Ruf der Geister (German Edition)
Joshua leise. Lea nickte wortlos.
LIEBE ZUM FRÜHSTÜCK
Die Autofahrt zu Joshuas Wohnung verlief schwei gsam. Die Spannung war fast greifbar. Joshua fühlte sich ein wenig, als hätte sich die Welt nach dem Kuss aufgehört zu drehen. Eine leise Angst bohrte sich in sein Inneres. Es war so lange her …
Er warf einen Blick zu Lea, die sich in ihre Jacke k uschelte.
„Ist dir kalt?“
„Nur ein bisschen.“
Wieder Schweigen. Ging es Lea ähnlich wie ihm? Der Gedanke tröstete ihn. Er würde nichts überstürzen.
„Josh, wie alt bist du eigentlich?“
„Fünfunddreißig und du?“
„Zweiunddreißig“, antwortete sie.
„Passt gut, oder?“
Lea nickte lächelnd, als sie vor dem Haus parkte. Joshua schloss die Eingangstür auf und führte Lea die mit Teppich ausgekleideten Stufen hinauf. Er war noch immer froh, dass er in dieser wunderschönen Siedlung wohnen konnte. Die Hausbesitzer waren Freunde seiner Eltern. Ihnen war das Haus zu groß geworden, sodass sie die oberen Räume vermieteten. Damals hatte Joshua ihr Angebot gerne angenommen und war aus der Enge seiner alten Wohnung geflüchtet.
Drinnen nahm er befangen Leas Jacke entgegen.
„Du hast auch Angst!“, wisperte sie plötzlich erstaunt.
Unsicher lächelte Joshua und atmete tief durch. „Ja.“
Lea knabberte wieder auf ihrer Unterlippe. „Dann … trinken wir vielleicht erst noch was?“
Joshua schnaufte belustigt auf.
„Was denn?“ Sie schien verwirrt.
„Du sagst das so, als ob wir es heute unbedingt tun müssten.“
Lea senkte den Blick. „Irgendwie dachte ich, dass du … na ja … das erwartest nach dem Kuss.“
Völlig überrascht sah Joshua sie an und schüttelte den Kopf. „Was hattest du bisher nur für erste Dates?“, flü sterte er und näherte sich ihr. Seine Hand strich sachte durch ihre Locken.
„Wahrscheinlich ziemlich beschissene.“
„Das kann man wohl sagen. Kakao?“
„Mit viel Sahne.“
Lea setzte sich an den Tisch. „Für eine Polizistin bin ich ganz schön bescheuert, was?“
„Wieso denn das?“
„Na ja, wegen eben.“
Joshua wandte sich zu ihr um. „Wegen der ersten Dates?“
„Hmm.“
„Finde ich nicht.“ Er stellte den Kakao vor Lea und sprühte Sahne darauf. „Du bist zwar Polizistin, aber ich sehe da auch noch eine andere Lea. Und wenn du sagst, dass du dich immer bei ersten Dates auf Sex eingelassen hast, weil deine Partner es erwartet haben, dann erscheinst du mir sehr verletzlich und unsicher zu sein. Denn du hast nicht gewagt, ihnen zu sagen, dass du es nicht möchtest. Das hat aber nichts mit deiner Arbeit zu tun.“
Lea starrte ihn an und Joshua setzte sich neben sie.
„Entschuldige, ich wollte nicht ...“
„Nein, ist okay! Du hast nur …“ Sie holte tief Luft. „Das hat so noch keiner … erkannt. – Was … was siehst du in mir, Josh?“
„Zurzeit raubst mir gerade ziemlich den Atem – und zwar genau so, wie du bist.“
Er strich sanft über ihre Wange und sie lachte verlegen.
„Weißt du, dass du etwas Besonderes bist, Joshua?“
„Na ja, ich weiß, dass ich ein hoffnungsloser Chaot bin und nur mit Mühe meinen Alltag geregelt kriege. Ich trage Zottelhausschuhe, brauche eine Brille zum Lesen und habe zerschlissene Unterwäsche.“
„Zottelhausschuhe?“
Joshua lachte gedämpft und zeigte in den Flur. Lea folgte seiner Geste und registrierte offensichtlich zum ersten Mal die halbhohen Hausschuhe aus Synthetikfell, die dort standen. Sie sprang auf.
„Sind die cool!“ Rasch schlüpfte sie aus ihren Pumps und stieg in die viel zu großen Zottelstiefel. Sie sah Joshua mit strahlenden Augen an. „Weißt du, ich hab zu Hause auch so Plüschpantoffeln, aber die hier sind besser.“
Lea schlurfte zurück in die Küche und Joshua beobac htete sie vergnügt. Sie setzte sich wieder neben ihn und er legte einen Arm um ihre zierlichen Schultern, zog sie näher zu sich. „Ich erwarte erstmal gar nichts, Lea. Ich bin nur froh, dass du bei mir bist“, sagte er mit gesenkter Stimme.
Lea legte ihre Hand an seine Wange und begegnete se inem Blick. „Und ich bin froh, dass ich bei dir sein kann.“
Er kam ihr entgegen und ihre Lippen berührten sich sanft.
„Bist du müde?“, wisperte er.
„Wenn ich ehrlich bin, ja.“
„Magst du heute Nacht hierbleiben – so ganz ohne Sex?“
„Wenn du mir einen Schlafanzug leihst …“
„Willst du den mit dem Teddybären oder lieber den Pinkfarbenen?“
Verdutzt blickte sie ihn an.
„Das war ein
Weitere Kostenlose Bücher