flirtest du so lange mit den Verbrechern, bis sie dir zu Füßen liegen?“
Er schlüpfte rasch in ordentliche Unterwäsche, zog sich eine schwarze Jeans an und stand dann rätselnd vor dem Kleiderschrank.
„Verbrecher kriegen von mir einen Tritt in den Arsch.“
Sie lehnte wieder mit einer Tasse – Kakao? – im Tü reingang. Joshua wandte sich zu ihr um.
„Dann möchte ich kein Verbrecher sein“, entgegnete er. „Was ist das für eine Party? Ich weiß nicht so recht, was ich anziehen soll – so als Pirat.“
Lea lugte in seinen Schrank. Er war sich ihrer Nähe sehr bewusst und versuchte sich zusammenzureißen. Sie roch so gut!
„Zieh das karierte Hemd hier an. Die Farben sind toll und passen zu deinen dunklen Haaren.“
Joshua zog das von ihr ausgesuchte Oberteil an und schaute in den Spiegel, um einige zerzauste Haarsträhnen zu glätten.
„So, wo
Weitere Kostenlose Bücher