Ruf der Geister (German Edition)
Joshuas Gedanken, doch er ve rdrängte es vehement.
„Meine Kids sind nicht so.“
„Ich weiß, dass du sie alle liebst. Aber du kennst ihre Akten und somit ihre Vergangenheit.“
Verzweiflung keimte in ihm auf , nahm ihm die Luft zum Atmen, und Joshua fuhr sich durch das wirre Haar. Als er spürte, wie Tränen in ihm aufstiegen, entschuldigte er sich und eilte in Inas Bad. Er ließ kaltes Wasser laufen und wusch sein Gesicht, um jegliche Gefühle zu ersticken.
Ina klopfte an die Tür und Joshua öffnete sie.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja, ich muss nur nachdenken.“
„Vielleicht rufst du Erich an und sprichst mal mit ihm. Er nimmt dich ernst.“
„Mach ich. Du, ich muss zur Arbeit. Vielen Dank, Ina.“ Joshua beugte sich zu ihrer zarten Gestalt hinunter und umarmte sie kurz.
„Keine Ursache.“
Er flüchtete fast aus der Wohnung und verharrte dann einige Zeit in der Kälte. Es war halb acht. Er musste noch nicht ins Büro. Ina hatte recht, er musste mit Erich sprechen. Mit einem Frösteln setzte er sich in das kalte Auto und rief Kommissar Salberg an.
Erich meldete sich rasch. „Was ist los, Joshua?“
„Ich … gibt es was Neues wegen der Morde?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Ähm, also heute Nacht … da habe ich etwas geträumt.“ Joshua zögerte kurz. „Gibt es oben an der Kurt-Schumacher-Straße eine Baustelle mit Container?“
„Ich glaub schon. Die machen da gerade neue Abflus srohre. Da steht bestimmt ein Container für Schutt. Warum?“
„Kannst … kannst du da mal nachgucken gehen? Ich mein, vielleicht spinn ich ja auch, oder es war nur ein Albtraum, aber … es fühlte sich anders an.“
„Was vermutest du dort, Josh. Eine Leiche?“
„Ja.“
„In Ordnung, ich schicke mal eine Streife hin. Die sollen einen Blick drauf werfen. Joshua, geht’s dir gut?“
„Nicht so wirklich. Wenn ihr was findet, sag mir B escheid, ja? Aber … ich will nicht hinkommen.“
„Ist gut. Ich ruf dich nachher an.“
Eine Frage geisterte durch Joshuas Gedanken. Wann war Julian gegangen?
*
Lea stieg aus dem Auto und stellte den Kragen ihres Mantels hoch. Eisiger Wind wehte ihr ins Gesicht. Sie erschauerte und zog ihre Mütze noch ein wenig tiefer in die Stirn. Aufmerksam sah sich Lea um. Die Polizisten hatten den Bereich um die Baustelle bereits abgesperrt. Einer der jüngeren Beamten stand abseits. Sein Gesicht war kalkweiß und Lea vermutete, dass ihm übel war. Die Autos fuhren unbehelligt auf der Hauptstraße weiter, nicht ahnend, was sich hier verbarg. Schaulustige gab es um diese frühe Stunde noch nicht.
Langsam lief Lea an einem Bagger vorbei und näherte sich dem Baucontainer. Ihr Blick fiel auf das Blut daneben. Die Leute von der Spurensicherung markierten bereits die Stelle und boten mit ihren seltsamen Anzügen einen eher amüsanten Anblick. Manchmal neckte sie die Leute deswegen – heute nicht.
Vorsichtig folgte sie dem Pfad, der für die Kripo mit kleinen Markierungen gekennzeichnet worden war, damit niemand Beweismittel zerstörte. Innerlich wappnete sie sich, verdrängte jedes Gefühl und versuchte, sich abzustumpfen, um den Anblick ertragen zu können. Lea lugte in den Container. Die Leiche der Frau lag verkrümmt auf dem Bauschutt.
Er hat sie einfach hineingeworfen , dachte sie.
Ihre braunen Haarsträhnen vermischten sich mit dem Müll. Die leblosen Augen schienen weit aufgerissen den Himmel nach Hilfe abzusuchen, ihr Mund war im Todeskampf wie bei einem letzten Schrei erstarrt.
Leas Blick wanderte an dem entstellten Körper entlang. Der Pullover und das Hemd waren hochgeschoben, der Bauch der Länge nach aufgeschlitzt, die Gedärme teils herausge rissen. Einige Darmschlingen hingen noch am Rand des Containers.
Lea schluckte und biss sich auf die Lippe. Das flaue Gefühl im Magen ignorierte sie.
Als sich Erich ihr näherte, konnte sie sich ihm noch nicht widmen. Erst musste sie das Geschehen für sich ansatzweise rekonstruieren. Sie ging um den Container herum, sodass sie die Leiche, aber auch das Blut davor sehen konnte.
„Er hat sie hier überfallen“, sagte sie wie zu sich selbst. Ihr Blick richtete sich auf eine gefrorene Blutspur. „Er hätte sie auch einfach erstechen können, aber er macht sich die Mühe, schiebt ihre Kleidung hoch und schlitzt sie auf, greift sogar in ihre Eingeweide.“ Sie hockte sich hin und verfolgte in Gedanken, wie er vorgegangen sein musste.
Der Pathologe Dr Stein stieg behutsam und unerschr ocken in den
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